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Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince

Titel: Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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des Rauschmittels die ganze Nacht durcharbeiten könnten.«
    Mit einem Klirren setzte Charlotte ihre Tasse auf dem Unterteller ab. » Woran können sie die ganze Nacht arbeiten?«
    Will grinste, sichtlich zufrieden über den Effekt, den seine Worte erzielten. »Ich habe keine Ahnung. Denn ungefähr zu diesem Zeitpunkt habe ich das Bewusstsein verloren. Dafür hatte ich einen äußerst angenehmen Traum von einer jungen Dame, die aus Versehen fast all ihre Kleidungsstücke verlegt hatte ...«
    Charlotte war kreidebleich geworden. »Gütiger Gott, ich kann nur hoffen, dass Scott nicht in irgendwelche Machenschaften mit dem Magister verstrickt ist. Zuerst de Quincey und jetzt auch noch die Werwölfe - all unsere Verbündeten. Das Abkommen ...«
    »Ich bin sicher, es wird sich alles in Wohlgefallen auflösen, Charlotte«, meinte Henry sanft. »Scott scheint mir nicht die Sorte von Schattenweltler, die sich mit Mortmain und seinesgleichen einlässt.«
    »Vielleicht solltest du dabei sein, wenn ich mit ihm rede«, sagte Charlotte. »Offiziell bist du schließlich der Leiter des Instituts ...«
    »Oh, nein, nicht doch!«, protestierte Henry entsetzt. »Ich weiß, du wirst auch ohne mich ganz hervorragend zurechtkommen, meine Liebe. Du bist immer solch ein Verhandlungsgenie, und das kann man von mir nun einmal nicht behaupten. Und außerdem könnte die Erfindung, an der ich gerade arbeite, die gesamte Klockwerk-Armee in alle Winde zerstreuen - sofern es mir gelingt, die richtige Rezeptur auszutüfteln!« Henry strahlte übers ganze Gesicht und schaute stolz in die Runde.
    Charlotte musterte ihn einen Moment lang, schob dann ruckartig ihren Stuhl zurück, erhob sich und rauschte wortlos aus dem Speisezimmer.
    Unter halb gesenkten Lidern warf Will Henry einen prüfenden Blick zu. »Nichts kann jemals deine Kreise stören, hab ich recht, Henry?«
    Verwundert blinzelte Henry Will an. »Was meinst du damit?«
    »Archimedes«, warf Jem ein, der wie üblich genau wusste, was Will meinte, ohne ihn dabei auch nur ansehen zu müssen. »Der Legende nach war er gerade damit beschäftigt, ein mathematisches Diagramm in den Sand zu zeichnen, als seine Heimatstadt von den Römern angegriffen wurde. Und er war derart in seine Aufgabe vertieft, dass er den Soldaten nicht bemerkte, der sich ihm von hinten näherte. Seine letzten Worte lauteten angeblich: ›Störe meine Kreise nicht!‹ Natürlich war er damals schon ein alter Mann.«
    »Und vermutlich auch nie verheiratet«, bemerkte Will und schenkte seinem Parabatai über den Tisch hinweg ein breites Grinsen.
    Doch Jem erwiderte das Lächeln nicht. Ohne Will oder Tessa oder sonst jemanden anzusehen, stand er auf und verließ nach Charlotte den Speisesaal.
    »Oh, verflixt«, stöhnte Jessamine. »Ist das hier vielleicht einer jener Tage, an denen wir der Reihe nach aufgebracht aus dem Zimmer stürmen? Denn dafür hab ich heute einfach nicht die Energie.« Und wie zur Unterstreichung ihrer Worte legte sie den Kopf auf die Arme und schloss die Augen.
    Verwirrt schaute Henry von Will zu Tessa. »Was ist los? Was hab ich falsch gemacht?«
    Tessa seufzte. »Nichts Dramatisches, Henry. Es ist nur so ... ich glaube, Charlotte hätte dich bei dem Gespräch gern dabeigehabt.«
    »Ja, warum hat sie das denn nicht gesagt?« Henrys Augen hatten einen kläglichen Ausdruck angenommen. Die Freude über seine Eierspeise und seine Erfindung schien wie weggeblasen.
    Vielleicht hätte er Charlotte nicht heiraten sollen, überlegte Tessa, deren Stimmung nun so düster und trist war wie das Wetter an diesem Morgen. Vielleicht wäre er glücklicher gewesen, wenn er, genau wie Archimedes, einfach nur Kreise in den Sand hätte malen können.
    »Weil Frauen nie sagen, was sie wirklich denken«, erwiderte Will. Sein Blick schweifte in Richtung Küche, wo Bridget die Reste des Frühstücks wegräumte. Ihr trauriger Gesang schwebte unheilvoll in den Speisesaal:
    »›Ich fürcht, man gab Gift dir, Söhnlein mein,
Ich fürcht, man gab Gift dir, Sonnenschein!‹
›Oh ja, ich trank Gift hier, vermischt mit Wein,
Nun richte das Bett mir, lieb’ Mütterlein,
Hab Schmerzen im Herzen und große Pein.‹«
    »Ich könnte schwören, dass diese Frau früher als Verkäuferin von Hinrichtungsflugblättern durch die Straßen gezogen ist und um Seven Dials herum tragische Balladen feilgeboten hat«, meinte Will. »Und ich wünschte, sie würde nicht vom Vergiften singen, wo wir gerade erst gefrühstückt haben.« Nachdenklich

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