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Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince

Titel: Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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schmalen Pforte, die in die Seite des Hauses eingelassen war. Und darauf prangte ein seltsames Symbol. Als Tessa es betrachtete, schienen die schwarzen Linien, die in das Holz eingeschnitzt waren, so stark zu schimmern und zu changieren, dass ihr die Augen brannten. Rasch wandte sie den Blick ab, während die Kapuzengestalt die Pforte öffnete und sie hineinwinkte.
    Zögernd betrat Tessa das Haus und im nächsten Moment schlug die Tür hinter ihr mit einem Knall zu. Es gelang ihr gerade noch, einen schnellen Blick auf das Gesicht unter der Kapuze zu werfen, ehe die Gestalt verschwand. Tessa war sich nicht sicher, glaubte aber, eine Reihe roter Augen in der Mitte eines dunklen Ovals erspäht zu haben - wie die Punktaugen einer Spinne.
    Als die Tür ins Schloss fiel und sie in tiefste Dunkelheit hüllte, hielt Tessa erschrocken die Luft an und tastete blind nach dem Türgriff. Doch dann flammte grelles Licht um sie herum auf. Sie befand sich am Fuß einer langen, schmalen Holzstiege, an deren Wänden Fackeln mit einer grünlichen Flamme brannten - kein Elbenlicht, wie Tessa sofort erkannte. Am oberen Ende der Treppe erwartete sie eine zweite Tür mit einem weiteren Symbol. Tessa spürte, wie ihr Mund noch trockener wurde. Bei diesem Zeichen handelte es sich um den Ouroboros, die Doppelschlange - das Emblem des Pandemonium Clubs.
    Einen Moment lang war Tessa starr vor Angst. Das Symbol weckte düstere Erinnerungen: das Dunkle Haus; die Dunklen Schwestern, die sie gefoltert und gezwungen hatten, sich zu verwandeln; Nates Verrat. Plötzlich fielen Tessa wieder Wills Worte kurz vor seinem Verschwinden am Tor ein und sie fragte sich, was sie wohl zu bedeuten hatten. Bestimmt »Nur Mut!« oder etwas Ähnliches. Als Nächstes dachte sie an Jane Eyre, die sich tapfer dem wütenden Mr Rochester entgegengestellt hatte, und an Catherine Earnshaw, die keinen Ton von sich gegeben hatte, als sie von einer Bulldogge am Fußknöchel gepackt worden war: »Sie schrie nicht, nein! Sie hätte nicht geschrien, selbst wenn sie von einem wilden Stier auf die Hörner gespießt worden wäre.« [20] Und schließlich dachte Tessa an Boadicea: »Sie war mutiger als alle Männer«, hatte Will ihr erzählt.
    Es ist nur ein Ball, ermahnte sie sich und griff nach dem Türknauf. Nur ein Fest. Natürlich hatte sie noch nie zuvor einen Ball besucht und kaum Kenntnis darüber, was sie dort erwartete - und das wenige Wissen, das sie besaß, stammte allesamt aus Büchern. In Jane Austens Werken waren die Romanfiguren ständig damit beschäftigt, auf einen Ball zu warten oder selbst einen zu geben, und häufig schien das gesamte umliegende Dorf bei der Planung und Durchführung dieser Veranstaltung beteiligt zu sein. Dagegen bildeten derartige Festivitäten in anderen Büchern wie Jahrmarkt der Eitelkeit einen großartigen Hintergrund für Ränke und Intrigen. Tessa wusste, dass ein Ankleidezimmer für die Damen zur Verfügung stehen würde, wo sie ihre Stola ablegen konnte, und eine Garderobe für die Gentlemen, wo diese ihre Hüte, Mäntel und Spazierstöcke deponierten. Des Weiteren würde man ihr am Eingang eine Tanzkarte überreichen, auf der sie die Namen der Herren eintragen konnte, die sie um einen Tanz gebeten hatten. Es galt als sehr unhöflich, mehr als ein oder zwei Mal nacheinander mit demselben Gentleman zu tanzen. Bei dem eigentlichen Ballsaal würde es sich um einen imposanten, festlich geschmückten Raum handeln, erweitert um einen kleineren Erfrischungsbereich, in dem eisgekühlte Getränke, Sandwiches, Gebäck und tipsy cake, ein mit Alkohol getränkter Kuchen, gereicht wurde ...
    Doch diese Veranstaltung hier im Haus der Familie Lightwood war nicht mit den üblichen Bällen zu vergleichen: Als sich die Tür hinter ihr schloss, wartete Tessa vergebens auf herbeieilende Dienstboten, die sie begrüßten und in das Damen-Ankleidezimmer führten, die ihr freundlich die Stola abnahmen oder bei einem fehlenden Knopf hilfsbereit das Nähzeug zückten. Stattdessen schlug ihr eine Mischung aus Stimmengewirr, Musik und Licht entgegen, die sie wie eine Woge überspülte. Sie befand sich am Eingang eines derartig großen Saals, dass sie kaum glauben mochte, dass er tatsächlich in das Haus der Lightwoods hineinpasste. Ein gewaltiger Kristalllüster hing von der Decke und Tessa benötigte einen Moment, bis sie erkannte, dass der Leuchter wie eine Spinne gestaltet war, mit acht herabbaumelnden »Beinen«, die jeweils eine ganze Reihe dicker Kerzen

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