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Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)

Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)

Titel: Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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aus dem Haus geschlichen – und als ich seinen Butler anrief, sagte er mir, Edward sei nun zu Hause und laufe in der Bibliothek auf und ab.
    Danach ging es mit Edward rasch bergab. Er besuchte mich nicht mehr, doch ich schaute täglich bei ihm vorbei. Stets saß er dann in seiner Bibliothek, starrte ins Nichts und wirkte, als lausche er auf etwas Ungewöhnliches. Zuweilen sprach er ganz vernünftig, aber immer über belanglose Dinge. Erwähnte man seine Probleme, seine Zukunftspläne oder Asenath, so löste das wilde Raserei bei ihm aus. Der Butler erzählte, Edward habe in den Nächten fürchterliche Anfälle und dass er sich noch ein Leid zufügen werde.
    Ich hatte eine lange Unterredung mit seinem Arzt, seinem Bankier und seinem Rechtsanwalt, und der Doktor begleitete mich schließlich mit zwei Kollegen auf einen Besuch zu ihm. Edwards Krämpfe, die auf die ersten Fragen folgten, waren heftig und mitleiderregend – noch an diesem Abend wurde sein armer zappelnder Körper in einem geschlossenen Wagen in das Sanatorium von Arkham gebracht. Ich wurde zu seinem Vormund ernannt und besuchte ihn zweimal die Woche – ich kämpfte jedes Mal mit den Tränen, wenn ich seine wilden Schreie hörte, sein ängstliches Flüstern und das schreckliche, leiernd wiederholte »Ich musste es tun – ich musste es tun – es wird mich kriegen – es wird mich kriegen – dort unten – dort unten im Dunkeln – Mutter! Mutter! Dan! Rette mich – rette mich –«.
    Ob er geheilt werden konnte, vermochte niemand zu sagen, doch ich versuchte trotz allem, optimistisch zu bleiben. Edward musste ein Zuhause haben, sollte er sich wieder erholen, also ließ ich seine Dienstboten in das Haus der Derbys übersiedeln, wofür er sich wohl auch entschieden hätte. Was mit dem Crowninshield-Anwesen, den vielen Möbeln und der Ansammlung völlig unerklärlicher Gegenstände geschehen sollte, konnte ich nicht entscheiden, weshalb ich für den Augenblick alles so beließ, wie es war – ich trug den Dienstboten aus dem Derby-Haushalt auf, einmal pro Woche hinüberzugehen und die wichtigsten Räume abzustauben und an diesem Tag auch durchzuheizen.
    Der schlimmste Albtraum kam vor Lichtmess – in grausamer Ironie durch einen trügerischen Hoffnungsschimmer angekündigt. Eines Morgens Ende Januar rief das Sanatorium mich an, um zu berichten, dass Edward auf einmal wieder bei Verstand sei. Sein Gedächtnis, so sagten sie, sei zwar schwer beeinträchtigt, doch sein Geist sei zweifellos wieder gesund. Natürlich müsse er noch eine Zeit lang unter Beobachtung bleiben, doch am Ausgang gäbe es eigentlich wenig Zweifel. Falls alles gut verlaufe, sei mit seiner Entlassung gewiss schon in einer Woche zu rechnen.
    Ich eilte, erfüllt von einer Woge der Freude, hinüber zu Edward, blieb aber verblüfft stehen, als eine Krankenschwester mich in Edwards Zimmer geführt hatte. Der Patient erhob sich, um mich zu begrüßen, und streckte mir mit einem höflichen Lächeln die Hand entgegen; doch ich erkannte binnen einer Sekunde, dass ihn die sonderbar energische Persönlichkeit erfüllte, die seiner eigenen Natur so fremd war – die dominierende Persönlichkeit, die mir so schrecklich erschienen war, und die, wie Edward ja selbst geschworen hatte, die in ihn eingedrungene Seele seiner Frau war. Da war derselbe funkelnde Blick – wie der von Asenath und der des alten Ephraim – und derselbe willensstarke Zug um den Mund; und als er sprach, spürte ich wieder diese grimmige Ironie in seiner Stimme – eine tiefe Ironie, die etwas drohend Böses ankündigte. Dies war die Person, die vor fünf Monaten mein Auto durch die Nacht gelenkt hatte – die Person, die ich seit jenem kurzen Besuch nicht mehr gesehen hatte, als sie das alte Erkennungszeichen an der Tür vergessen und solch wirre Ängste in mir ausgelöst hatte –, und nun weckte ihr Anblick in mir dasselbe dumpfe Gefühl, etwas gotteslästerlich Fremdes vor mir zu haben, eine unsägliche kosmische Scheußlichkeit.
    Er sprach freundlich von den Vorkehrungen für seine Entlassung – und ich konnte nichts weiter tun, als zuzustimmen, auch wenn sein Gedächtnis beträchtliche Lücken aufwies. Doch ich fühlte, dass hier etwas Schreckliches, etwas unerklärlich Falsches und Abnormes vor sich ging. Dieses Wesen verursachte einen Ekel, den ich nicht begriff. Es handelte sich um einen normalen Menschen – doch war es tatsächlich der Edward Derby, den ich gekannt hatte? Wenn nicht, wer oder was war es – und wo

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