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Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)

Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition)

Titel: Chronik des Cthulhu-Mythos II (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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Blicke wieder erdwärts und erkannten, dass unser Flugziel nah sein musste. Vor uns stiegen die unbekannten Berge in schwindelnde Höhen empor gleich einer furchterregenden Phalanx aus Riesen, und ihre eigentümlichen, regelmäßigen Auswüchse ließen sich auch ohne Fernglas mit überraschender Deutlichkeit erkennen. Wir überflogen nun die niedrigsten Vorberge und konnten inmitten all der Schnee- und Eisfelder und der nackten Felsflächen ihres Hauptplateaus zwei dunklere Flecken ausmachen, die wir für Lakes Lager und Bohrstelle hielten. Die höheren Vorberge wuchsen in einer Entfernung von acht bis zehn Kilometern zu einer Gebirgskette empor, die sich fast überdeutlich gegen den dahinter aufragenden, furchterweckenden Kamm von Gipfeln abzeichnete, die an Höhe sogar den Himalaja übertrafen. Schließlich leitete Ropes – der Student, der McTighe am Steuer abgelöst hatte – den Landeanflug auf den linken der beiden dunklen Flecken ein, dessen Größe ihn als Lakes Lager auswies. Während das Flugzeug tiefer sank, setzte McTighe den letzten unzensierten Funkbericht ab, den die Welt von unserer Expedition empfangen sollte.
    Natürlich kennt jeder die kurzen und unbefriedigenden Berichte über den Rest unseres Antarktisaufenthaltes. Einige Stunden nach unserer Landung funkten wir eine abgemilderte Darstellung über die Tragödie, die wir vorgefunden haben, und gaben widerwillig bekannt, dass die gesamte Lake-Gruppe den furchtbaren Sturm des vorangegangenen Tages oder der Nacht davor nicht überlebt hatte. Elf Tote identifiziert, der junge Gedney vermisst. Man zeigte sich nachsichtig über den schwammigen und nicht sehr ausführlichen Bericht, denn man führte ihn auf den Schock zurück, den das traurige Ereignis uns wohl versetzt haben musste, und man glaubte uns, als wir erklärten, die grässliche Gewalt des Sturms hätte alle elf Leichen derart zugerichtet, dass eine Heimführung nicht mehr infrage käme. Ich halte mir zugute, dass wir trotz unserer Trauer, der äußersten Verstörung und des Grauens, das unsere Seelen ergriffen hatte, in keinem Punkt sonderlich von der Wahrheit abwichen. Die ungeheuerliche Bedeutung liegt in dem, was wir nicht zu offenbaren wagten; was ich auch jetzt nicht offenbaren würde, zwänge mich nicht die Notwendigkeit dazu, andere von namenlosen Schrecken fernzuhalten.
    Es stimmt, der Orkan wütete mit entsetzlicher Verheerung. Ob ihn alle hätten überleben können – auch ohne jene andere Sache –, ist doch sehr zweifelhaft. Der Sturm muss, tobend Eispartikel vor sich hertreibend, alles übertroffen haben, was unsere Expedition bisher erlebt hatte. Einer der Flugzeugunterstände – die Schutzmaßnahmen scheinen alle in einem viel zu unfertigen und untauglichen Stadium verblieben zu sein – war geradezu pulverisiert worden, und der Bohrturm an der entfernten Bohrstelle lag restlos zertrümmert in Stücken. Das ungeschützte Metall der Flugzeuge und der Bohrgeräte war geradezu auf Hochglanz geschmirgelt und zwei der kleinen Zelte waren trotz der Schneewälle dem Erdboden gleichgemacht. Holzflächen, die der Wut des Sturms unmittelbar ausgesetzt gewesen waren, wiesen Löcher auf und waren ihres Anstrichs beraubt und sämtliche Spuren im Schnee waren restlos ausgelöscht. Es stimmt auch, dass wir keines der vorzeitlichen biologischen Objekte in einem Zustand vorfanden, der gestattet hätte, es als Ganzes zu befördern. Wir klaubten einige Mineralien aus einem riesigen, eingestürzten Haufen, darunter etliche der grünlichen Specksteinbruchstücke, deren fünf seltsam gerundete Spitzen und verwaschene Punktmuster so viele zweifelhafte Vergleiche herausforderten; ebenso einige fossile Knochen, darunter die charakteristischsten der so merkwürdig beschädigten Stücke.
    Keiner der Hunde hatte überlebt, ihr hastig in Lagernähe errichteter Schneeverhau war fast völlig zerstört. Das konnte der Sturm angerichtet haben, wenngleich der größere Einbruch auf der dem Lager zugewandten Seite, die im Windschatten gelegen hatte, eher auf eine Selbstbefreiung der wild gewordenen Tiere hindeutete. Alle drei Schlitten fehlten, und wir legten uns die Erklärung zurecht, dass der Sturm sie ins Nirgendwo mitgerissen hatte. Die Bohr- und Schmelzvorrichtungen an der Bohrstelle waren zu sehr beschädigt, um eine Bergung zu rechtfertigen, daher benutzten wir die Trümmer, um jenes vage verstörende Tor in die Vergangenheit zuzuschütten, das Lake aufgesprengt hatte. Die beiden meistramponierten

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