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Ciao Mayer

Ciao Mayer

Titel: Ciao Mayer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Jürgen Schlamp
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Fußballclubs von einer früheren Recherche: Arrogant und zickig, wahrscheinlich nur im Job, weil sie mit irgend einem im Vorstand befreundet oder verwandt war, zugegeben, sie war attraktiv, immer modisch und teuer angezogen, aber letztlich eben eine Ziege. Doch es half ja nichts, er musste mit ihr in Kontakt kommen, um etwas mehr über den toten Fußballer zu erfahren. Am Besten wäre es, einfach raus zu fahren, nach Trigoria, in das Trainings- und Verwaltungszentrum des Vereins. Wenn es nur nicht so weit draußen wäre!

    Auf halbem Wege stellte Massimo seine Vespa vor einem großen Mietshaus auf dem Bürgersteig ab, schleppte sich in die dritte Etage. Signora Motti empfing ihn ebenso freundlich, wie sie zuvor schon am Telefon war. Sie schien die bittere Realität überhaupt noch nicht erfasst zu haben. Massimo kam sie geradezu vergeistigt, entrückt vor, erinnerte ihn an Frauen auf alten Kirchenbildern.
    Zu sagen hatte sie nichts, was ihn weitergebracht hätte: Natürlich ist Franco ein braver Junge, freundlich zu jedermann und strebsam. Ja, er joggt regelmäßig in der Villa Borghese, jeden Tag fünf Runden, immer die gleiche Strecke, und dann noch die drei Kilometer hin und zurück. Nein, mit Fußballwetten hat er nichts zu tun. Natürlich, hat er vermutlich auch schon mal den einen oder anderen Tippschein ausgefüllt, wie das alle machen, aber gewonnen hat er nie, das wüsste sie sonst.
    Massimo realisierte irritiert, dass seine Fragen nach und nach vom Imperfekt ins Präsens wechselten, sich so den stur in der Gegenwart formulierten Antworten anpassten. Diese Frau hatte ihren Sohn nicht verloren und war auch nicht bereit, ihn zu verlieren. Ja natürlich war er ermordet worden, gestern - aber heute ging das Leben weiter. Das scheußliche Verbrechen war bei ihr als Episode angekommen, als Ereignis ohne Konsequenzen.
    Plötzlich war ihm unbehaglich zumute, fast unheimlich. Aber warum sollte ausgerechnet er die Frau mit der fatalen Wirklichkeit konfrontieren? War das seine Aufgabe, war er vielleicht Psychologe?
    Vorsichtig bereitete Massimo seinen Abgang vor, schüttelte der Frau lange die Hand, versprach, bald einmal wieder vorbeizukommen und konnte sich mit dem klaren, hellen Blick der Frau nicht abfinden.
    Er nahm die Treppen viel schneller als gewöhnlich und draußen kam es ihm gar nicht mehr so drückend schwül vor wie vorher.
    Der Verkehr war dicht wie immer, aber mit der Vespa konnte er an den meisten Staus, die sich alle paar hundert Meter auf der Via Laurentina bildeten, gemütlich vorbeiziehen. Nur ab und zu waren die Kreuzungen so blockiert, dass nicht einmal ein Moped sich durchlavieren konnte. Dann musste auch er ein paar Minuten warten, bis er eine Lücke fand. Jenseits des Autobahnrings nahm der Verkehr ab und der Wind zu. Angenehm gekühlt kam er vor dem Stahltor des AS Roma-Reiches an.
    Hinter hohen Mauern verbarg sich hier ein riesiges Areal mit Trainingsplätzen, Sporthallen und Verwaltungsgebäuden, unsichtbar für die Menschen draußen. Jedes mal, wenn Massimo hier zu tun gehabt hatte, hatten vor dem Tor viele Menschen gestanden, hatten gejubelt, wenn ein Auto mit blickdichten Scheiben herein- oder herausfuhr, weil sie darin einen der Stars der Mannschaft vermuteten, hatten Fahnen geschwenkt. Manchmal, wenn ihr Team allzu oft verloren hatte, wurde die Fußballbegeisterung von Enttäuschung und Wut überlagert und es flogen Schimpf- und Schmähworte und manchmal sogar Steine.
    Jetzt standen etwa zwei-, dreihundert ratlose Fans still vor dem Portal. Etwas hatte sie gedrängt, nach der entsetzlichen Nachricht hierher zu fahren - nun wussten sie nicht genau, was sie hier tun sollten.
    Massimo quetschte seine Vespa durch den Menschenhaufen, klopfte ans Tor, das sich einen winzigen Spalt öffnete und zeigte seinen Presseausweis. Der Spalt vergrößerte sich ein wenig, Massimo fuhr hindurch. Während er sein Zweirad neben zwei Toyota Landcruisern und einem Mercedes-Cabriolet aufbockte, hatte das Tor sich hinter ihm längst wieder geschlossen.
    „Leider“ war Signora De Francesca noch nicht von ihrem mittäglichen Termin zurück, käme vermutlich auch erst später. Aber am Nachmittag gäbe es eine Pressekonferenz, der genaue Termin stünde noch nicht fest, vermutlich gegen fünf oder sechs, man würde rechtzeitig Emails verschicken. Die Sekretärin der Ziege war genauso eine - geklont vermutlich.
    Massimo ging in die Kantine, holte sich einen Kaffee und einen Hörnchen an der Bar und zog sich

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