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Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel

Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel

Titel: Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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schlich.
    »Sophie!« Wills Zurückhaltung verwandelte sich in Übermut. »Hast du mein Zimmer schon aufgeräumt?«
    »Es ist fertig«, sagte Sophie, ohne sein Lächeln zu erwidern. »Es war richtig schmutzig. Ich hoffe, dass Sie es in Zukunft unterlassen werden, Reste toter Dämonen durchs ganze Haus zu tragen.«
    Tessa starrte sie mit offenem Mund an. Wie konnte Sophie es wagen, in diesem Ton mit Will zu reden? Schließlich war sie ein Dienstmädchen und er ein Gentleman, ob er nun jünger war als sie oder nicht.
    Dennoch schien Will keinen Anstoß daran zu nehmen. »Das gehört alles zum Job, kleine Sophie.«
    »Mr Branwell und Mr Carstairs scheinen aber kein Problem damit zu haben, sich bei der Heimkehr die Schuhe abzuputzen«, entgegnete Sophie und schaute finster von Will zu Tessa und wieder zurück. »Vielleicht können Sie sich ja an ihnen ein Beispiel nehmen.«
    »Ja, vielleicht«, erwiderte Will. »Aber ich bezweifle es.«
    Sophies Miene verdüsterte sich noch mehr; dann marschierte sie weiter, die Schultern vor Empörung hochgezogen.
    Verwundert schaute Tessa Will an. »Was war denn das?«
    Will zuckte träge die Achseln. »Sophie gefällt es, so zu tun, als würde sie mich nicht mögen.«
    »Dich nicht mögen? Sie hasst dich!« Unter anderen Umständen hätte sie Will vielleicht gefragt, ob er und Sophie sich entzweit hatten, aber man entzweite sich nicht mit Dienstboten. Wenn diese nicht den Erwartungen entsprachen, verzichtete man einfach auf eine weitere Anstellung. »Ist ... ist zwischen euch irgendetwas vorgefallen?«
    »Tessa«, sagte Will übertrieben geduldig. »Genug. Es gibt Dinge, die du nicht einmal ansatzweise verstehen könntest.«
    Wenn es irgendetwas gab, das Tessa aus ganzem Herzen hasste, dann war es solch eine Reaktion - wenn man ihr sagte, dass es Dinge gäbe, die sie nicht verstehen könne. Weil sie zu jung sei, weil sie ein Mädchen sei oder aus sonst irgendeinem der tausend Gründe, die für sie alle keinen Sinn ergaben. Trotzig schob sie das Kinn vor. »Nein, natürlich nicht, solange du es mir nicht erklärst. Und in diesem Fall muss ich sagen: Es sieht ganz danach aus, dass sie dich hasst, weil du ihr etwas Schreckliches angetan hast.«
    Wills Miene verdüsterte sich. »Du kannst von mir aus denken, was du willst. Es ist ja nicht so, als ob du irgendetwas über mich wissen würdest.«
    »Ich weiß, dass du auf Fragen nicht gern klare Antworten gibst. Ich weiß, dass du ungefähr siebzehn Jahre alt sein musst. Ich weiß, dass du Tennyson magst - du hast ihn im Dunklen Haus zitiert und eben schon wieder. Ich weiß, dass du eine Waise bist, genau wie ich ...«
    »Ich habe nie behauptet, dass ich eine Waise wäre«, entgegnete Will unerwartet heftig. »Und ich verabscheue Poesie. Das bedeutet dann wohl, dass du in Wirklichkeit überhaupt nichts über mich weißt, oder?« Mit diesen Worten machte er auf dem Absatz kehrt und marschierte davon.

5
DER SCHATTENJÄGER-CODEX
    Träume sind wahr, solange wir sie träumen,
und leben wir nicht immer im Traum?
    ALFRED LORD TENNYSON,
»THE HIGHER PANTHEISM«
    Tessa wanderte eine halbe Ewigkeit von einem dämmrigen Flur zum nächsten, bis sie zufällig einen Riss in einem der endlosen Wandteppiche wiedererkannte und ihr klar wurde, dass ihr Zimmer von diesem Korridor abgehen musste. Wenige Minuten später, nachdem sie mehrere Türen überprüft hatte, schloss sie dankbar ihre eigene Zimmertür hinter sich und schob den Riegel vor.
    Sobald sie ihr Nachthemd angezogen hatte und unter die Bettdecke geschlüpft war, schlug sie den Schattenjäger-Codex auf und begann mit der Lektüre. »Natürlich werden Sie uns niemals verstehen lernen, indem Sie einfach nur ein Buch über uns lesen«, hatte Will gesagt, aber darum ging es nicht. Er wusste nicht, was Bücher für sie bedeuteten ... dass Bücher Symbole für Wahrheit und Sinn waren ... dass dieses hier ihre Existenz bestätigte und die weiterer ihrer Art. Die Tatsache, dass sie dieses Buch in den Händen hielt, gab ihr die Gewissheit, dass alle schrecklichen Geschehnisse der vergangenen sechs Wochen tatsächlich real gewesen waren - und ihr jetzt sogar noch realer erschienen als zur Zeit ihres tatsächlichen Martyriums.
    Aus dem Codex lernte Tessa, dass alle Schattenjäger von einem Erzengel namens Raziel abstammten, der dem ersten der Nephilim einen Band mit dem Titel »Das Graue Buch« überreicht hatte. Das Graue Buch war in der »Sprache des Himmels« geschrieben - denselben schwarzen Runenmalen,

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