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Chroniken der Dunkelheit - 03 - Feuerkreis

Chroniken der Dunkelheit - 03 - Feuerkreis

Titel: Chroniken der Dunkelheit - 03 - Feuerkreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Lake
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gefasst sein. Aber vielleicht sind unsere Gegner auch weniger, als wir dachten, oder sie haben Angst vor unseren Bogenschützen.«
    Vielleicht, dachte Adrian, während sie nach Nordwesten vorrückten. Bisher hatten die Angreifer allerdings nicht den Eindruck gemacht, dass sie Angst hatten oder schlecht organisiert waren, so verächtlich sein Vater sich auch über sie äußerte. Drohte ihnen womöglich eine Gefahr, die auf der Karte nicht zu sehen war? Er schloss die Augen und tastete sich über den holprigen Boden vor. Zuerst begegnete er Mäusen, die vor den näher kommenden schweren Schritten flohen. Er stolperte, kehrte hastig zu sich zurück und versuchte, sich den Boden vor seinen Füßen einzuprägen. Dann schloss er die Augen wieder und schickte seinen Blick erneut aus. Eine Eule suchte im Flug das Gras nach Tieren ab, die sich bewegten. Sie sah viel schärfer als Adrian. Plötzlich stieß sie im Sturzflug nach unten, verfehlte ihr Ziel jedoch und stieg mit wütendem Geflatter wieder auf. Aber ich habe da unten Schafkötel gesehen, dachte Adrian, also ist der Boden fest. Der Vogel beschrieb einen Kreis, und Adrian sah den Fluss, eine weite, im Licht der Sterne grau schimmernde Schleife, und drüben im Westen von fern die Brücke.
    Der Boden schien fest zu sein, aber vielleicht war die Brücke eingestürzt? Adrian hoffte, die Eule würde weiter nach Westen fliegen, aber sie drehte um. Enttäuscht suchte er in Richtung der Brücke nach einem anderen nachtaktiven Vogel.
    Er fand keinen und, als er weiter im Dickicht suchte, auch keine anderen Tiere. Er tastete sich weiter – und erstarrte.
    »Adrian, was hast du?«
    Er stolperte und blickte unversehens in das erschrockene Gesicht seines Vaters. Die Männer hinter ihnen waren stehen geblieben. Sie spähten durch das Dunkel nach vorn, um zu sehen, was sie aufhielt. Die Ersten begannen leise zu schimpfen.
    »Also?« Heored klang bereits ungeduldig.
    »Vater, du musst den Männern sofort befehlen anzuhalten! Wir dürfen nicht zur Brücke gehen. Das ist eine Falle! Unsere Feinde warten auch auf der anderen Seite der Brücke auf uns.«
    Adrian sah sie immer noch vor sich: die vielen Gestalten, die leuchtenden Augen und die schimmernden Klingen. Vor allem aber hatte er hinter den Augen, die er sich geliehen hatte, eine blutrünstige Vorfreude gespürt. »Und zwar viele Dutzend Kämpfer«, fuhr er fort. »Sie wollen warten, bis die Ersten von uns auf der Brücke sind, und dann von beiden Seiten angreifen.«
    Heored starrte Adrian unverwandt an. »Ich muss gestehen, ich habe so etwas befürchtet«, sagte er langsam. »Aber du redest, als hättest du sie gesehen. Woher bist du so sicher?«
    Es war zu spät für Ausflüchte.
    »Ich habe sie gesehen«, sagte Adrian. »Sechzig bis siebzig Mann, genauso gekleidet wie die, die das Lager überfallen haben.« Die nächsten Worte kamen ihm nur schwer über die Lippen, wie Steine, die man einzeln ins Wasser fallen lässt. »Ich habe durch die Augen von einem von ihnen geblickt. Ich bin ein Ripente.«

12. KAPITEL
    Heored starrte Adrian aus schwarzen Augen an, doch seine Miene veränderte sich nicht. Er schwieg einen Moment, dann nickte er und wandte sich ab. Er sagte nichts mehr, schickte aber einen Boten nach vorn und blickte ihm nach, als wollte er ihn zu größter Eile antreiben.
    Adrian spürte eine Hand auf der Schulter und zuckte zusammen.
    Hinter ihm stand Cluaran. Er schwieg, doch sein schmales Gesicht blickte ernst. Vielleicht hatte er das ganze Gespräch mitgehört, dachte Adrian.
    Ein Unterführer eilte auf sie zu, ein zweiter folgte wenig später. »Haltet eure Leute an!«, befahl der König. »Die Brücke ist bewacht – eine Falle. Die Männer sollen in Kampfordnung antreten und sich nach Norden zum Flussufer zurückziehen. Wir beziehen dort Stellung, wo man uns nicht umzingeln kann.«
    »Wenn Ihr erlaubt, Herr, ich habe einen besseren Vorschlag.«
    Cluaran hatte gesprochen. »Wir sollten flussabwärts marschieren, zu einer Furt, an der wir den Fluss überqueren können. Am anderen Ufer ragt ein Steilhang auf und dort können wir unsere Gegner abwehren.«
    »Wir wären nicht rechtzeitig dort«, erwiderte der König. Er hatte die Unterführer bereits weggeschickt und die ersten Männer kehrten um. Doch am anderen Ende der Wiese, die sie soeben überquert hatten, bewegte sich etwas. Adrian konnte trotz des Dunkels erkennen, dass die Hecke am Ende der Wiese sich bewegte und größer zu werden schien.
    »Rasch!«, befahl

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