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Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch

Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch

Titel: Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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sie.
    »Bitte schön. Sauber und aufgeräumt, wie sich das gehört.«
    Oskar wollte etwas sagen, doch ihm fiel nichts Passendes ein. Dass die Schuhe im Schrank standen, darauf hätte er nun wirklich selbst kommen können. Mürrisch schlüpfte er hinein und zog die Schnürsenkel fest.
    »Oskar, wir wollen los!« Humboldts Stimme schallte vom Hof herauf.
    »Lass dich mal ansehen.« Lena fing an, an ihm herumzuzupfen. Sie fegte Staubflusen von seiner Jacke, stellte den Hemdkragen ordentlich auf und zog seine Krawatte fest. »Bist du aufgeregt?«
    »Bin ich nicht.« Oskar presste die Lippen aufeinander. Natürlich war er aufgeregt. Wer wäre das nicht?
    »Macht nichts«, sagte Lena und gab ihm einen Klaps. »Wäre ich auch an deiner Stelle. Und jetzt ab mit dir.«
    »Danke«, grummelte er, dann eilte er die Treppen runter.
    »Da bist du ja endlich!«, rief Humboldt, als er unten eintraf. »Wir haben schon gedacht, wir müssten ohne dich losfahren.« Sein Vater trug einen langen schwarzen Mantel, eisenbeschlagene Stiefel und einen hohen Zylinder. In seiner Hand hielt er seinen schwarzen Gehstock mit dem goldenen Knauf. »Möchtest du zu den Damen oder kommst du zu mir auf den Kutschbock?«
    Oskar warf einen sehnsüchtigen Blick ins warme Innere, dann schüttelte er den Kopf. »Vier Augen sehen mehr als zwei. Ich komme mit rauf.«
    »Sehr schön.« Humboldt entzündete die Petroleumleuchten, stieg auf den Kutschbock und machte Platz für Oskar. Dann ließ er die Zügel schnalzen und lenkte die Kutsche in einem weiten Kreis in Richtung Ausfahrt. Als sie am Haus vorbeifuhren, sah Oskar seine Freunde, die ihre Nasen an die Scheiben pressten. »Stellt keinen Unsinn an und lasst niemanden hinein!«, rief Humboldt. »Ich verlasse mich auf euch. Wir sehen uns im neuen Jahr.« Die Pferde gingen in einen lockeren Trab über und klapperten fröhlich in Richtung Innenstadt.
     

     
    Es war Viertel nach acht, als sie bei den Bellheims eintrafen.
    Das dreistöckige Stadthaus an der Dorotheenstraße, unweit des Brandenburger Tors, war festlich beleuchtet. Das Tor zum Innenhof stand offen und Humboldt lenkte die Kutsche auf einen der freien Plätze. Der Großteil der Gäste schien bereits anwesend zu sein. Er sprang vom Fahrersitz und übergab die Zügel dem Stallburschen, dann half er den Damen beim Aussteigen. Oskar warf einen bewundernden Blick auf seine Cousine. Charlotte sah heute einfach hinreißend aus. In ihrem langen Mantel, der weißen Pelzmütze und den weichen Handschuhen wirkte sie wie eine Zarentochter. Wie eine Prinzessin aus einem russischen Märchen. Es fiel ihm schwer, sich vorzustellen, das dies dasselbe Mädchen sein sollte, das ihn in Stiefeln, Männerhosen und Trapperweste in die höchsten Berge und die tiefsten Meerestiefen begleitet hatte.
    »Das ist aber wirklich ein schönes Haus«, sagte sie. »Ich wusste gar nicht, dass man als Geograf so viel Geld verdienen kann.«
    Humboldt lachte. »Richard ist Mitglied der Deutschen Geografischen Gesellschaft, einer der angesehensten Vereinigungen weltweit. Um von ihr aufgenommen zu werden, muss man schon einiges geleistet haben. Er hat lange Zeit in Algerien, Tunesien und Libyen geforscht und mitgeholfen, antike Städte aus dem Wüstensand zu graben. Naturwissenschaften müssen nicht zwangsläufig eine brotlose Kunst sein.« Er stapfte durch den Schnee in Richtung Haupteingang und klopfte an. Oskar folgte ihm mit bangem Gefühl. Er war noch nie zu Gast bei irgendeiner größeren Gesellschaft gewesen. Charlotte hatte ihm gesagt, er solle sich eng an sie, Humboldt und Eliza halten, doch das war keine Garantie. Was, wenn ihn jemand nach seiner Herkunft fragte oder nach seiner Vergangenheit?
    In diesem Moment ging die Tür auf. Ein älterer, steif wirkender Diener erschien und musterte die Neuankömmlinge mit unterkühltem Blick. Er trug einen eng anliegenden Frack mit langen Rockschößen, eine Hose mit Nadelstreifen sowie blank polierte Schuhe. Sein Kopf wurde von einem Kranz kurz geschnittener weißer Haare umrahmt. Auf seiner Oberlippe thronte ein schmales, wohlgetrimmtes Bärtchen.
    »Wen darf ich melden?«, fragte er.
    »Carl Friedrich von Humboldt, Eliza Molina, Charlotte Riethmüller und Oskar Wegener.«
    Der Diener deutete eine Verbeugung an und trat einen Schritt zur Seite. »Bitte folgen Sie mir. Sie werden bereits erwartet.«
     

     
    Der Geruch nach Tabak und alkoholischen Getränken durchwehte den Eingangsbereich. Von jenseits der Tür drangen vereinzelte

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