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Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Titel: Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Summe den König gnädig stimmen wird, wage ich zu bezweifeln.«
    »Oh, das war ein Missverständnis«, sagte Humboldt. »Dieser bescheidene Betrag ist ausschließlich für Ihre Auslagen gedacht. Dem König überreichen Sie bitte dies hier.« Er drückte dem Statthalter einen Beutel in die Hand. »Ich bin sicher, der Inhalt wird ihn interessieren.«
    Van Bakken beäugte misstrauisch den Beutel, wagte jedoch nicht, ihn zu öffnen.
    »Na schön«, schnaubte er. »Der Palast des Königs liegt einen Zweistundenritt in südlicher Richtung. Ich muss einen Transport organisieren. Wir werden Verpflegung und ein paar Geschenke benötigen. Aber es gibt ein vorzügliches Restaurant drüben in der Regentenstraße. Es heißt Zum Weißen Lotus und bietet die ganze Vielfalt südostasiatischer Küche. Sobald ich ein Transportmittel gefunden habe, werde ich Sie benachrichtigen.«
    Humboldt nickte. »Lassen Sie sich Zeit. Wir werden solange die Annehmlichkeiten Ihrer schönen Stadt genießen.«
    Der Statthalter schnalzte mit der Zunge und seine Diener trugen ihn in Richtung der Stadt. Charlotte blickte ihm misstrauisch hinterher. »Was für ein schrecklicher Kerl«, sagte sie. »Hast du ihn etwa bestochen?«
    Der Forscher lächelte grimmig. »Manchmal müssen die Teile des Getriebes etwas geschmiert werden. Die Dinge laufen in diesem Teil der Welt etwas anders als bei uns. Bestechung ist ein durchaus probates Mittel, wenn man bestimmte Vorgänge beschleunigen möchte. Ihr ahnt ja nicht, wie viele Schwierigkeiten einem ein einfacher Lakai wie dieser Van Bakken machen kann, wenn er das Gefühl hat, man würde ihn nicht ernst nehmen. Wenn ihr also nicht vorhabt, zwei Wochen in diesem Nest zu verbringen, müsst ihr schon etwas springen lassen. Ich weiß, dass es unredlich ist, aber es fällt leichter es zu akzeptieren, wenn man es als vorgezogenes Trinkgeld betrachtet.«
    »Hatten Sie auch schon mit dem König zu tun?«, erkundigte sich Charlotte bei Lilienkron.
    »Nein.« Der Gelehrte schüttelte den Kopf. »Ich bin bei meiner letzten Reise mit dem Schiff gefahren. Wir sind die Südküste der Insel entlanggesegelt und auf der Höhe des Vulkans Semeru an Land gegangen. Apropos, Herr Donhauser: Was war denn in dem kleinen Säckchen, das Sie Van Bakken mitgegeben haben?«
    »Nichts Besonderes«, sagte Humboldt mit einem geheimnisvollen Lächeln. »Nur ein unbedeutendes kleines Präsent.«
     

     
    Der Weiße Lotus war ein angenehmes Gasthaus mit guter Küche und freundlichem Personal. Die Wirtschaft sah sauber aus, was man in einer Stadt wie Surabaya nicht unbedingt erwarten konnte. Sie hatten gerade gegessen, als draußen auf der Straße aufgeregte Rufe zu hören waren. Durch die trüben Scheiben konnte Charlotte sehen, dass einige Menschen zusammengeströmt waren und sich vor dem Eingang versammelten. Ein tiefes Dröhnen ließ die Scheiben klirren. Ein Schatten verdüsterte das Innere der Gaststube. Einige der Gäste sprangen auf und stürzten zur Tür, um zu sehen, was da vor sich ging.
    »Was ist denn los?«, fragte Lena mit besorgter Stimme. »Was soll dieser Aufruhr? Und warum ist es draußen so dunkel geworden?«
    Humboldt wischte mit der Serviette über seinen Mund, faltete sie und legte sie sorgfältig neben seinen Teller.
    »Das wird Van Bakken sein, wenn mich nicht alles täuscht. Warten wir noch ein paar Minuten, dann dürfte er hier sein.«
    Nur wenige Augenblicke später wurde die Tür aufgestoßen und der verschwitzte und rotgesichtige Statthalter betrat die Gaststube. In seiner Begleitung befanden sich zwei ziemlich verwegen aussehende Männer. Sie trugen Turbane, braune Panzerhemden und Lederbänder um die Handgelenke. Jeder von ihnen hatte einen Dolch am Gürtel und hielt eine Peitsche in der Hand.
    Der Besitzer des Gasthauses, ein Chinese namens Men Chu, stürzte herbei und warf sich vor dem Statthalter auf den Boden. Van Bakken beachtete ihn gar nicht.
    »Ich habe erfreuliche Nachrichten für Sie«, sagte er. »Es ist mir gelungen, ein paar Reittiere zu organisieren und die nötigen Formalitäten zu erledigen. Wenn Sie so weit sind, können wir aufbrechen.«
    »Ausgezeichnet«, sagte Humboldt. »Sie sind ein Mann der Tat, mein lieber Van Bakken. Lassen Sie mich noch schnell die Rechnung begleichen, dann geht es los.«
    »Nicht nötig«, ertönte eine Stimme von unten. Der Gastwirt lag noch immer auf dem Boden. »Es ist mir eine Freude, die Freunde unseres hoch geschätzten Statthalters bewirten zu dürfen. Sie haben

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