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Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Titel: Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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mochten, doch die Signale waren zu schwach, um Genaueres sagen zu können. Fest stand nur: Es war etwas in Bewegung geraten. Etwas, das sich weder verändern noch aufhalten ließ und das der Geschichte eine entscheidende Wendung geben würde.
    Und jetzt war es zu einer zweiten Begegnung gekommen. Sie war anders, nicht so tiefgreifend, aber dennoch unüberhörbar. Einer einzelnen Person war es gelungen, zu ihnen durchzudringen. Ihr Geist war weiter entwickelt als der ihrer Begleiter. Er war fähig, über weite Entfernungen zu sehen und Kontakt aufzunehmen. Eine erstaunliche Fähigkeit, die ebenso faszinierend wie gefährlich war. Wenn tatsächlich ein großer Plan hinter allem existierte, dann durfte er nicht zu früh enthüllt werden. Die Ereignisse mussten ihren Lauf nehmen, davon hing alles ab.
    Er würde einen Kundschafter entsenden, um herauszufinden, was da oben geschah. Er durfte sich nicht länger auf seine Eingebungen und Träume verlassen, sondern benötigte handfeste Fakten. Wenn er sich nicht irrte, stand ihnen die alles entscheidende Phase bevor.

 
13
     
     
    Oskar war gerade dabei, seinem Vater beim Zusammenrollen der Seile zu helfen, als vom Ausguck der Pachacútec her ein Ruf ertönte. »Land in Sicht!«
    Lena stand mit wehenden Haaren im Krähennest und winkte zu ihnen herunter. »Elf Uhr!« Sie deutete nach unten.
    Oskar stürzte an die Reling. In der Fachsprache der Seeleute bedeutete elf Uhr eine Richtungsangabe. Verglich man die Umgebung mit dem flach ausgelegten Ziffernblatt einer Uhr, so befand sich die Zwölf genau in der Richtung, in die man blickte.
    Mit zusammengekniffenen Augen spähte er in die Wolken. Schräg unter ihnen war ein smaragdfarbener Fleck zu erkennen. Halb unter einer dünnen Wolkendecke verborgen, leuchtete etwas Grünes. Vage Umrisse schälten sich aus dem Dunst. Eine Insel. Spitze Kegel ragten daraus hervor. Vulkane, schoss es Oskar durch den Kopf. Kein anderer Berg hatte eine solche Form.
    Er spürte, wie sein Herz schneller schlug.
    »Irgendeine Ahnung, welche Insel das ist?«, fragte er seinen Vater, der neben ihm aufgetaucht war.
    »Einen Moment, das haben wir gleich.« Humboldt zauberte eine Karte aus seiner Manteltasche, breitete sie auf einer Seekiste aus und legte seinen Kompass daneben. Mit seinem Zirkel maß er die Strecke, berechnete die Entfernung und schrieb alles auf einen Zettel. Dann ging er zurück zur Reling und prüfte die Form der Insel. Er nickte zufrieden.
    »Kein Zweifel, das muss Bangka sein«, sagte er. »Erkennst du die ausgezackte Küstenform? Sie ist ziemlich einzigartig, selbst für diese Gegend.«
    Oskar sah tief eingekerbte Buchten, breite Strände und schroffe Felsklippen. Die Insel sah aus, als wäre sie angeknabbert worden. Er nickte.
    Humboldts Augen leuchteten. »Weißt du, was das heißt? Das bedeutet, dass wir den Äquator überflogen haben. Wir sind jetzt auf der Südhalbkugel der Erde. Komm, lass uns zu den anderen gehen und ihnen die gute Nachricht überbringen.«
    Lilienkron, Charlotte und Eliza standen auf der anderen Seite des Schiffes und blickten ebenfalls in die Tiefe. Lena kletterte aus dem Krähennest und kam zu ihnen herüber.
    Oskar war immer noch ziemlich sauer wegen dieser Nummer im Kabelgatt. Zugegeben, der Trick, sich in der Kiste mit dem Bettzeug und den Handtüchern zu verstecken, war nicht schlecht gewesen. Aber er fragte sich, wie Lena dort unbemerkt hatte hineinschlüpfen können. Das Schiff wurde Tag und Nacht bewacht, da war ein Reinkommen nicht einfach. Auch dass sie sich so lange verborgen gehalten hatte, war ein kluger Schachzug gewesen. Für eine Umkehr war es schon zu spät und über Bord werfen konnte man sie schließlich nicht. Was ihn aber am meisten erstaunt hatte, war, warum sie das gemacht hatte. Nicht, weil sie Abenteuer erleben oder fremde Länder bereisen wollte, das hätte er ja noch verstanden.
    Nein, es war seinetwegen.
    So stand er jetzt wieder da, wo er in Berlin aufgehört hatte: zwischen zwei Mädchen und der Frage, wohin das alles führen mochte.
    »Haben Sie schon herausgefunden, wo wir uns befinden«, fragte Lilienkron.
    Humboldt nickte. »Auf der anderen Seite haben wir Bangka entdeckt. Ich habe noch mal auf der Karte nachgeschaut. Die Küstenform ist ziemlich eindeutig.«
    »Dann muss das dort Sumatra sein«, sagte Lilienkron und deutete nach Südwesten. Ein langer grüner Streifen schälte sich dort zwischen den Wolken heraus. Oskar hatte schon von Sumatra gehört. Angeblich war es

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