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Chroniken der Dunkelheit - 03 - Feuerkreis

Chroniken der Dunkelheit - 03 - Feuerkreis

Titel: Chroniken der Dunkelheit - 03 - Feuerkreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Lake
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Vor ihr stand ein hochgewachsener alter Mann mit weißen Haaren, einer noch helleren Haut als Ari und buschigen Augenbrauen. Seine Stimme klang hohl vor Erschöpfung. »Ihr seid also unterlegen, Sänger, und konntet uns nicht retten. Wie ich sehe, habt Ihr Eure Kinder gefunden, aber was nützt uns das? Jetzt sind unsere Kinder tot.«
    »Nicht alle, denke ich«, sagte Cluaran ruhig. »Euer Schicksal bekümmert mich zutiefst, Erlingr. Es ist, wie Ihr sagt: Wir wurden verraten und sind unterlegen. Wenn Ihr es wünscht, gehe ich wieder – doch mit Eurer Erlaubnis würde ich Euch gern helfen. Ich habe Medikamente und Proviant dabei und auch meine Gefährten sind willens zu helfen.«
    »Tut, was Ihr wollt«, erwiderte der Alte. Er ging mit schweren Schritten zu einer steinernen Bank, sank darauf nieder und stützte den Kopf in die Hände. »Offenbar hatte ich Unrecht und habe dafür bezahlt – ich und mein ganzes Volk. Das Ungeheuer hat sich an uns gerächt, wie Ihr es vorausgesagt hattet.« Er hob den Kopf. Seine blassen Augen verschwanden fast unter den überhängenden Brauen. »Die meisten Überlebenden haben sich in die Wasserhöhlen zurückgezogen. Geht zu ihnen, wenn Ihr wollt. Ich vermag ihnen weder zu helfen noch zu trösten.«
    »Aber sie brauchen Euch gerade jetzt!«, rief Cluaran. »Kommt mit mir – zeigt ihnen, dass Ihr noch lebt und stark seid! Zu wissen, dass Erlingr sie noch führt, hilft ihnen am meisten.«
    Doch der Alte senkte nur den Kopf und verharrte bewegungslos und stumm.
    Cluaran drehte sich schließlich um, verließ den Saal und bedeutete Elsa und Adrian, ihm zu folgen. Erlingr blickte ihnen nicht nach.
    »Wer ist er?«, fragte Adrian leise, sobald sie in das graue Tageslicht hinausgetreten waren.
    »Ihr Anführer – zumindest war er das bisher«, erwiderte Cluaran kurz. Er seufzte. »Ich fürchte, diese Aufgabe fällt jetzt Ari zu.«
    Auch die anderen waren am Fuß des Berges angekommen. Grufweld und Fritha lehnten müde an dem Karren und starrten entsetzt auf das Trümmerfeld vor ihnen. Cathbar sprach beruhigend auf das Pferd ein, das angesichts des erneuten Brandgeruchs die Nüstern gebläht hatte. Nur Eolande auf seinem Rücken zeigte keinerlei Gefühl oder Müdigkeit.
    »Den Wagen lassen wir hier stehen«, sagte Cluaran. »Wir nehmen nur die Medikamente und Salben mit.« Er sah Eolande an. »Willst du uns helfen, Mutter?« Doch sie erwiderte seinen Blick unbewegt und er wandte sich kopfschüttelnd ab.
    Fritha schulterte rasch ihr Bündel und Cluaran führte sie in einem weiten Bogen um den schwarzen Schacht und den Fuß des Berges. Die Bergflanken waren in beiden Richtungen verkohlt und geschwärzt, so weit der Blick reichte, und das geschmolzene Gestein hatte überall dieselbe glasig schwarze Oberfläche. Sie passierten die Stelle, an der ein weiterer Steinschlag niedergegangen war. Fritha stieß einen unterdrückten Schrei aus und zeigte auf einen Felsbrocken. Sie bückte sich an ihm hinunter – und fuhr kreideweiß im Gesicht wieder hoch. Elsa folgte ihrem Blick und sah den nackten Fuß eines Mannes.
    »Lasst ihn liegen!«, befahl Cluaran. »Er ist tot. Es gibt genug, denen wir noch helfen können.«
    Elsa fror auf einmal. Sie hörte keine Stimmen mehr, nicht einmal ein Flüstern. Wo waren Aris Angehörige? Gab es wirklich Überlebende? Und wo war Ari?
    Nach einer Weile ließ der Brandgeruch nach und die Felsen waren nur noch rußgeschwärzt. Erleichtert stellte Elsa fest, dass zwar kein Schnee lag, der Boden aber auch nicht mehr von Asche bedeckt war.
    Cluaran blieb stehen, lauschte und pfiff. »Der Bach fließt noch«, sagte er. »Kommt.«
    Schon bald hörte Elsa Wasser gluckern und Hufe auf Stein klappern. Sie bogen um den nächsten Felsen. Vor ihnen floss ein dünnes Rinnsal in ein seichtes Becken, daneben hatte Ari sein Pferd an einem hohen Busch angeleint.
    Cathbar band ihr Pferd ebenfalls fest und half Eolande abzusteigen. »Gibt es hier außer uns noch eine lebende Seele?«, fragte er grimmig.
    Cluaran nickte. »Ja.«
    Er führte sie zu einem schmalen Spalt im Stein, der nicht weiterzuführen schien. Wieder war das Plätschern von Wasser zu hören. Die dunkle untere Hälfte des Spalts entpuppte sich als Tunnel. Noch bevor sie ihn betreten konnten, sprangen zwei Männer heraus und schwangen Speere. Der eine war Ari.
    Er senkte seinen Speer, als er sie sah. Sein Gesicht war von Kummer und Entsetzen gezeichnet. »Das sind meine Freunde«, sagte er zu dem anderen Mann, der

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