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Chronos

Titel: Chronos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Charles Wilson
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einem Anwaltsbüro in der Stadt an. Acht Stunden am Tag, ein regelmäßiger Gehaltsscheck, Jahresurlaub, und ich wäre auch heute noch dort, wenn ich nicht gekündigt hätte und in den Westen gekommen wäre. Es ist schon erstaunlich. Immer wieder habe ich mir geschworen, es nicht zu tun. Was hier geschehen war, war beendet, abgeschlossen. Ich hatte meine Entscheidung getroffen. Aber ich erinnerte mich an das Datum auf der Zeitung, die ich in deinem Garten gelesen hatte. Jeden August habe ich den Tag gefeiert, wenn man es so nennen will. Dann, in den letzten beiden Jahren, begann ich Kalender in der gleichen Weise anzustarren, wie man es mit Uhren tut. Ich verfolgte, wie das Datum immer näher rückte. Am Silvesterabend im vergangenen Winter saß ich allein zu Hause, eine einsame Frau, die auf das halbe Hundert zuging. Ich köpfte eine Flasche Champagner und sagte um Mitternacht: Scheiß drauf, ich gehe.
    Ich kaufte sechs Monate im Voraus Flugtickets. Sagte Bescheid. Ich weiß nicht, was ich zu finden hoffte oder erwartete, aber ich wünschte es mir so sehr. Nun, der Flug wurde verschoben. Ich bekam auf O'Hare keinen Anschluss, und ich musste die Nacht im Flughafen verbringen. Als ich nach Seattle kam, war es bereits Vormittag. Die Zeitung, es war die, an die ich mich erinnerte, lag in den Kästen. Ich mietete einen Wagen und fuhr zu schnell zur Küste hinunter. Ich hatte eine Panne und brauchte ziemlich lange, um den Reifen zu wechseln. Dann kam ich nach Belltower und konnte das Haus nicht finden. Ich konnte mich noch nicht einmal an den Namen der Straße erinnern. Ich glaube, ich erwartete, irgendwelche Schilder zu finden: BITTE HIER ENTLANG ZUR ZEITMASCHINE. Ich erkundigte mich in zwei Tankstellen, schaute auf einer Landkarte nach, bis ich glaubte, mir fielen die Augen aus dem Kopf. Schließlich machte ich an einem kleinen Imbissrestaurant halt, das auch nachts geöffnet hatte. Ich bestellte Kaffee, und als die Serviererin kam, fragte ich sie, ob sie jemanden namens Tom Winter oder Cathy Simmons kenne, und sie verneinte, sagte aber, draußen an der Post Road wohne eine Peggy Simmons und die habe wohl eine Enkelin namens Cathy, aber genau wisse sie das nicht. Ich gab ihr einen Zwanziger und kam schnellstens hierher. Erwischte diesen Kerl, der plötzlich vor meinen Scheinwerfern auftauchte, und ich konnte nicht anders, Tom ... Nach all den Jahren sah er noch immer aus wie der leibhaftige Tod. Ich dachte daran, wie Lawrence in seinem billigen Sarg in irgendeiner traurigen Leichenhalle in Brooklyn lag, wo seine Eltern lebten, und es tat noch immer weh, nach all den Jahren. Daher riss ich das Lenkrad herum. Ich habe geweint, als ich ihn rammte.«
    »Du hast mir das Leben gerettet«, sagte Tom.
    »Ich hab dir das Leben gerettet, bin die Straße hinuntergefahren und habe mir ein Hotelzimmer genommen und saß bis zum Mittag des nächsten Tages zitternd im Bett. Um diese Zeit war mein jüngeres Ich nach Hause gegangen.«
    »Dann bist du zurückgekommen«, sagte Tom.
    »Ich habe Doug und Cathy einen heillosen Schrecken eingejagt. Ben schien aber nicht sehr überrascht zu sein.«
    »Du wolltest noch irgendetwas.«
    »Ich weiß nicht, was ich wollte. Ich glaube, ich wollte dich nur sehen. Einfach anschauen. Ergibt das irgendeinen Sinn? Fast dreißig Jahre lang habe ich immer wieder an dich gedacht. Daran, was wir waren, was wir hätten sein können. Ob ich dich wegen all dem lieben oder hassen sollte.«
    Er hörte die Traurigkeit in ihrer Stimme. »Bist du zu einem Schluss gekommen?«
    »Nein, das bin ich nicht. Es sind alles nur Erinnerungen. Es tut mir leid, wenn ich dich erschreckt habe.«
    »Ich bin es, der sich entschuldigen sollte.«
    Er lenkte den Wagen auf den Parkplatz hinter dem Lebensmittelladen und parkte dort, wo ein Sonnenstrahl durch eine Gruppe hoher Kiefern drang. Tom entschied, dass diese Frau Joyce war, völlig zweifelsfrei Joyce, trotz aller Veränderungen. Dass er erneut einem Wunder begegnet war, so mitleidslos und seltsam wie alle anderen.
    Sie blinzelte ihn im hellen Sonnenlicht an und lächelte. »Catherine sagte, es gebe hier Pflanzensamen im Sonderangebot. Es ist zwar zu spät, um im Garten noch zu säen, aber der Samen hält sich, wenn man ihn in den Kühlschrank legt.«
    »Samen für Ben? Er hat immer von einem Garten gesprochen.«
    »Für mich. Ich bleibe vielleicht hier. Ben hat mir einen Job angeboten.« Sie hielt inne. »Seinen Job.«
    Tom schaltete die Zündung aus und sah sie verständnislos

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