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Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Titel: Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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wären sie aus Gummi. Kein Wunder, man bekam nicht jeden Tag eine Familie geschenkt. Er griff nach dem Stift und fügte mit ungelenker Handschrift seinen Namen unter die Dokumente.
    Dann drehte er sich um. Humboldt war aufgestanden. Ihm stand die Rührung ins Gesicht geschrieben. »Komm«, sagte er. »Lass uns heimkehren und feiern. Zu Hause erwartet dich übrigens noch eine kleine Überraschung.«
    »Noch eine?« Oskar zog die Stirn in Falten. »Mein Bedarf ist für heute eigentlich gedeckt. Was ist es denn?«
    »Es wäre keine Überraschung, wenn ich es dir verrate, nicht wahr?« Humboldt klopfte ihm auf den Rücken, dann standen sie auf.
    Sie verabschiedeten sich von Finkbeiner, stiegen in die Kutsche und fuhren Richtung Plötzensee.
    Die Fahrt verlief schweigend. Oskar konnte kaum einen klaren Gedanken fassen, so aufgewühlt war er von der ganzen Geschichte. Er musste an seine Mutter denken. Er versuchte sich in Erinnerung zu rufen, wie sie ausgesehen hatte und was für ein Mensch sie gewesen war, doch es wollte ihm beim besten Willen nicht einfallen. Als sie starb, war er noch ein Baby gewesen. Vielleicht würde die Truhe ihm Antwort geben.
    Die Häuser, Straßen und Parks zogen wie Bildertapeten an ihm vorbei. Die Stimmen der Passanten schienen aus weiter Ferne zu kommen. Erst als sie in den Wald am Plötzensee hineinfuhren, gelang es ihm, sich von seinen Gedanken zu lösen.
    Das Haus tauchte vor ihnen zwischen den Bäumen auf. Es wirkte irgendwie verändert. Als ob sich mit Oskars Leben auch die gesamte Umgebung verändert hätte.
    »Da wären wir, mein Junge«, sagte Humboldt, als sie in die kiesbestreute Auffahrt einbogen. »Du hast deine Neugier jetzt wirklich lange im Zaum gehalten. Respekt.«
    »Werden Sie mir jetzt verraten, um was es sich handelt?«
    »Um wen, wolltest du wohl sagen.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Nun, das wirst du bald erfahren.«
    Oskar fand die ganze Sache immer befremdlicher. Was waren das für Leute, die da auf sie warteten und was hatte das alles mit ihm zu tun?
    Er kam nicht mehr dazu, noch weiterzugrübeln, denn in diesem Augenblick erschienen Charlotte und Eliza in der Tür. Beide strahlten übers ganze Gesicht.
    »Und? Hat alles geklappt?«
    »Alles bestens«, erwiderte Humboldt. »Oskar hat meiner Bitte entsprochen und der Adoption zugestimmt. Er ist jetzt ganz offiziell mein Sohn.«
    »Das bedeutet, dass du mein Cousin bist«, sagte Charlotte. In ihren Augen lag ein wehmütiger Zug. »Herzlich willkommen in der Familie.« Sie umarmte ihn zaghaft.
    Vorsichtig legte er seine Arme um sie. Ihm war erst jetzt bewusst geworden, was diese Adoption bedeutete. In ihren Adern floss dasselbe Blut. Ein Umstand, der es ihnen verbot, sich ineinander zu verlieben. So war sein Neuanfang in dieser Familie gleichbedeutend mit einem Abschied von Charlotte.
    Verdammt!
    Als sich das Mädchen von ihm löste, bemerkte er eine Träne in ihrem Augenwinkel. Sie versuchte, die Enttäuschung tapfer zu verbergen, doch er kannte sie besser. »Hat dir dein Vater denn schon von der Überraschung erzählt?«, schniefte sie.
    Er nickte.
    »Na, dann wollen wir dich nicht länger auf die Folter spannen«, sagte Humboldt. »Sind unsere Gäste schon da?«
    »Vor einer Stunde eingetroffen«, sagte Eliza.
    »Was denn für Gäste?«
    Der Forscher lächelte. »Mir ist zu Ohren gekommen, dass du vor unserer Abreise einigen Ärger in der Stadt hattest.«
    Oskar hob die Brauen. Wie konnte Humboldt davon wissen? »Das stimmt«, entgegnete er, »aber …«
    »Es gab da einige junge Leute, die viel Mut gezeigt und dir geholfen haben, nicht wahr?«
    »Schon …«
    Humboldt lächelte. »Nun, vielleicht ist dir aufgefallen, dass wir in diesem Haus hoffnungslos unterbesetzt sind. Außer der Arbeit des Stallburschen und des Gärtners muss Eliza praktisch alles alleine übernehmen. Ich habe beschlossen, jemanden einzustellen, der ihr zur Hand geht. Putzen, Waschen, Kochen, das tägliche Einerlei. Du weißt, dass ich Fremden gegenüber sehr misstrauisch bin, und so dachte ich mir, dass wir vielleicht zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen könnten.«
    Er deutete in Richtung Tür. Oskar sah einige Gestalten im Halbdunkel stehen. Vier, um genau zu sein. Zwei große und zwei kleine. Eine von ihnen hatte rote Zöpfe.
    Oskar hielt den Atem an. »Das sind doch …«
    »Unsere neuen Hausangestellten. Lena, Willi, Maus und Bert. Kommt raus und begrüßt euren Freund.«
    Die vier verließen zögernd das Haus. Ihnen war anzusehen, dass

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