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Chronos

Titel: Chronos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Charles Wilson
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habe ich Angst. Ich habe um eine ganze Menge Gefallen bitten müssen, um dir diesen Job zu besorgen. Natürlich habe ich mich dabei auch ein wenig aus dem Fenster gelehnt.«
    »Rufst du deshalb an?«
    Eine Pause, ein Geständnis. »Nein. Loreen hatte die Idee. Na ja, wir beide dachten ... Sie hat ein Huhn im Backofen, das gleich gar ist, und es ist mehr als genug da, also wenn du noch nicht gegessen hast ...«
    »Es tut mir leid. Ich habe gerade unten im Restaurant ausgiebig gespeist. Aber trotzdem vielen Dank. Und bedank dich für mich auch bei Loreen.«
    Tonys Erleichterung war deutlich zu hören. »Du hast wirklich keine Lust vorbeizukommen?« Ein kurzer Wortwechsel im Hintergrund. »Loreen hat auch einen Blaubeerkuchen gebacken.«
    »Sag Loreen von mir, mir läuft das Wasser im Mund zusammen, aber ich möchte heute mal früh ins Bett.«
    »Na ja, wie du willst. Auf jeden Fall rufe ich dich nächste Woche an.«
    »Gut. Prima.«
    »Gute Nacht, Tom.« Eine Pause. Dann fügte Tony hinzu: »Und willkommen in der Heimat.«
    Tom legte den Telefonhörer auf und wandte sich zu seinem Ebenbild um, das ihn trübsinnig aus dem Spiegel der Kommode ansah. Es war ein verhärmt aussehender Mann mit zurückweichendem Haaransatz, der, in diesem Moment jedenfalls, älter erschien als seine dreißig Jahre. Er hatte zugenommen, seit Barbara ihn verlassen hatte, und es war bereits zu sehen – eine gewisse Bauchwölbung und weichere Konturen in seinem Gesicht. Aber es war der Ausdruck, der das Bild im Spiegel so alt erscheinen ließ. Er hatte ihn bei alten Männern in Autobussen gesehen. Eine Düsternis, die Kapitulation signalisierte, die Bereitschaft, sich der Niederlage zu ergeben.
    Wie sahen zur Zeit seine Alternativen aus?
    Er konnte aus dem Fenster und in seine Vergangenheit schauen; oder in diesen Spiegel, und damit in seine Zukunft.
    Beides traf hier aufeinander. Am Kreuzweg. In dieser regnerischen alten Stadt.
    Er wandte sich zum Fenster um.
    Willkommen zu Hause.
    Am Morgen rief Doug Archer an, um Bescheid zu sagen, dass Toms Angebot für das Haus – der größte Teil seines sorgfältig gesparten Erbes in bar – angenommen worden war. »Die nötigen Papiere dürften bis heute Abend aufgesetzt und vorbereitet sein. Ein paar Unterschriften, und schon gehört das Prachtstück Ihnen.«
    »Ist es möglich, schon heute den Schlüssel zu bekommen?«
    »Das dürfte kein Problem sein.«
    Tom fuhr zum Immobilienbüro neben der Harbor Mall. Archer half ihm bei der Bewältigung des Papierkriegs im öffentlichen Notariat, das im gleichen Haus ansässig war, dann lud er ihn im Restaurant auf der anderen Straßenseite zum Essen ein. Der Name des Restaurants lautete El Niño – es war neu, und wenn Tom sich richtig erinnerte, hatte es früher Kresge's geheißen. Die Inneneinrichtung war im nautischen Stil gehalten, aber nicht aufdringlich kitschig.
    Tom bestellte ein Lachssandwich. Archer lächelte die Kellnerin an. »Nur einen Kaffee, Nance.«
    Sie nickte und erwiderte das Lächeln.
    »Sie tragen ja gar nicht Ihre Maklerjacke«, sagte Tom.
    »Eigentlich habe ich heute meinen freien Tag. Außerdem habe ich mit Ihnen ein gutes Geschäft abgeschlossen. Was soll's, Sie stammen ja schließlich von hier, und in diesem Laden brauche ich bei niemandem Eindruck zu schinden.« Er lehnte sich auf der Kunstlederbank zurück. Das karierte Hemd unterstrich seine schlanke, sportliche Figur, und sein langes Haar wirkte noch etwas wilder als am Tag vorher. Er bedankte sich bei der Kellnerin, als der Kaffee gebracht wurde. »Übrigens habe ich mir mal die Geschichte des Hauses angesehen. Vorwiegend aus persönlicher Neugier.«
    »Haben Sie etwas Interessantes gefunden?«
    »Irgendwie schon, ja.«
    »Etwas, das Sie mir nicht verraten wollten, ehe die Dokumente unterschrieben waren?«
    »Es ist nichts, das Ihre Entscheidung beeinflusst hätte, Tom. Ich finde es nur etwas merkwürdig.«
    »Und? Spukt es in dem Haus?«
    Archer lächelte und beugte sich über seine Tasse. »Das nicht. Obgleich es mich nicht überraschen würde. Das Anwesen hat eine seltsame Vergangenheit. Das Grundstück wurde 1963 erworben, und das Haus wurde im darauffolgenden Jahr fertiggestellt. Von 1964 bis 1981 wurde es von einem Mann namens Ben Collier bewohnt. Er lebte allein, kam ab und zu in die Stadt, hatte keine feststellbaren Einkünfte, zahlte aber immer pünktlich seine Rechnungen. Er war freundlich, wenn man ihn traf, aber eigentlich nicht richtig entgegenkommend. Er war ein

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