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Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Titel: Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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was …?«
    »Draußen, der Wachposten, ruf ihn. Am besten, du lockst ihn unter irgendeinem Vorwand ins Zimmer, wo die anderen ihn nicht sehen können. Ich stelle mich solange hier in die Ecke.«
    »Und dann? Er wird dich sehen, festnehmen und einsperren.«
    »Wird er nicht, vertrau mir.«
    Lena zögerte. Sie kannte Oskar lang genug, um zu wissen, wann er einen Scherz machte und wann er es ernst meinte. Diesmal meinte er es ernst. »Na schön«, sagte sie. »Und was soll ich dann tun?«
    »Am besten, du gehst aus dem Weg und schließt die Augen. Es könnte ziemlich hell werden.«
    Mit diesen geheimnisvollen Worten stellte Oskar sich in die Ecke. Es war komisch, aber dieser Anzug hatte tatsächlich die Fähigkeit, die Konturen verschwimmen zu lassen. Sie musste schon sehr genau hinsehen, um zu erkennen, wo er stand.
    Zögernd ging sie zur Tür. Sie räusperte sich, dann schlug sie mit der Faust dagegen. »Hallo. Ich bin wach. Ich will wieder raus.«
    Sie hörte, wie jemand den Riegel entfernte.
    »Nicht vergessen, aus dem Weg und Augen schließen«, hörte sie Oskar noch zischen, dann wurde die Tür aufgestoßen. Der Teufelsmensch stand im Türrahmen und blickte sich misstrauisch um. Er hob seinen Kopf und hielt schnuppernd seine Nase in die Höhe. Sein Speer schimmerte unheilvoll. Er hatte etwas gewittert.
    Langsam wich Lena zurück. Es war wie in dem Märchen vom Teufel mit den goldenen Haaren. Fehlte nur noch, dass er sagte: Ich rieche, rieche Menschenfleisch. Der Steinerne trat vor und auf sie zu. Sie hatte gerade noch Zeit, zur Seite zu gehen, als ein blendender Blitz die Kammer erleuchtete. Obwohl sie die Augen sofort zusammengekniffen hatte, sah sie nichts weiter als Sternchen. Sie hätte auf Oskar hören sollen. Ein beunruhigendes Geräusch drang an ihre Ohren. Ein Knacken und Bersten, als ob etwas zerbrach. Sie spürte Oskars Hand auf ihrem Arm. »Bist du bereit?«
    Sie nickte. Die Augen öffnend, betrachtete sie den Teufelsmenschen. Der Wachposten war stocksteif und rührte sich nicht.
    »Was … was ist mit ihm?«
    »Keine Zeit für Erklärungen, es hält nicht ewig. Wir haben etwa zehn Minuten, bis er Alarm schlägt.«
    Oskar drehte an einer Kurbel. Es war die Induktionslampe. »Leider dauert es immer eine Weile, bis sie wieder aufgeladen ist«, sagte er. »Aber zumindest können wir sie uns damit eine Weile vom Hals halten. Und jetzt los. Geh du voran.«
    Lena schloss vorsorglich die Tür und legte den Riegel vor. Dann liefen sie das Treppenhaus hinunter.
    Tief unter ihren Füßen war das Dröhnen großer Maschinen zu hören. Während sie immer weiter in unbekanntes Gebiet vorstießen, trafen sie auf vereinzelte Seitengänge, aus denen seltsame Geräusche drangen. Ein Stampfen wie von schweren Motoren. Manchmal waren auch hellere Töne zu hören, die an das Knallen von Peitschen erinnerten. Aus einem der Gänge drang durchdringender Schwefelgestank. Die Luft war gesättigt mit dem Geruch nach Rauch und Öl.
    Lena zog ihre Schuhe aus. Barfuß war man einfach leiser und diese Steinernen hatten verdammt gute Ohren.
    Wie zwei Gespenster huschten die beiden Flüchtlinge die mächtigen Steinstufen nach unten. Das Treppenhaus war wie das Innere einer Spirale geformt. Geländer gab es keine, sodass man erkennen konnte, was auf der gegenüberliegenden Seite geschah. In alle Himmelsrichtungen zweigten Seitengänge ab. Von oben betrachtet würden sie aussehen wie die Speichen eines Rades, dachte Oskar.
    Sie hatten noch nicht mal die Hälfte zurückgelegt, als sie eine Bewegung in einem der Gänge bemerkten. Eine Fackel warf flackerndes Licht auf die Wände.
    »Schnell, hinter mich«, flüsterte Oskar. »Duck dich und mach dich so klein, wie du kannst.«
    »Aber er wird dich sehen«, flüsterte Lena. »Sollten wir nicht lieber versuchen, in einem der Gänge zu verschwinden?«
    »Keine Sorge. Pass auf.« Oskar stellte sich breitbeinig vor sie und beschirmte sie mit seinem Körper. Seitlich an ihm vorbeischauend, beobachtete sie, wie der Fackelträger den Gang verließ und in das Treppenhaus trat. Das Licht der Flamme schimmerte bis zu ihnen herüber. Lena hielt den Atem an. Der Steinerne kam genau auf sie zu. Jeden Moment würde er sie entdecken. Als das Wesen nur noch fünf Meter entfernt war, bog es in einen weiteren Gang ab und verschwand. Oskar drehte sich zu ihr um. »Siehst du?«
    »Aber wie ist das möglich?«, zischte Lena. »Ich hätte schwören können, dass er genau zu uns herübergesehen

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