Chroniken der Dunkelheit - 03 - Feuerkreis
an!«
Adrian nahm Elsa am Arm und führte sie rasch vom Zelt weg. »Vergangene Nacht habe ich meinem Vater gesagt, wir müssten die Dörfer schützen«, sagte er.
»Siehst du!«, rief Elsa. »Er vertraut dir – er hört auf dich.«
Doch Adrian schüttelte nur den Kopf. »Nein, nicht mehr.«
»Weckt alle auf!«
Heored kam auf sie zu. »Wir gehen noch heute gegen das Gesindel vor! Packt eure Sachen und schärft eure Waffen!« Er sah Adrian an. »Da bist du ja.«
Elsa bemerkte, wie auf dem Gesicht ihres Freundes ein Hoffnungsschimmer erschien: Vielleicht hatte Heored ja schon Vernunft angenommen und erkannt, dass ein Ripente ihnen bei dem bevorstehenden Angriff nützen konnte. Doch Heored sagte nur: »Du befehligst eine Abteilung Bogenschützen. Heute müssen wir all unsere Fähigkeiten nützen. Halte also deinen Bogen bereit.« Er zeigte zum Rand des Lagers, wo sich in diesem Augenblick einige Bogenschützen versammelten, nickte kurz und wandte sich ab.
Adrian starrte ihm traurig nach. Dann straffte er die Schultern und ging, noch bevor Elsa etwas sagen konnte, in Richtung Bogenschützen.
Elsa wurde von niemandem beachtet. Sie suchte Eolande auf und bat sie, auf Wulf aufzupassen. Die Fay-Frau wirkte im Umgang mit dem Jungen zwar immer ein wenig ungeschickt und er hatte deutlich gesagt, dass er lieber mit Elsa und Adrian zusammen war. Doch diesmal blieb der erwartete Protest aus. Elsa vermutete, dass er böse auf sie war, weil sie ihn von seinem Spiel weggeholt hatte.
Das Lager war plötzlich zum Leben erwacht. Männer eilten hin und her, Befehle wurden gebrüllt. Elsa suchte sich einen Platz am Rand der flachen Kuppe und übte ein wenig mit ihrem Schwert. Es lag ihr inzwischen leichter in der Hand, und sie spürte, wie sie sogar links immer geschickter wurde. Am Abend zuvor hatte sie neben Cathbar gekämpft. Sie war zwar schwächer als er, aber genauso schnell. Nachdem sie ihre Gegner in die Flucht geschlagen hatten, hatte er seiner Schülerin auf die Schulter geklopft und sie gelobt. Auch beim nächsten Mal wollte sie wieder mitkämpfen, auch wenn Heored sie nicht dazu aufforderte. Sie dachte an Wyn und ihren Sohn und an ihr verwüstetes Dorf: Es gab mehr Gründe zu kämpfen als nur die Ehre von Heoreds Königreich.
Der König hatte bereits einen kleinen Trupp ausgeschickt, um Waffen und Proviant aus dem Lager zu holen. Zwei weitere Trupps folgten den Spuren der Kundschafter vom Vortag, um das Lager ihrer Gegner zu finden.
»Seid vorsichtig«, sagte der König warnend zu den Männern. »Wir dürfen nicht noch mehr tüchtige Leute verlieren.«
Du könntest Adrians Gabe als Ripente einsetzen und würdest nichts riskieren! ,dachte Elsa bitter. Doch Heored würdigte seinen Sohn keines Blickes.
In der Zeit bis zur Rückkehr der Vorhut erlaubte Heored den Männern zu frühstücken. Doch sie hatten kaum begonnen zu essen, da hörten sie einen Schrei vom Fuß des Hügels: Die Kundschafter waren zurückgekehrt.
»Feind im Anmarsch, Herr!«, rief einer.
Zusammen mit den anderen eilte Elsa zum Rand des Lagers. Eine kleine Gruppe von Männern näherte sich über die zertrampelte Wiese. Anschließend wateten sie durch den Fluss, der sie von dem Hügel trennte. Elsa legte die Hand ans Schwert und sah, dass die anderen dasselbe taten. Adrian und die meisten seiner Bogenschützen hatten bereits Pfeil und Bogen angelegt, doch der König gebot ihnen mit erhobener Hand, noch zu warten. Einer der näher kommenden Männer hielt einen Speer, an dem ein weißer Stofffetzen flatterte.
Insgesamt waren es fünf Männer. Sie waren in die gleichen Felle gekleidet wie die Angreifer vom Vortag, marschierten aber in einer geordneten Reihe. Elsa hörte einen Unterführer scharf einatmen.
»Der König hatte Recht«, sagte er. »Das sind die Männer, denen wir von Northumbria gefolgt sind – seht euch die Schildbuckel an!«
Die Männer waren mit Schwert und Rundschild bewaffnet und die Schilde waren mit Buckeln in Gestalt eines springenden Wolfes verziert.
Die Männer stiegen den Hang hinauf, und Heored trat zum Rand des kleinen Gipfelplateaus, sodass die Ankömmlinge unterhalb von ihm stehen bleiben und zu ihm aufblicken mussten. Der Träger des Speers, ein hochgewachsener Mann mit einem ebenmäßigen, hochmütigen Gesicht, schien davon unbeeindruckt. Er stieß den Speer, dessen Wimpel wie eine Apfelblüte auf und nieder hüpfte, in den Boden und wartete, bis Stille eingekehrt war.
»Ich überbringe eine Botschaft von Olav
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