Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Titel: Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
Vom Netzwerk:
auf die andere Seite. »Licht aus«, murmelte er noch einmal unleidig. Und dann mit etwas sanfterer Stimme: »Bitte.«
    Zuerst glaubte er, sein Vater würde sich einen Spaß erlauben und ihn mit der Induktionslampe anstrahlen, doch als er zwischen den halb geschlossenen Augenlidern hindurchblinzelte, sah er, dass Humboldt ein paar Meter weiter auf der Seite lag und herzhaft schnarchte. Müde blickte er sich um. Alle schliefen noch, ohne Ausnahme. Sogar Wilma hatte den Schnabel ins Gefieder gesteckt und schnaufte leise vor sich hin.
    Oskar beschirmte seine Augen. Wo kam nur dieses grässliche Licht her? Er benötigte mehrere Minuten, um sich zu orientieren. Die Höhle war kleiner, als er vermutet hatte. Vielleicht fünfzig Meter in der Länge und zwanzig in der Breite. Die Sandbank befand sich am Ufer eines grünlich schimmernden Sees, der von dem Kaltwassergeysir gespeist wurde. An der Decke warf eine helle Scheibe einen genau abgezirkelten Kreis aus Licht auf den Boden. Oskar stellte fest, dass er der Einzige war, der innerhalb dieses Kreises lag. Alle anderen befanden sich im Schatten, weshalb sie vermutlich auch noch nicht wach geworden waren.
    Plötzlich wurde es dunkler. Ein grauer Fleck hatte sich über das Licht geschoben und wanderte immer weiter. Seine Ränder waren ausgefranst, sodass er beinahe aussah wie … eine Wolke.
    Das war kein künstliches Licht, das war ein Loch in der Decke. Und was er da sah, war ein Ausschnitt des Himmels!
    »Aufwachen«, rief er. »Wacht alle auf!«
    Die Erste, die sich regte, war Lena. »Mmh? Was ist denn los? Ich hatte gerade so einen schönen Traum. Ich war an der frischen Luft und die Sonne schien mir ins Gesicht.«
    »Na, dann mach doch mal die Augen auf. Dein Traum ist gar nicht so weit von der Wirklichkeit entfernt.«
    Es dauerte keine zehn Sekunden, da waren alle wach. Ungläubig starrten sie zur Decke.
    »Das ist doch nicht möglich.«
    »Wieso haben wir das gestern nicht bemerkt?«
    »Wie ist das dahin gekommen?«
    Lilienkron zwinkerte ein paarmal ins Licht, dann legte er seine Hand auf Humboldts Schulter und klopfte ihm herzhaft auf den Rücken. »Gratulation, alter Knabe. Das haben Sie gut gemacht. Richtig gut.«
    Der Forscher ließ die Prozedur widerspruchslos über sich ergehen. Er sah aus, als könne er selbst kaum glauben, was er da sah. Eliza trat an seine Seite und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. »Lilienkron hat recht«, flüsterte sie. »Du bist einfach großartig.«
    »Ich verstehe das immer noch nicht«, sagte Charlotte. »Wieso haben wir bei unserer Ankunft nichts gesehen?«
    »Weil es Nacht war, als wir hier eintrafen«, sagte Oskar. »Vermutlich ist gerade Neumond oder eine Wolke hatte sich vor die Öffnung geschoben. Erinnert ihr euch, wie dunkel die Nächte hier sein können? Ganz anders als daheim in Berlin.«
    »Ist doch egal«, sagte Eliza freudestrahlend. »Hauptsache, wir haben es geschafft, den Tiefen der Erde zu entrinnen. Der wunderbare Geysir hat uns bis nach oben katapultiert. Bleibt nur noch die Frage, wie wir das letzte Stück schaffen sollen.«
    Oskar schätzte die Höhe ab. Die Höhlendecke befand sich gute zehn Meter über ihren Köpfen.
    »Ich denke, ich habe eine Idee«, sagte Humboldt. »Wenn Sie das bitte mal halten würden …?« Er drückte Lilienkron die Armbrust in die Hand und öffnete seine Waffentasche. Oskar sah ein Sortiment schimmernder Pfeile, von denen sein Vater zwei auswählte. Es waren unterarmlange Metallzylinder, an deren Seiten hauchdünne Plättchen angebracht waren und die in einer Art Öse endeten. Humboldt zog eine dünne Leine aus der Tasche und fädelte sie in die Öse. Dann legte er den einen Pfeil in die Armbrust, aktivierte den Schussmechanismus und zielte auf das Loch in der Decke. Oskar sah, dass ein paar sehr dornige und scharfkantige Widerhaken aus den Seiten des Pfeils herausklappten. Ein Zischen ertönte, dann flog er davon. Humboldt legte die Armbrust beiseite, zog vorsichtig an dem Seil und verhakte den Pfeil irgendwo außerhalb der Öffnung. Dann legte er einen zweiten Pfeil ein und schoss ihn ebenfalls durch die Decke. Nachdem auch dieser einen Widerstand gefunden hatte, konnte sich der Forscher mit seinem ganzen Gewicht an das Seil hängen. »Fertig«, sagte er und entnahm seiner Tasche ein paar Lederhandschuhe.
    »Soll ich vorgehen?«, fragte Lena. »Ich bin leicht und kann zuerst dort hoch.«
    Humboldt hob die Brauen. »Du?«
    »Sie kann ausgezeichnet klettern«, sagte Oskar. »Sogar

Weitere Kostenlose Bücher