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Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Titel: Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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mir wäre mit Bäumen und Sträuchern bewachsen. Ist echt irre, du solltest es mal ausprobieren.«
    »Du weißt doch, dass ich nicht schwindelfrei bin. Wie soll das erst werden, wenn ich mit dem Kopf nach unten in der Takelage baumele?«
    »Na ja, macht nichts«, sagte Oskar enttäuscht. »Wenn du mir trotzdem die Ahle geben könntest …«
    »Hier ist sie.« Wie aus dem Nichts war Lena aufgetaucht und hielt Oskar die gebogene Nadel entgegen. Sie stieg auf die Reling und setzte ihren Fuß dann auf die Strickleiter.
    »Also, mir macht das nichts aus, in die Wanten zu klettern«, sagte sie. »Im Gegenteil. Ich finde, es ist der schönste Platz auf dem ganzen Schiff.« Mit einem Blick auf die Seile sagte sie: »Um den Knoten rauszubekommen, wäre es aber besser, wenn ich vorher das Seil losmache. Da ist ordentlich Zug drauf. So bekommst du ihn nie auseinander.« Sie sprang zurück aufs Deck, lockerte die Schlinge und löste das Seil, bis es schlaff und ohne Spannung herabhing. Dann kletterte sie in Windeseile wieder zu Oskar nach oben.
    Charlottes Miene verdüsterte sich schlagartig. Enttäuscht machte sie kehrt und ging zurück in Richtung Achterdeck.
    »Charlotte, warte! Ich … ach verdammt.« Oskar versuchte sein Halteseil zu lösen, aber er hing fest.
    »Lass sie doch gehen«, sagte Lena. »Wenn sie nicht mitspielen will, ist das ihre Sache. Mir gefällt es besser, wenn sie weg ist.« In ihrer Stimme schwang ein Ausdruck höchster Zufriedenheit. Oskar spürte, wie sich sein Magen verkrampfte.
    »Das ist kein verdammtes Spiel«, sagte er. »Ich habe schon genug am Hals, ich brauche nicht noch den Stress zwischen euch beiden. Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du Charlotte nicht dauernd provozieren würdest.«
    »Was habe ich ihr denn getan? Ich kann doch nichts dafür, wenn sie zu fein ist, dir das Werkzeug nach oben zu bringen. Oh, ich bin nicht schwindelfrei. Ich ertrage es nicht, mit dem Kopf nach unten zu hängen.« Sie verzog den Mund in der Weise, wie Charlotte es immer tat, wenn sie beleidigt war.
    »Lass sie einfach in Ruhe«, polterte Oskar. »Schlimm genug, dass du dich an Bord geschlichen hast. Hier, mach du solange weiter.« Er löste seinen Gurt und ließ sich auf Deck hinunter. »Bis ich zurückkomme, sind die Seile entwirrt, verstanden?«
    Lena schnalzte mit der Zunge, wagte aber nicht, ihm zu widersprechen. Charlotte war in Richtung der Frauenquartiere abgeschwirrt. Sollte er ihr wirklich hinterhergehen? Auf keinen Fall wollte er sie noch mehr verletzen. Was sollte er sagen? Dieser Fall erforderte Diplomatie. Es war nicht einfach damit getan, Lena die ganze Schuld in die Schuhe zu schieben. Er musste erreichen, dass die beiden Mädchen ihr Kriegsbeil begruben und als Team zusammenarbeiteten, ansonsten gefährdeten sie die gesamte Mission.
    Zaghaft klopfte er an.
    Nichts.
    Noch einmal klopfte er, diesmal beherzter.
    »Herein.«
    Vorsichtig steckte er den Kopf herein. »Charlotte?«
    Die Nichte des Forschers saß auf ihrem Bett. Sie hatte ihre hübsche Nase tief in ein Buch gesteckt. Ein Exemplar von Charles Darwins Die Entstehung der Arten, wie Oskar mit fachkundigem Blick erkannte. Wilma saß neben ihr und kommentierte die abgebildeten Tiere.
    »Tier mit Streifen, Tier mit Punkten, komisches Tier mit langer Nase. «
    »Darf ich kurz stören?«
    Charlotte blickte unverdrossen in ihr Buch, so als ließe sie sich nur ungern in ihrer Konzentration stören. »Ich dachte, du müsstest Seile entwirren.«
    Oskar trat ein, schloss die Tür und setzte sich neben Charlotte aufs Bett. Sie schien nichts dagegen zu haben.
    »Hör mal«, sagte er. »Ich wollte nur, dass du weißt, dass ich es unmöglich finde, wie Lena sich dir gegenüber verhält. Es tut mir ehrlich leid.«
    Charlotte löste ihren Blick von der Lektüre und sah ihn verwundert an. »Hm? Ich verstehe nicht, was du meinst.«
    »Ach komm schon. Sie ist richtig frech zu dir und mich lässt sie nicht für zwei Minuten aus den Augen.«
    »Ist dir das etwa lästig?«
    »Ja, natürlich ist mir das lästig«, sagte er. »Was für eine Frage.« Oskar wurde rot. War Lena ihm wirklich lästig? Wenn er ehrlich zu sich war, musste er zugeben dass ihm ihre Anhänglichkeit gut gefiel. Lena bewunderte ihn, während er sich bei Charlotte oft so unterlegen vorkam.
    »Dann solltest du etwas dagegen unternehmen.«
    »Ich … ja, natürlich, das versuche ich ja. Aber es ist nicht so einfach. Lena kann unglaublich störrisch sein.«
    »Sie weiß, was sie will, das muss man

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