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Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch

Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch

Titel: Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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gelungen?«
    »Mein Vater kann nicht nur Speere herstellen.« Yatimè warf dem Mann an ihrer Seite einen stolzen Blick zu. »Er ist der beste Schmied im gesamten Hombori-Gebirge. Das Erz dazu stammt aus unseren Bergbauanlagen.«
    »Und die Gussformen?«
    »Er hat die Originalteile aus dem Wachs der Wildbienen nachgeformt. Dann hat er sie in Ton eingehüllt und das Wachs herausgeschmolzen. So bekam er die Hohlformen.«
    Humboldt nickte. »Sag deinem Vater, er ist ein fantastischer Schmied.« Er verneigte sich. »Ich danke euch. Das ist mehr, als ich zu erhoffen wagte. Mit eurer Hilfe können wir jetzt auch den letzten Rest des fremden Eindringlings aus eurem Land vertreiben.« Er zwinkerte ihr zu. »Wollt ihr mich dabei begleiten?« Die Dogon nickten eifrig, doch es lag auch ein wenig Furcht darin.
    »Gut. Dann lade ich euch herzlich dazu ein. Morgen früh, kurz nach Sonnenaufgang, steigen wir auf. Dann könnt ihr es selbst erleben.«

 
66
     
     
    Die Pachacútec ging in eine gemächliche Rechtskurve und setzte dann zum Anflug auf den Tafelberg an. Yatimè konnte sehen, wie die Dorfbevölkerung zusammenströmte, um dabei zu sein, wenn das riesige fliegende Ungetüm landete. Sie verfolgte die Handgriffe des Forschers mit gespannter Erwartung. Das Ziehen des Schubhebels, das Langsamerwerden der Propeller, das Entweichen überschüssigen Dampfes und das Klirren, als die neu geschmiedete Ankerkette hinuntergelassen wurde. Jabo fest im Arm haltend, beobachtete Yatimè die fröhlichen Gesichter und die winkenden Hände. Mit einem glücklichen Lächeln winkte sie zurück.
    Der Flug mit der Pachacútec hatte sie verändert. Für einen Augenblick hatte sie die Welt von oben gesehen. Die beiden Tafelberge und die Savanne ringsum. Sie hatte Bäume, Flüsse und Wüsten gesehen. Sie war dabei gewesen, als Humboldt die Missionare geheilt hatte und das Lied der Dogon über den Häusern, den Gärten und der Kirche erklingen ließ. Sie hatte mitgeholfen, das Umland zu beschallen und jedes noch so kleine Überbleibsel des Meteoriten, mochte es nun in einem Sandkorn oder in einem Grashüpfer versteckt sein, zu vernichten. Damit war die Gefahr für immer gebannt. Die Prophezeiung hatte sich nicht erfüllt. Yatimè benötigte eine ganze Weile, bis sie die tiefe Bedeutung dieser Erkenntnis verstand. Doch als sie es in seiner ganzen Tragweite erfasste, war sie tief bewegt. Die Botschaft lautete, dass nichts vorherbestimmt war. Nichts stand festgeschrieben. Die Zukunft ist in ständigem Wandel begriffen. Man muss die Zeichen der Zeit erkennen und selbst aktiv werden. Nur darauf zu warten, dass etwas geschieht, ist zu wenig. Noch nie hatte sie die Wahrheit hinter diesen Worten so stark gespürt wie jetzt, als sie wie ein Vogel auf die Welt unter ihr hinabblickte.
    Sie hob den Kopf und blickte zu Oskar und Charlotte. Die beiden würden ein glückliches Paar werden, das spürte Yatimè. Es galt zwar noch das eine oder andere Hindernis zu überwinden, aber die Zukunft der beiden stand unter einem guten Stern.
    »Achtung, alle festhalten, wir setzen zur Landung an!«
    Die Stimme des Forschers schallte über das Deck. Es gab einen Ruck, dann sank das Schiff nieder. Yatimè spürte eine Hand auf ihrer Schulter. Ihr Vater. Der schweigsame, große Mann stand neben ihr, ein warmherziges Lächeln auf seinem Gesicht.
    »Verzeih mir«, sagte er.
    »Verzeihen? Was denn?«
    »Dass ich es missbilligt habe, dass du deinen eigenen Weg gegangen bist«, sagte er. »Ich wollte, dass du wie meine anderen Kinder bist: eine gehorsame Tochter und eine folgsame Ehefrau. Ich wollte nicht wahrhaben, welche besondere Gabe in dir schlummert und dass es eine Sünde ist, ein solches Talent verkümmern zu lassen. Ich habe Ubirè mein Einverständnis gegeben.«
    Yatimès Augen weiteten sich vor Erstaunen. »Du hast was?«
    »Deine Ausbildung zur Priesterin wird gleich morgen früh beginnen. Der oberste Sternendeuter hat mir mitgeteilt, dass er dich erwartet. Sei also pünktlich.«
    Yatimè griff sich an die Brust. Priesterin zu werden, das war immer ihr größter Wunsch gewesen. Doch sie hätte niemals damit gerechnet, dass ihr Vater dazu sein Einverständnis geben würde. Die Nachricht traf sie völlig überraschend.
    Sie sah ihm in die Augen und erwiderte ihren Blick. Der harte Zug um seinen Mund war verschwunden. Seine Augen verrieten, dass ihn der Flug mit der Pachacútec ebenfalls tief berührt hatte.
    »Danke«, sagte sie und nickte. »Danke für alles.«
    Er legte

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