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Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Titel: Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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ihr lassen.«
    »Aus deinem Mund klingt das wie ein Lob.«
    »Erwartest du etwa Mitleid von mir?«
    »Ich … nein.« Oskar schüttelte den Kopf. Das Gespräch verlief nicht so, wie er gehofft hatte. »Ich dachte nur, ich sage dir, was ich davon halte, damit zwischen uns keine Missverständnisse entstehen.«
    »Oh, da gibt es keine Missverständnisse. Du kannst schließlich tun und lassen, was du willst, nicht wahr?«
    Sie klappte ihr Buch zu, ließ Wilma auf den Arm hüpfen und stand dann auf. »Und was deine Probleme mit Lena betrifft, da musst du dich schon selbst drum kümmern. Dabei kann ich dir leider nicht helfen. Aber ich bin sicher, du bekommst das in den Griff. So, und nun mache ich mich mal auf die Suche nach den anderen.« Sie strich sich noch ihren hellblauen Rock glatt, dann rauschte sie aus der Kabine.
    Oskar saß eine Weile verdattert auf dem Bett. Was war das denn gerade gewesen? Er mochte sich täuschen, aber er hatte das Gefühl, als ob er gerade voll gegen die Wand gerannt war.
    Völlig verwirrt stand er auf und strich seine Hosen glatt. »Frauen«, murmelte er. Vermutlich nicht zum letzten Mal auf dieser Reise.

 
18
     
     
    Schon beim Anflug auf Surabaya bemerkte Charlotte, dass diese Stadt nicht mit Batavia vergleichbar war. Über den halb verfallenen Hafenanlagen, den brüchigen Bretterbuden, maroden Kaschemmen und goldenen Tempeln lag ein Geruch, der irgendwo zwischen verfaultem Fisch und toter Katze lag.
    Der Eindruck verstärkte sich, als sie tiefer sanken und schließlich landeten. Statt hunderter fröhlicher, winkender Menschen kamen nur einige zerlumpte Hafenarbeiter, ein paar Fischer und Seeleute. Das war alles.
    Auch der Empfang durch den Vertreter der Stadt hatte nichts von der Größe und Herzlichkeit, wie sie es von Batavia in Erinnerung hatten. Der aufgeblasene Statthalter, der in einer Sänfte herangetragen wurde, machte sich nicht mal die Mühe, sein Gefährt zu verlassen. Stattdessen ließ er sich das Empfehlungsschreiben Poortvliets aushändigen und fasste dieses mit so spitzen Fingern an, dass man glauben konnte, er hätte Angst, sich eine Krankheit einzufangen. Sein Name war Louis Van Bakken und er war bei Weitem der schmierigste Kerl, den Charlotte je gesehen hatte. Eine Wolke von billigem Parfüm umwehte ihn wie ein Schwarm Fliegen. Seine Haut war blass und sein Bart ungepflegt. Er trug eine abgewetzte Samtweste, eine Pluderhose mit roten Streifen und Pantoffeln, die nicht so aussahen, als ob man darin laufen konnte. Aber so unförmig, wie er in seiner Sänfte hockte, tat er ohnehin nie einen Schritt zu Fuß. Die ganze Erscheinung erinnerte Charlotte spontan an eine fette, schwabbelige Kröte.
    »Laut dieses Schreibens wünschen Sie eine Audienz bei König Bhamban dem Dritten«, sagte Van Bakken mit schnarrender Stimme. Seine Worte klangen lallend, so als ob er bereits einige Schnäpse intus hatte. Zum Glück hatten sie ihre Linguaphone angelegt, denn der Mann machte sich nicht die Mühe, Deutsch oder Englisch zu sprechen.
    »Ganz recht«, sagte Humboldt. »Wir wünschen eine Audienz, und zwar so schnell wie möglich. Wir sind in Eile.«
    »Das könnte schwierig werden«, sagte der Statthalter. »Bhamban ist kein Mann, den man so einfach besuchen kann. Es könnte Tage, wenn nicht gar Wochen dauern, bis er Ihnen eine Audienz gewährt.«
    »Ich bin sicher, Sie werden einen Weg finden. Immerhin sind wir extra den weiten Weg von Deutschland gekommen und können ein Empfehlungsschreiben des Gouverneurs vorweisen. Vielleicht stimmt ihn das ja milder.«
    »Ich weiß nicht, ich weiß nicht …« Van Bakken ließ sein fettes Haupt nachdenklich hin und her kreisen. Auf seinem Gesicht lag ein Ausdruck tiefsten Bedauerns. Humboldt schien diesen Ausdruck zu kennen. Er griff in die Tasche und drückte dem Statthalter ein paar Münzen in die Hand.
    »Ich bin sicher, dass Sie unserem Anliegen die größtmögliche Aufmerksamkeit schenken«, sagte er. »Ebenso wie der Bewachung unseres Luftschiffes. Es wäre ein Jammer, wenn ihm irgendetwas zustieße. Nicht dass ich deswegen Sorgen habe. Dies ist eine ehrliche und respektable Stadt und Sie ein ebenso ehrlicher wie respektabler Statthalter. Aber ganz im Vertrauen: Derjenige, der versuchen würde, das Schiff widerrechtlich zu betreten, würde keine Freude daran haben. Ich habe nämlich eine ganze Menge Sicherheitsvorkehrungen eingebaut.«
    Van Bakken sah den Forscher misstrauisch an. Mit einem Blick auf die Goldmünzen sagte er: »Ob diese

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