Chroniken der Dunkelheit - 03 - Feuerkreis
holen. Dann sah er zu, wie Adrian sein neues Schwert im Gras abwischte und in die Scheide steckte. Er nickte zustimmend.
»Du musstest früher kämpfen, als ich dachte, Adrian«, sagte er. Sie nahmen ihr Gepäck auf. »Aber das ist vielleicht ganz gut so. Jetzt sag mir eins: Du hast die Karte gesehen – wohin sollen wir uns wenden?«
Adrian betrachtete das ruhige Gesicht seines Vaters und hätte fast laut gelacht. Da ging es um Leben und Tod und sein Vater fuhr seelenruhig mit seiner Erziehung fort! »Wir sollten uns in höhergelegenes Gelände begeben, aber die Berge, aus denen wir gekommen sind, sind zu weit entfernt. Also vielleicht zu einem Fluss? Zum Beispiel dem, den wir heute überquert haben: Er wird nach Westen hin breiter und dort gibt es eine Brücke, die wir besetzen könnten.«
»Ausgezeichnet!«, rief sein Vater. »Die Brücke ist nur wenige Meilen entfernt, zumindest in dieser Hinsicht stimmt die Karte – unsere Kundschafter haben sie gesehen. Wenn wir früh genug dort sind, können wir unsere Gegner daran hindern, sie zu überqueren.«
Sie brachen sofort auf. Heoreds bester Mann führte die erste Gruppe an. Rasch und lautlos überquerte sie die erste Wiese in Richtung Westen. Eolande und Wulf gehörten zur zweiten, von Wachen flankierten Gruppe. Die beiden hielten mühelos mit den Männern Schritt. Eolande wirkte so ruhig, als ginge es zum Abendessen, Wulf dagegen hüpfte zwischen den bewaffneten Männern hin und her, sah sich immer wieder um und konnte seine Aufregung kaum bezähmen. Adrian hielt nach Elsa und Cathbar Ausschau, konnte sie im Gedränge aber nicht entdecken. Das rauschhafte Gefühl, das während des Kampfes über ihn gekommen war, verflog, und er zitterte. Hoffentlich war Elsa nichts passiert.
Den Abschluss bildete eine Gruppe von Bogenschützen, unter denen sich Cluaran befand. Adrian hatte mit ihnen gehen wollen, weil er mit dem Bogen besser zurechtkam als mit dem Schwert, aber sein Vater hatte nichts davon wissen wollen.
»Unsere Gegner greifen uns wahrscheinlich an der Flanke an«, sagte er. »Und genau dort brauche ich dich.«
So leise wie möglich marschierten sie über den holprigen Boden, ständig darauf gefasst, dass ihre Verfolger auftauchen könnten. Schon nach wenigen Schritten sah Heored Adrian plötzlich an. Er legte den Finger an die Lippen und zeigte auf das Gebüsch am anderen Ende der Wiese. »Dort drinnen«, flüsterte er. »Halte dich bereit.« In den Büschen rührte sich nichts. Adrian schickte seinen Blick aus – und sah im Dämmerlicht die Höcker von Zelten und eine Kolonne von Männern, die sich lautlos davon entfernte. Eine Gestalt am Ende der Kolonne blickte in seine Richtung. Sie war kleiner als die anderen und unter ihrem runden Helm sahen helle Haare hervor. Adrian zog sich hastig zurück und sah seinen Vater bewundernd an: Woher hatte er das gewusst?
Heored gab dem Mann hinter ihm ein Zeichen und zeigte auf die Büsche. Der Mann nickte und ging, um die Bogenschützen zu warnen.
»Ich hätte mich auch dort versteckt«, sagte der König im Weitergehen leise zu Adrian. »Sie wollten uns von allen Seiten angreifen. Jetzt werden sie versuchen, uns den Weg abzuschneiden, sobald wir bei der Hecke sind.«
Die erste Gruppe hatte das Ende der Wiese fast erreicht. Mit klopfendem Herzen sah Adrian ihnen nach, doch der erwartete Angriff blieb aus. Die Männer betraten die zweite Wiese, gefolgt von der Gruppe mit Eolande und Wulf.
»Aber ich weiß doch, dass sie in den Büschen lauern!«, murmelte Heored und behielt die Hand am Schwertgriff. Sie näherten sich den Büschen, welche die Wiese säumten. Adrian hörte, wie es darin raschelte, und sein Herz begann so laut zu schlagen, dass er schon glaubte, sein Vater müsste es hören. Er wusste, dass hinter ihm sämtliche Schützen die Bögen gespannt hatten. Noch ein halbes Dutzend Schritte bis zur Hecke … dann vier … dann zwei … dann waren sie durch und hatten die nächste Wiese erreicht.
Heored erteilte einem anderen Mann leise Anweisungen und der Mann eilte nach vorn zur Spitze der Kolonne. »Der Fluss verläuft zwei Wiesen weiter nördlich von uns, aber zur Brücke müssen wir nach Nordwesten abzweigen«, flüsterte Heored. »Unsere Gegner wissen jetzt natürlich, wohin wir wollen, und folgen uns. Ich verstehe nicht, worauf sie noch warten.«
»Könnte das vielleicht eine Falle sein?«, flüsterte Adrian zurück.
»Ich habe gerade einen Boten nach vorn zu Theobald geschickt, er soll auf alles
Weitere Kostenlose Bücher