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Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch

Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch

Titel: Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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seinen Arm um ihre Schulter und schwieg.
    Die Pachacútec setzte mit dumpfem Dröhnen auf der Erde auf. Die Halteseile wurden gespannt und im Boden verankert, dann verließen alle das Schiff. Die Dogon blickten gespannt auf den Forscher und seine Begleiter. Viele von ihnen waren in ihren traditionellen Masken erschienen. Gesänge erfüllten die Luft. Der Augenblick des Abschieds war gekommen. Yatimè fühlte ihr Herz schwer werden.
    Humboldt schüttelte allen die Hände und dankte ihnen für ihre Hilfe und ihren Mut. Obwohl seine Kenntnisse der Landessprache sehr begrenzt waren und er das eine oder andere Wort seltsam aussprach, verstand jeder, was er sagte. Es wurde gelacht, gesungen und geweint. Dann wurden Geschenke ausgetauscht. So dauerte es eine ganze Weile, bis der hochgewachsene Mann und seine drei Begleiter endlich bei Yatimè und Ubirè eintrafen.
    »Meine lieben Freunde«, sagte er. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll, deshalb möchte ich mich kurz fassen. Von euch fällt mir der Abschied besonders schwer. Es war mir eine Freude und eine Ehre, euer Gast zu sein, und ich hoffe, dass wir uns eines Tages wiedersehen. Die Gefahr ist gebannt und das fremde Wesen aus eurem Land vertrieben. Doch es liegt noch ein weiter Weg vor euch. Euer Volk muss sich von den Schatten der Vergangenheit lösen und einer hoffnungsvollen und glücklichen Zukunft entgegensehen. Mit euch beiden an der Spitze wird diese Aufgabe gelingen, da bin ich mir sicher. Lebt wohl, meine Freunde, und denkt ab und zu mal an uns.«
    »Das werden wir«, sagte Yatimè. »Mehr als das: Ihr werdet ein Teil unserer Legende werden. Die Legende von den Wolkenreitern, die kamen, um uns vor dem gläsernen Fluch zu retten. Während wir hier stehen und miteinander reden, wächst die Legende. Lebt wohl und möge Ama euch beschützen!«
    Humboldt legte die Fingerspitzen aneinander und verbeugte sich. Eliza, Charlotte und Oskar taten es ihm gleich.
    »Danke für alles und lebt wohl.« Mit diesen Worten nahm er Wilma auf den Arm und kletterte die Strickleiter empor. Der kleine Vogel strampelte und quietschte. Man sah ihm an, dass er sich nicht von Jabo trennen wollte. Charlotte und Oskar folgten ihm mit traurigen Augen. Eliza zögerte einen Moment, dann trat sie vor und nahm Yatimè noch einmal herzlich in den Arm. »Leb wohl, meine kleine Priesterin«, sagte sie. »Möge Damballah dich immer beschützen.« Sie drückte ihr einen Kuss auf die Wange, dann löste sie sich von ihr. Die Leitern wurden hochgezogen und die Seile gekappt. Das Schiff stieg langsam in die Höhe. Als die Köpfe der vier Abenteurer nur noch kleine Punkte waren, wurden die Motoren angeworfen. Brummend und schnurrend nahm das Himmelsungeheuer Fahrt auf und segelte mit seiner kostbaren Last hinaus in den feurigen Nachmittagshimmel.

 
67
     
     
    Berlin im März 1894 …
     
    Das Haus am Plötzensee wirkte verriegelt und verrammelt. Die Tür war verschlossen und die Fensterläden zugeklappt. Die Bäume und Hecken sahen ungepflegt aus und aus dem Inneren des Gebäudes war nicht das geringste Geräusch zu hören. Während der Kutscher ihr Gepäck ablud, schaute Oskar sich um.
    »Was ist denn hier los?«, murmelte er, während er langsam über die kiesbedeckte Auffahrt ging. »Sieht fast aus, als wären alle ausgeflogen.«
    »Das Haus wirkt unbewohnt«, ergänzte Charlotte. »Als wäre hier seit Wochen niemand mehr gewesen.«
    Eliza strich mit der Hand über den Kies. »Ich spüre, dass jemand da ist. Außerdem: Die Radspuren hier sind nicht älter als zwei Tage.«
    Humboldt stemmte die Hände in die Hüften und rief: »Hallo, ist jemand zu Hause? Wir sind’s: Carl Friedrich, Eliza, Charlotte und Oskar. Wir sind wieder zurück!«
    Alle warteten gespannt auf eine Reaktion. Plötzlich war vom Haupteingang das Klicken eines sich öffnenden Schlosses zu hören. Die Tür ging einen Spalt weit auf und zwei große Augen lugten heraus. Ein junges Gesicht erschien. Sommersprossen, rote Haare, grüne Augen.
    »Lena!«, rief Oskar.
    Die Tür flog auf. Das Mädchen kam auf ihn zugerannt und hüpfte ihm in die offenen Arme. Wäre er nicht vorbereitet gewesen, er wäre glatt auf dem Hosenboden gelandet.
    »Was ist denn los?«, fragte er. »Warum sind die Fensterläden zu? Warum habt ihr euch eingeschlossen?«
    »Ach, es ist wegen dieser schrecklichen Frau«, antwortete Lena. »Sie war mindestens vier- oder fünfmal hier. Und jedes Mal ging sie fort und drohte uns, beim nächsten Mal würde sie mit der

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