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Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Titel: Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Kapitäns schnellten in die Höhe.
    »Das ist … unglaublich«, kam die Stimme des Seemanns aus dem Lautsprecher. »Ich verstehe Sie. Es ist, als wären Sie direkt in meinem Kopf. Stavros, das musst du dir anhören!« Er zog die Ohrhörer heraus und reichte sie dem jüngeren Mann.
    Oskar musste lächeln. Er konnte sich noch gut erinnern, als er das Gerät zum ersten Mal im Einsatz gesehen hatte. Damals war es ihm wie Zauberei vorgekommen.
    »Unglaublich«, sagte Nikomedes, nachdem er den Worten seines Kapitäns gelauscht hatte. »Dieses Gerät schlägt Edisons Phonographen um Längen. Warum haben Sie es nicht auf der Weltausstellung in Chicago vorgestellt? Sie hätten sicher die höchste Auszeichnung erhalten.«
    Humboldt winkte ab. »Aus Auszeichnungen mache ich mir nichts. Wenn das Gerät seinen Dienst verrichtet, bin ich schon zufrieden. Aber jetzt zurück zu Ihrer Geschichte. Berichten Sie mir in allen Einzelheiten von der Nacht des Unglücks.«

 
5
     
     
    Zur selben Zeit in Athen …
     
    Das Haus lag auf einem Hügel, hoch über den Dächern der antiken Stadt. Wie ein Palast thronte es inmitten eines prächtigen Gartens aus blühenden Orangenbäumen und duftenden Zypressen. Gegenüber, nur etwa zwei Kilometer entfernt, erhoben sich die weißen Säulen der Akropolis in den makellos blauen Himmel. Schwalben und Mauersegler umschwirrten den Parthenon und erfüllten die Luft mit schrillem Geschrei. Der Wind trug den Geruch von duftenden Rosen durch das geöffnete Fenster. Irgendwo in der Ferne war das Läuten von Kirchenglocken zu hören.
    Der alte Mann zog die Vorhänge zu und humpelte langsam an seinen Schreibtisch zurück. Sein Kopf, der auf einem viel zu dünnen Schildkrötenhals saß, fühlte sich an, als würde er mehrere Zentner wiegen. Die spärlichen Haare umrahmten seine Glatze wie ein Lorbeerkranz. Mit einem Ächzen ließ er sich auf seinen Stuhl sinken. Dann holte er einen Schlüssel hervor und schloss die oberste Schublade auf. Ein einzelner schmutziger alter Brief lag darin. Ein von Seewasser beflecktes Papier, auf dem mit zittriger Handschrift etwas geschrieben stand. Der alte Mann überflog die Zeilen, dann schloss er die Augen.
    Nach einer Weile öffnete er sie wieder und schob die Schublade zu. »Bringen Sie ihn herein!«, krächzte er.
    Der Diener verbeugte sich, dann öffnete er die Tür und sagte zu der Person, die draußen wartete: »Seine Exzellenz erwartet Sie jetzt.«
    Ein seltsamer Mann betrat das verdunkelte Zimmer. Er trug einen breitkrempigen Hut, der tief in die Stirn gezogen war. Sein schmales Gesicht wurde von einer hakenförmigen Nase beherrscht, die an den Schnabel eines Falken erinnerte. Er war hochgewachsen, schlank und von einer animalischen Geschmeidigkeit.
    Er ging ein paar Schritte, dann blieb er stehen. Der alte Mann musterte ihn gewissenhaft. Die Temperatur schien schlagartig um einige Grad gesunken zu sein. Niemand wusste, woher der Fremde kam oder welcher Nationalität er angehörte. Man nannte ihn nur den Norweger, doch ob das seine wirkliche Herkunft war, blieb ungewiss. Mit einer Handbewegung gab der Alte seinem Diener zu verstehen, er solle sich entfernen. Der Neuankömmling wartete, bis die Tür ins Schloss fiel, dann fragte er: »Sie haben mich rufen lassen?«
    Seine Stimme klang wie das Rascheln von Herbstlaub.
    Der alte Mann hob sein Kinn. »Sie sind mir als einer der zuverlässigsten Ihres Standes beschrieben worden. Ein Mann, der seine Aufträge mit größtmöglicher Präzision ausführt.«
    »So ist es.«
    »Das ist gut. Sehr gut. Was ich von Ihnen erbitte, verlangt größtmögliche Diskretion.«
    »Was kann ich für Sie tun?«
    »Sie sollen jemanden für mich aus dem Weg räumen.«
    »Um wen handelt es sich?«
    Der Alte schob einen Zeitungsausschnitt über den Tisch und tippte auf das Foto. »Sehen Sie den Mann hier? Ich habe Grund zu der Annahme, dass er uns Schwierigkeiten machen könnte.«
    Der Fremde kam näher und warf einen Blick auf das Foto. »Ein Forscher?«
    Der Alte trank einen Schluck Wasser und wischte über seinen Mund. »Er ist weit mehr als das. Er ist Wissenschaftler, Erfinder und Weltenreisender. Seit kurzer Zeit bietet er seine Dienste Privatfirmen an, die – sagen wir mal – ungewöhnliche Probleme haben. Probleme, die kein anderer Spezialist lösen kann. Er ist beauftragt worden, in einer Sache zu ermitteln, die mich und meine Kompagnons in größte Verlegenheit bringen könnte. Er muss verschwinden, und zwar so schnell wie

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