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Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Titel: Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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signalisierte er Charlotte und Oskar, rechts um die Stoffballen herumzugehen. Er selbst und Eliza gingen links herum. Lilienkron hielt Wilma auf dem Arm und blieb an der Tür stehen. Nur für den Fall, dass jemand zu entwischen versuchte.
    Oskar hielt den Jutesack fest in der Hand. Charlotte folgte dicht hinter ihm mit der Lampe. Sie hatte die Öffnung der Blechmanschette so eingestellt, dass ein einzelner trüber Lichtstrahl in den Raum fiel. Drüben, auf der anderen Seite, konnten sie Humboldt und Eliza sehen. Die beiden bewegten sich langsam und vorsichtig. Plötzlich fiel Charlotte wieder ein, was Eliza vor einigen Tagen gesagt hatte: dass sie eine Aura gespürt habe. Wie recht sie doch gehabt hatte. Aber wer war die Person und warum versteckte sie sich hier?
    Sie hatten den Haufen mit den Stoffballen umrundet und näherten sich der hinteren Wand des Kabelgatts. Überall waren Kisten und Fässer. Ein perfektes Versteck für einen blinden Passagier. Was, wenn er bewaffnet war?
    Charlottes Hände zitterten vor Aufregung. Plötzlich bemerkte sie eine Bewegung hinter einer der Kisten. Für einen Moment sah sie eine schwarze Gestalt vorbeihuschen, dann war sie wieder weg.
    »Da … da drüben«, stammelte sie.
    In diesem Moment passierte es. Eine der Kisten schwankte und polterte mit lautem Krachen von oben herab. Eine Flut von Seilen ergoss sich über den Boden. Charlotte konnte gerade noch ausweichen, als eine schwarze Gestalt auf sie zuschoss und an ihr vorbeirannte. Oskar reagierte sofort. Er hob seine Arme und zog dem Fremden den Sack über den Kopf. Charlotte hörte einen unterdrückten Fluch, dann bekam Oskar einen Schlag unters Kinn. Taumelnd fiel er zur Seite, mitten hinein in die Seile. Drüben versuchte Humboldt, an Eliza vorbeizustürmen. Er wollte dem Eindringling den Weg abschneiden, prallte dabei aber gegen Lilienkron, der ziemlich ungeschickt mitten im Raum stand. Ein pfeifendes Keuchen ertönte, dann gingen die beiden Wissenschaftler zu Boden. Glücklicherweise war Lilienkron geistesgegenwärtig genug, Wilma vorher loszulassen. Der Vogel flog ein paar Meter durch die Luft, landete wohlbehalten auf den Füßen und rannte in vollem Tempo zurück Richtung Kombüse. Schmerzensschreie hallten durch die Dunkelheit, vermischt mit Flüchen. »Machen Sie, dass Sie von mir runterkommen, Sie ungehobelter Kerl!«, schrie Lilienkron.
    »Was stehen Sie auch hier im Weg herum?«, hörte sie Humboldts Stimme. Charlotte wollte den beiden zur Hilfe eilen, als sie den schwarzen Schatten wieder sah. Er hatte sich aufgerichtet und rannte Richtung Ausgang.
    »Da ist er«, rief sie. »Haltet ihn, haltet ihn!«
    »Wie denn, wenn ich meinen Arm nicht befreien kann. Jetzt verschwinden Sie endlich.«
    Statt einer Antwort stieß Humboldt ein dumpfes Grunzen aus. Seine Füße hatten sich in den Seilen verheddert.
    Charlotte sah, dass der Eindringling noch immer den Sack über dem Kopf hatte. Es fehlte nicht mehr viel, dann wäre er entkommen. In diesem Moment war Eliza zur Stelle. Mit einer geschickten Bewegung zog sie eine Schlinge über den Fuß des Flüchtenden und brachte ihn zu Fall. Unglücklicherweise genau auf Lilienkron, der unter beträchtlichen Flüchen ein zweites Mal zu Boden ging. Humboldt hatte sich gerade von den Seilen befreit, er packte den Fremden und nahm ihn in den Schwitzkasten.
    »Ich habe ihn«, schrie er. »Los doch, helft mir!«
    Der Eindringling war stark wie ein Ochse. Nur mit vereinten Kräften gelang es ihnen, ihn zu bändigen. Irgendwann war der Kampf zu Ende. Schnaufend und keuchend lagen alle am Boden und hielten, was sie erbeutet hatten. Einen Arm, ein Bein, einen Kopf.
    Charlotte hielt die Lampe hoch. »Runter mit dem Sack«, rief sie. »Lasst uns nachsehen, wer das ist.«
    Oskar wirkte immer noch leicht angeschlagen von dem Kinnhaken, den der Fremde ihm verpasst hatte. Er taumelte auf die Gruppe zu, griff nach dem rauen Stoff und riss ihn herunter. Eine Flut roter Haare ergoss sich über die Schultern des blinden Passagiers.
    Einen Moment lang herrschte Schweigen, dann schrie Oskar:
    »Lena!«
    Das Gesicht seiner Freundin war rot vor Anstrengung. Ihre grünen Augen funkelten vor Wut. »Würdet ihr mich wohl endlich loslassen«, fauchte sie mit halberstickter Stimme. »Ihr tut ja gerade so, als wäre ich eine Schwerkriminelle.« Und dann, als immer noch nichts geschah: »Loslassen, habe ich gesagt!«
    Endlich kam Bewegung in die Gruppe. Humboldt löste seinen Würgegriff, Charlotte und

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