Chroniken der Schattenkrieger (German Edition)
konnte Sydney nicht ahnen, was für eine Freude sie empfinden würde, wenn sie zu Hause ankam.
Hastig suchte Marri ihren Hausschlüssel in den unergründlichen Weiten ihrer Handtasche. Als sie ihn endlich gefunden hatte und die Eingangstür aufsperrte, erklang von innen das laute Bellen eines Hundes. Springend und dabei mit dem Schwanz wedelnd, lief der kleine wuschelige Welpe auf die beiden Mädchen zu und sprang Sydney in die offenen Arme.
Die beiden Mädchen lachten laut vor Freude. Der einem Wollknäuel ähnliche Hund war einfach zu süß, um die Freude darüber, ihn wiederzusehen, zurückhalten zu können. Jack und Laura kamen aus der Küche und lächelten ebenfalls, als sie die zauberhafte Szene sahen.
Der kleine Welpe schmiegte sich an Sydneys Bein und wollte nicht von ihr los.
„Du magst den kleinen Kerl sehr und er dich auch. Jedes Mal, wenn wir an eurem Haus vorbeigehen, läuft er auf die Tür zu und möchte rein – ich schätze, zu dir. Deshalb haben wir uns entschieden, dir Waflor in Obhut zu geben, für immer, versteht sich“, sagte Karl und beförderte Sydney mit diesen Worten in den siebten Himmel. Das glückliche, aber noch leicht verwirrte Mädchen schaute seinen Vater und seine Stiefmutter fragend an.
„Es ist alles mit uns abgestimmt. Unseren Segen hast du“, antwortete Jack sofort, ohne die Frage seiner Tochter gehört zu haben.
„Ist es wahr?“, kam der laute Freudenschrei aus Sydney Mund, und sie konnte ihr Glück kaum fassen. Das süße Hündchen gehörte nun ihr.
Mit einem lauten „Wuff, wuff“, begrüßte Waflor seine neue Familie.
* * *
Ausschnitt aus dem Tagebuch von Sydney Goodwin.
15. September 2010
Hallo, liebes Tagebuch.
Heute war ein ganz besonderer Tag. Er wurde von zwei echt süßen Kerlen verzaubert. Einer von ihnen ist Anthony. Er und sein Bruder Jeremy sind neu in der Stadt, so wie ich! Und sie wurden glücklicherweise unserer Klasse zugeteilt.
Anthony ist ein Traum. Seit dem ersten Augenblick, als ich ihn sah, kann ich nicht mehr genug von ihm bekommen. Doch leider gibt es da noch ein Problem. Er scheint mich gezielt zu ignorieren. Nie erwidert er meine Blicke, und ich habe sogar das Gefühl, dass er mir absichtlich aus dem Weg geht. Hoffentlich ist er nicht so schüchtern wie ich und wird eines Tages den ersten Schritt machen, denn mir traue ich diesen nicht zu.
Elias und Aragon scheinen von den beiden Jungs nicht viel zu halten. Seit ihrer Ankunft redet Elias kaum ein Wort und hat stets ein grimmiges Gesicht. Eine Seite, die ich von ihm überhaupt nicht kenne.
Als wir heute zu Hause ankamen, erlebte ich die wohl schönste Überraschung seit Langem. Die Familie Winson hat beschlossen, ihren kleinen, süßen Hund Waflor für immer in meine Obhut zu geben. Sie sagen, er könne nicht genug von mir bekommen und läuft immer zu unserem Haus. Ich liebe diesen Welpen. Wir werden viel Spaß zusammen haben, da bin ich mir sicher.
Kapitel 9 – Gefahr im Verzug
Portland (US-Bundesstaat Maine). Das Jahr 2010. Sommer.
„Wie konnte das passieren?“, fragte Elias seinen Vater mit hysterischer Stimme. „Sie waren einfach da. Ich konnte sie erst spüren, als sie durch die Türschwelle traten.“ Elias warf beim Hineingehen seine Schultasche in die Ecke und setzte sich auf den Wohnzimmertisch.
„Hat dieser Schock dich deine Manieren vergessen lassen?“, fragte Karl in ruhigem Ton und sah seinen Sohn scharf an.
„Entschuldigung!“, Elias sprang hastig von der Tischplatte herunter, schob sich den hölzernen Stuhl zwischen die Beine, setzte sich darauf und legte sein Kinn auf den Stuhlrücken.
„Ich habe sie gespürt, als sie die Stadtgrenze überschritten hatten. Ich hatte sie alle gespürt, nur zu spät. Die Meute ist stark, doch mir bereitet etwas ganz anderes Sorgen“, fuhr Karl fort und machte ein noch nachdenklicheres und sorgenvolleres Gesicht als zuvor. Verständnislos schauten ihn die beiden Söhne an und versuchten zu erahnen, was er ihnen mit dieser Andeutung sagen wollte. Ohne die Frage abzuwarten, redete Karl weiter. „Ihre Gruppe besteht aus zweien, die das dunkle Geschenk der Gabe innehaben.“ Elias’ und Aragons Augen weiteten sich bei diesen Worten. Ein kurzer Anflug von Panik durchströmte ihre noch recht jungen Gesichter.
„Wie … wie ist das möglich?“, stotterte Aragon los.
„Der eine hat seine Gabe erst seit Kurzem. Er ist sehr jung, doch die Gabe ist stark.“
Elias stand wieder auf und schob den Stuhl hastig zur Seite.
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