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Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch

Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch

Titel: Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Dabei macht er nicht den Eindruck, als würde er einen von ihnen kennen.«
    »Hat Humboldt nicht gesagt, heute seien nur die engsten Freunde geladen?«
    »Doch, und das macht die Sache noch merkwürdiger. Du hättest es erleben sollen. Er hat Humboldt behandelt wie einen Fremden.«
    »Vielleicht ist er nur erschöpft von seiner langen Reise. Ich erinnere mich, dass es mir genauso ging, als wir von unserer letzten Reise zurückkamen.«
    Charlotte schüttelte den Kopf. »Glaube ich nicht. Er ist schließlich schon wieder eine ganze Weile hier. Ich tippe auf ein seelisches Problem.«
    »Und was genau?«
    Sie zuckte die Schultern. »Keine Ahnung. Aber was es auch ist, an Frau Bellheims Stelle würde ich mir ziemliche Sorgen machen. Apropos: Hast du eine Ahnung, ob sich bei Menschen manchmal die Augenfarbe ändert? Also ich meine bei erwachsenen Menschen. Bei Säuglingen ist ja bekannt, dass ihre Augen anfangs alle hellblau sind.«
    Oskar runzelte die Stirn. »Was für eine seltsame Frage. Und wie kommst du darauf, dass gerade ich so etwas weiß?«
    Charlotte nahm einen Schluck aus ihrem Glas, dann schüttelte sie den Kopf. »Du bist doch viel rumgekommen und hast sicher einige seltsame Dinge erlebt.«
    »Aber so etwas noch nie. Klingt irgendwie gruselig.«
    Charlotte nickte. Sie schien noch etwas sagen zu wollen, aber in diesem Augenblick erschien die Köchin, in ihrer Hand ein Glöckchen. Ein zartes Klingeln ertönte.
    »Meine Damen und Herren, wenn ich Sie ins Esszimmer bitten dürfte. Es ist angerichtet.«

 
9
     
     
    Die Tafel war festlich eingedeckt. Wertvolles Porzellan, Silberbesteck und kristallene Gläser schimmerten im Licht unzähliger Kerzenständer. Die Stoffservietten waren zu kleinen Tieren gefaltet. Jeder Platz war mit einer Tischkarte dekoriert worden, auf der ein Name stand.
    Mit besorgtem Blick stellte Oskar fest, dass er zwischen zwei Leute saß, die er nicht kannte. Den anderen erging es nicht besser. Sie alle waren zwischen den anderen Gästen verteilt worden und saßen obendrein ein ganzes Stück von ihm entfernt. Vermutlich, damit man sich schneller kennenlernte. Ehe er protestieren konnte, erhob Frau Bellheim ihr Glas.
    »Meine lieben Freunde, verehrte Gäste. Ich möchte Sie ganz herzlich zu unserem Silvesterempfang begrüßen. Danke, dass Sie meiner Einladung gefolgt sind und den Jahreswechsel mit mir und meinem Mann verbringen. Bitte wundern Sie sich nicht, dass ich alle ein wenig auseinandergesetzt habe, das geschah mit voller Absicht. Ich würde mir wünschen, dass wir alle miteinander bekannt werden und als gute Freunde ins neue Jahr gehen. Herzlich willkommen in unserem Hause!«
    Alle hoben ihre Gläser und prosteten einander zu.
    Richard Bellheim saß am Kopfende des Tisches, direkt neben seiner Frau. Er machte den Eindruck, als wisse er überhaupt nicht, wo er war. Als seine Frau ihm etwas ins Ohr flüsterte, stand er steif und langsam auf und blickte in die Runde.
    »Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Gertrud.« Seine Stimme klang dünn und kraftlos. »Ich bin gerührt über die Ehre, bei diesem Tisch den Vorsitz führen zu dürfen, auch wenn ich diese Aufgabe nur eingeschränkt erfüllen kann.« Er zögerte. »Manch einem mag aufgefallen sein, dass ich mich in letzter Zeit etwas verändert habe. Nicht zum Guten, wie ich leider zugeben muss. Meine Ärzte meinen, es wäre nur ein vorübergehender Erschöpfungszustand und dass ich mir keine Sorgen machen solle. Ich hoffe, sie haben recht. Glauben Sie mir, wenn ich Ihnen sage, dass mir die Situation sehr unangenehm ist. Ich bitte um Nachsicht, wenn ich bei dem einen oder anderen der hier Anwesenden Erinnerungsprobleme habe. Ich möchte mich aber jetzt schon ganz herzlich bedanken, dass Sie einem zerstreuten Professor Gesellschaft leisten wollen.«
    Die Gäste hoben die Gläser und prosteten dem Völkerkundler zu. »Hört, hört!«
    Oskar blickte in Humboldts Richtung. Der Forscher beobachtete Bellheim mit kritischem Blick. Mochte der Himmel wissen, was gerade in seinem Kopf vorging. Dann folgte das Festmahl, das Oskars volle Aufmerksamkeit beanspruchte. Als Vorspeise gab es Wachtelbrüstchen in Portsoße, anschließend folgte der traditionelle Silvesterkarpfen und zum Nachtisch gab es Burgunderpflaumen mit Vanilleeis. Dazwischen wurden verschiedene Weine gereicht und wer wollte, bekam ein Bier. Die Unterhaltung verlief angenehm und entspannt. Es wurde gegessen, geplaudert und angestoßen, und eine Weile ging alles gut. Doch es

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