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Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel

Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel

Titel: Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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auf das Dienstmädchen und den Kutscher habe ich während der ganzen Zeit niemanden dort gesehen.«
    »Gut möglich, denn zu dem Zeitpunkt, als ich dort eintraf, war das Haus schon menschenleer«, pflichtete Will ihr bei. »Offensichtlich hatten die Schwestern beschlossen, den Betrieb eine Weile einzustellen, möglicherweise um Sie dort vollkommen isoliert zu halten.« Dann wandte er sich wieder an Charlotte. »Glaubst du, Miss Grays Bruder besitzt dieselbe Fähigkeit wie sie? Ist das vielleicht der Grund, warum die Dunklen Schwestern ihn überhaupt erst entführt haben?«
    Dankbar für den Wechsel des Gesprächsthemas warf Tessa ein: »Mein Bruder hat nie auch nur irgendein Anzeichen für diese Fähigkeit gezeigt!« Sie zögerte einen Moment und räumte dann ein: »Andererseits habe ich auch nichts davon gewusst, bis die Dunklen Schwestern es mir gezeigt haben.«
    »Und was genau ist nun Ihre Fähigkeit?«, fragte Jessamine fordernd. »Charlotte wollte es uns nicht verraten.«
    »Jessamine!«, rief Charlotte und warf ihr einen tadelnden Blick zu.
    »Wenn ihr mich fragt: Ich glaube nicht, dass sie überhaupt irgendetwas kann«, fuhr Jessamine ungerührt fort. »Ich denke vielmehr, dass sie schlichtweg eine kleine Schmarotzerin ist, die weiß, dass wir sie wegen des Abkommens gut behandeln müssen.«
    Tessa presste die Lippen aufeinander und dachte an ihre Tante Harriet, die sie immer ermahnt hatte: »Contenance, meine Liebe!«, und: »Streite nicht mit deinem Bruder, nur weil er dich aufzieht.« Aber diese Ratschläge interessierten sie jetzt nicht. Inzwischen schauten alle sie an: Henry aus neugierigen haselnussbraunen Augen, Charlotte mit einem Blick so scharf wie Glas, Jessamine mit kaum verhohlener Verachtung und Will mit spöttischer Belustigung. Was wäre, wenn sie alle dasselbe dachten wie Jessamine? Wenn sie alle davon überzeugt wären, dass sie sich nur irgendwelche Almosen ergaunern wollte? Tante Harriet hätte es gehasst, Almosen anzunehmen - noch mehr, als sie Tessas Wutausbrüche missbilligt hätte.
    Will war derjenige, der sich als Erster zu Wort meldete. Er beugte sich vor und musterte Tessas Gesicht eingehend. »Sie können es natürlich als Ihr Geheimnis wahren«, sagte er sanft. »Aber Geheimnisse besitzen ihr eigenes Gewicht, das sich manchmal als schwere Last erweisen kann.«
    Tessa hob den Kopf. »Es ist kein Geheimnis. Aber es wäre für mich viel leichter, es Ihnen zu demonstrieren, als Ihnen davon zu erzählen.«
    »Ausgezeichnet!« Henry zog eine vergnügte Miene. »Ich mag Demonstrationen. Benötigen Sie dafür irgendetwas, beispielsweise eine Petroleumlampe oder ...«
    »Das ist keine Seance, Henry«, unterbrach Charlotte ihn müde und wandte sich dann an Tessa. »Sie müssen das nicht tun, Miss Gray.«
    Tessa ignorierte sie. »Ehrlich gesagt, benötige ich tatsächlich etwas.« Sie drehte sich zu Jessamine um. »Irgendetwas, das Ihnen gehört, bitte. Ein Ring oder ein Taschentuch ...«
    Jessamine runzelte die Nase. »Du meine Güte, für mich klingt das eher so, als ob Taschendiebstahl zu Ihren besonderen Fähigkeiten zählt!«
    Will warf ihr einen verärgerten Blick zu. »Jetzt gib ihr schon einen Ring, Jessie. Du schleppst ja schließlich genügend mit dir herum.«
    »Dann gib du ihr doch was von dir«, schmollte Jessamine.
    »Nein«, widersprach Tessa mit fester Stimme. »Es muss etwas aus Ihrem Besitz sein.« Denn von allen Anwesenden hier bist du diejenige, die mir in Größe und Gestalt am meisten ähnelt. Wenn ich mich in Charlotte verwandele, würden mir sämtliche Kleider vom Körper fallen, dachte Tessa. Sie hatte überlegt, das Kleid selbst zu benutzen, aber da Jessamine es nie getragen hatte, war sie nicht sicher, ob die Verwandlung funktionieren würde.
    »Also gut, wenn es unbedingt sein muss.« Widerstrebend zog Jessamine einen Ring mit einem roten Stein von ihrem kleinen Finger und reichte ihn Tessa quer über den Tisch. »Ich will nur hoffen, dass sich der ganze Aufwand auch lohnt.«
    Oh, das wird er - ganz bestimmt. Mit ernstem Gesicht legte Tessa den Ring in ihre linke Handfläche und schloss die Finger darum. Dann presste sie die Augen fest zusammen.
    Die Verwandlung verlief wie immer: Erst geschah nichts, dann das Flackern eines Gedankens in den Tiefen ihres Geistes, wie das Entzünden einer Kerze in einem dunklen Raum. Vorsichtig tastete sie sich darauf zu, so wie die Dunklen Schwestern es sie gelehrt hatten. Tessa fiel es nicht leicht, Furcht und Scheu abzulegen,

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