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Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Titel: Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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besser als ich, und das will etwas heißen.«
    Humboldt überlegte, dann nickte er. »Na schön«, sagte er. »Aber keine riskanten Aktionen, verstanden? Hier ist das Seil. Die Sicherheitsleine befestigst du an deinem Gürtel. Nur für den Fall, dass sich der erste Pfeil lösen sollte. Wenn du oben bist, bindest du die Seile an einen Baum oder Fels und gibst uns ein Zeichen. Alles verstanden?«
    »Klar.« Lena prüfte den Sitz der Handschuhe, überzeugte sich noch einmal, dass alles an Ort und Stelle saß, und griff dann nach der Leine. Mit affenartiger Geschwindigkeit kletterte sie das dünne Seil empor und verschwand oben in der Decke.
    Keine fünf Minuten später flog das Seil wieder zu ihnen herunter. Ihr Kopf erschien in dem hellen Rund. »Kommt«, rief sie. »Es ist herrlich hier oben. Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern und es ist grün!«
     

     
    Oskar hätte nie gedacht, dass er über den Anblick der Sonne und des Himmels einmal so froh sein könnte. Lena hatte nicht übertrieben. Es war wirklich herrlich.
    Sie standen an der Flanke eines Vulkans und das Land lag zu ihren Füßen. Oskar sah Hügel, Täler, Ebenen, dazwischen bunte Felder, kleine Ortschaften und glitzernde Bäche. In einiger Entfernung ragten weitere Kegel in den Himmel. Er meinte einige von ihnen wiederzuerkennen, aber ganz sicher war er sich nicht. Humboldt hatte bereits seine Karte auf dem Boden ausgebreitet. Alle standen gebeugt über dem Plan und versuchten herauszufinden, wo sie waren.
    Lilienkron unterbrach als Erster die Stille. »Ich glaube, wir sind gar nicht weit vom Palast entfernt. Die Gegend oberhalb des Tempels, an der die heißen Quellen waren. Da ist das Tal, dahinter die Ebene, und wenn mich nicht alles täuscht, ist das dort hinten am Horizont Surabaya.«
    »Das hieße, dass wir uns auf dem Semeru befänden«, sagte Oskar. »Aber das ist doch nicht möglich.«
    »Warum nicht?«, fragte Humboldt. »Wir haben etliche Kilometer unter der Erde zurückgelegt, und ob der Geysir uns tatsächlich senkrecht nach oben geschossen hat, ist fraglich. Da kommt schnell eine Abweichung von dreißig oder vierzig Kilometern zustande.«
    »Und da ist noch etwas anderes«, sagte Charlotte. »Erinnert ihr euch, dass Dimal uns erzählt hat, dass es am Semeru Löcher im Boden gäbe, aus denen ein starker Wind emporweht? Er nannte ihn Nafas Iblis, den Atem des Teufels. Hört doch mal.«
    Alle spitzten die Ohren. Da war tatsächlich ein tiefes Grummeln zu hören, tief unten in der Höhle. Erst leise, dann immer lauter und lauter. Vorsichtshalber trat Oskar einen Schritt zurück. Mit einem Mal setzte ein Brausen und Stürmen ein. Oskars Haare wurden wild durcheinandergepeitscht. Der Wind fegte durch das Innere der Höhle, brach sich an Spalten und Vorsprüngen und steigerte sich zu einem infernalischen Heulen. Kurz darauf flaute er wieder ab.
    Charlotte grinste. »Na? Jetzt überzeugt?«
    »Der Geysir«, stieß Oskar aus. »Er ist es, der den Wind bewirkt.«
    »Stimmt. Die Luft wird von der aufsteigenden Wassersäule hochgedrückt, in der Höhle verwirbelt und dann durch die Öffnung hinausgepresst. Für jemanden, der nicht weiß, was da unten vor sich geht, muss das im höchsten Maße beängstigend wirken. Deswegen fürchten sich die Einheimischen so vor diesem Wind.« Humboldt nickte. »Es stimmt also, was Professor Lilienkron sagte. Wir befinden uns an der Nordflanke des Semeru.« Er tippte auf die Karte. »Der Palast von Tengah liegt hier, nur wenige Kilometer entfernt. Das Gelände ist ziemlich unwegsam, deshalb schlage ich vor, dass wir uns gleich auf den Weg machen. Bis zum Abend sollten wir es geschafft haben.« Er lächelte ihnen aufmunternd zu. »Kommt, meine Freunde. Der letzte Abschnitt unseres Abenteuers hat begonnen.«

 
48
     
     
    Bhamban der Dritte schritt in seinem Thronsaal auf und ab. Draußen hatte sich bereits die Nacht über den Palast gesenkt und noch immer war kein Tropfen Regen gefallen. Die schwüle Luft lag wie eine Glocke über dem Land. Fern am Horizont zuckten bereits die ersten Blitze auf, doch es würde noch mindestens eine halbe Stunde dauern, bis der Regen die ersehnte Abkühlung bringen würde. Etwas Unheilvolles war im Anmarsch. Er konnte es nicht erklären, es war ein Gefühl, das seinen Rücken emporkroch und sich mit erdrückender Gewissheit auf Nacken und Schultern legte.
    Der König war unruhig. Sein oberster Astrologe glaubte böse Zeichen am Himmel gesehen zu haben und auch sein Hofstaat schien zu

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