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Chroniken der Schattenkrieger (German Edition)

Chroniken der Schattenkrieger (German Edition)

Titel: Chroniken der Schattenkrieger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Fleming
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einen kurzen Moment ansehen können, bevor er sich gesetzt hatte. Sie verspürte das unbeschreibliche Verlangen, erneut in sein schönes Gesicht zu blicken, doch dies sollte so unauffällig wie nur möglich geschehen.
    Sydney hatte ihre Jacke über die Stuhllehne gehängt. Jetzt schob sie unauffällig ihre Hände hinter den Rücken, griff den weichen Stoff ihres Ärmels und zog ihn vorsichtig nach unten. Träge rutschte der Stoff die Lehne entlang, bis er schließlich – zu Sydneys Freude – auf dem Boden landete.
    Mrs. Tomson registrierte zwar das Fallen der Jacke, aber nicht die eigentliche Absicht, die dahintersteckte. Sydney erntete nur einen bösen Blick der Lehrerin – einen der vielen, die Mrs. Tomson wie so oft nicht zurückhalten konnte.
    Mit aufgesetzt unschuldiger Miene schob Sydney ihren Stuhl nach hinten und stand vorsichtig auf, um bloß kein Geräusch zu verursachen und Elias bei seinem Vortrag nicht zu stören.
    Beim Aufheben der Jacke warf Sydney einen kurzen Blick nach hinten und erschrak, denn im gleichen Augenblick sah auch Anthony zu ihr hinüber und blickte ihr tief in die Augen. Ein warmer Schauer durchlief sie. Die warme Welle hatte ihren Ursprung an Sydneys Haaransatz und endete in den Spitzen ihrer Zehen. Der Blick seiner schönen dunklen Pupillen schien durch ihre Augen hindurch direkt in ihre Seele, in ihr Herz zu blicken. Verlegen wandte sie schließlich als Erste ihren Blick von dem hübschen Gesicht ab und setzte sich mit der Jacke in der Hand wieder auf den Platz.
    Geistesabwesend starrte Sydney zur Tafel, wo Elias gerade die Aufgabe zu Ende rechnete. Mit einer doppelten Unterstreichung hob er das Ergebnis hervor, legte die Kreide zur Seite und ging zurück zu seinem Tisch. Argwöhnisch klatschte Mrs. Tomson in die Hände und übergab Elias seinen rechtmäßigen Platz.
    „Dieses Mal hast du Glück gehabt! Beim nächsten Quatschen wirst du nicht so leicht davonkommen“, sagte Mrs. Tomson im Vorbeigehen. Elias war von der Drohung sichtlich unberührt, lächelte nur, als er sich Sydney näherte, und setzte sich kommentarlos neben sie.

* * *
    Alle Schüler waren erleichtert, als sie den Gong hörten, der sowohl die von vielen verhasste Mathestunde beendete als auch gleichzeitig die große Mittagspause ankündigte.
    Es war Mittwoch – für Sydney jedes Mal ein besonderer Schultag, da sie, wie jede Woche, auch an diesem Nachmittag den Dichter- und Schriftstellerkursus besuchte .
    Es war ein wirklich schöner Tag, der nicht nur durch den hübschen Kerl versüßt wurde, sondern dank der warmen Sonnenstrahlen Sydneys Gemüt zusätzlich aufblühen ließ. Den größten Teil der Mittagspause verbrachte sie gemeinsam mit ihrer Schwester und den Nachbarjungs auf dem Schulhof. Die Kunde von den beiden gut aussehenden Ankömmlingen hatte sich wie ein Lauffeuer in der Schule verbreitet und wurde zum Gesprächsthema Nummer eins.
    Das ungewöhnliche Verhalten von Elias und seinem Bruder war nicht nur Sydney, sondern auch ihrer Stiefschwester aufgefallen. Auf der Lehne einer Holzbank sitzend, nahm sie endlich ihren Mut zusammen und eröffnete das wohl beliebtesten Thema des Tages.
    „Ihr seht überhaupt nicht begeistert aus. Das typische Rivalitätsverhalten junger Erwachsener“, sagte Marri lächelnd und stupste dabei Sydney mit dem Ellenbogen an. Doch diese zeigte keine Reaktion auf den unterschwelligen Witz und starrte, als ob sie nichts mitbekommen hätte, in die Ferne – dorthin, wo Anthony und sein Bruder Jeremy an einem Treppenabsatz saßen. Diesen verträumten Blick ihrer Stiefschwester kannte Marri allmählich sehr gut. In einer anderen Situation hätte sie womöglich einen schwärmerischen Anflug vermutet, doch nun war es nichts Besonderes, denn fast jeder Schüler der Jonathan’s High starrte gerade die beiden Kraftprotze an. So auch Elias und Aragon.
    Geistesabwesend bewegte Aragon den Kopf von rechts nach links.
    „Nein, Rivalitätsverhalten setzt eine Gleichstellung der Personen voraus. Um dieses Gefühl zu empfinden, müssten wir sie als uns ebenbürtig betrachten. Das tun wir aber nicht. Meiner Meinung nach sind es zwei Proleten, nicht wahr, Bruder?“
    Elias nickte nur mit dem Kopf und sagte kein Wort.
    „Mir kommen die Kerle nur sehr komisch vor. Ich traue ihnen nicht über den Weg. Allein schon wegen ihres hochnäsigen Auftretens würde ich mich vor ihnen hüten“, fügte Aragon hinzu.
    „Ich finde die beiden ganz nett“, gab Marri zu und kicherte leise. „Auch

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