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Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Titel: Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Höhleneingang her kam eine Armee von Schatten auf sie zu.
    »Hinter mich, schnell«, befahl Humboldt. »Überlasst mir das Reden.«
    »Aber gerne, werter Kollege«, sagte Lilienkron. »Immerhin haben Sie uns diesen Schlamassel eingebrockt. Ich glaube allerdings nicht, dass es viel zu sagen gibt. Wir werden alle versklavt werden, genau wie die anderen. Vielleicht sogar noch Schlimmeres. Sie mit Ihrer unerträglichen Arroganz und Ihrem Besserwissertum.« Seine Stimme zitterte.
    Die Steinernen kamen geschlossen auf sie zu. Sie hetzten nicht, sie rannten nicht, sie wussten, dass ihnen niemand entkommen würde. Hinter der Reihe furchterregend aussehender Krieger folgte eine Gruppe von Trägern, die eine Sänfte auf ihren Schultern trugen.
    »Der Herrscher«, flüsterte Lena. »Ich habe schon mit ihm gesprochen.«
    Humboldt hob interessiert eine Braue. »Wie das?«
    »Mein Linguaphon hat sich an ihre Sprache angepasst. Ich kann sie verstehen und sie mich.«
    Humboldt schaute Lena verblüfft an. »Das sind großartige Neuigkeiten. Am besten, du gibst mir das Band.«
    Lena zog das Linguaphon unter ihrem Kragen hervor und reichte es Humboldt. Die Teufelsmenschen waren mittlerweile bis auf zwanzig Meter herangekommen. Sie stellten die Sänfte ab und halfen ihrem Oberhaupt beim Aussteigen. Der Herrscher war ein gebeugtes Wesen von unvorstellbar hohem Alter. Er ging an einem Stab, wobei er eine Würde und Macht ausstrahlte, wie es Oskar bei keinem anderen Wesen jemals gesehen hatte. Seine Gefolgsleute waren um ein Vielfaches größer und kräftiger, doch als er an ihnen vorbeiging, neigten alle ihr Haupt. Drei Meter von Humboldt entfernt blieb er stehen.
    »Du«, sagte er und deutete auf den Forscher. »Bist du der Anführer dieser Gruppe?« Seine Stimme klang wie ein steinernes Mahlwerk.
    »Das bin ich, großer König.« Humboldt deutete eine Verbeugung an. »Es ist mir eine Freude, Sie kennenzulernen.«
    Der Alte reagierte nicht auf die Schmeicheleien und blickte von einem zum anderen. Als seine Augen Lena erfassten, hielt er inne. »Das Mädchen mit den flammenden Haaren. Wie schade, dass du unsere Gesellschaft nicht zu schätzen weißt. Ich hatte gehofft, wir könnten unsere Unterhaltung fortsetzen.«
    Humboldt legte Lena seine Hand auf die Schulter. »Sie kann nichts dafür. Es war mein Wunsch, sie wieder zu uns zurückzuholen. Als ihr Vormund bin ich ihr gegenüber verantwortlich.«
    Der Alte blickte Humboldt lange und intensiv an.
    »Ich wusste, dass ihr kommen würdet. Es war so vorherbestimmt.«
    Humboldt nickte. »Dann sind Sie ebenso weise wie vorausschauend. Denn es stimmt. Wir sind hier, um den Fluch von euch zu nehmen. Unser Auftrag lautet, den Betrug, den König Sukarno vor so vielen Jahren an euch begangen hat, ungeschehen zu machen. Wir wollen euch zurückgeben, was euch zusteht.«
    Der alte Herrscher sog die Luft durch seine Nüstern. Oskar konnte sehen, wie tief in seinen Augen etwas aufflammte. Ein dunkelroter Schimmer, der aussah, als würde das Innere dieses Wesens glühen.
    »Wie kannst du es wagen, diesen Namen zu erwähnen?« Die Stimme donnerte unheilverkündend aus dem Linguaphon. »Weißt du denn nicht, dass jeder, der ihn in den Mund nimmt, sterben muss?«
    »Nicht, wenn ihr mir aufmerksam zuhört. Lange genug wurde geschwiegen, jetzt ist es an der Zeit zu reden. Wie lange lebt ihr nun schon in dieser Unterwelt, in diesem Gefängnis aus Wut und Hass?« Er deutete unter das Deckengewölbe. »Sehnt ihr euch nicht nach Frieden und Vergebung?«
    »Es gibt keine Vergebung«, grollte der Herrscher. »Nicht, solange der Tribut nicht zurückgezahlt wurde. Solltest du ihn nicht bei dir tragen, so mach dich darauf gefasst, jetzt zu sterben.«
    Oskars Aufmerksamkeit wurde von einem Gurgeln in seinem Rücken abgelenkt. Im Tümpel hinter ihm hatte es angefangen zu blubbern und zu schäumen.
    »Kein Mensch kann so viel Gold bei sich tragen, das wisst ihr selber«, sagte Humboldt. »Aber ich will euch davon überzeugen, dass ich die Wahrheit sage. Hier, seht selbst.« Er griff in seine Umhängetasche und holte einen bemoosten, grau angelaufenen Stein hervor. Mit einer schwungvollen Bewegung warf er ihn dem König vor die Füße. Mit leiser Stimme raunte er Oskar zu: »Geht an Bord unseres Schiffes, aber leise.« Er deutete unauffällig auf den Bovist.
    Das Wasser blubberte und brodelte jetzt deutlich stärker. Oskar gab den anderen zu verstehen, sie sollten in den Pilz klettern. Die Teufelsmenschen waren viel zu

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