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Ciao Mayer

Ciao Mayer

Titel: Ciao Mayer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Jürgen Schlamp
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doch etwas draus machen müssen, eine Super-Exklusiv-Story! Massimo kannte die Sprüche nur zu gut. Aber was hätte er denn machen sollen, er wusste ja gestern noch nicht, dass die Leiche prominent war. Und außerdem hatte er ja das Zukunftskonzept für den römischen Müll besorgen sollen.
    Nein, er hätte es leider nicht, sagte er dem Chef gleich, als er dessen Büro betrat, er wüsste auch nicht, ob es das Papier überhaupt gäbe und wenn ja, wer es hätte. Und er wüsste jetzt auch nicht mehr, wen er noch fragen sollte. Er hätte alle erdenklichen Beamten aufgesucht oder angerufen - soweit diese vorhanden waren.
    Der Chef war erstaunlich milde, sagte nur „ja ja“, breitete dann die Bilder von der verstümmelten Fußballerleiche auf seinem Schreibtisch aus und sagte: „Das ist ab jetzt dein Fall! Geh’ mit deutscher Gründlichkeit ran, Mayer, mach’ unserem Blatt Ehre! Ich weiß, da steckt mehr dahinter, ich fühle es.“
    „Was?“ fragte Mayer.

    „Die Wettmafia!“, triumphierte der Chef und begann die Ereignisse der vergangenen Wochen und Monate rund um den Fußball zu referieren: Verschobene Spiele, bestochene Schiedsrichter, gekaufte Spieler und hohe, hohe Wetten, mit denen manche Hintermänner Millionen verdienten.
    „Das ist deine Chance Mayer“, kam der Chef in die Realität des Redaktionsbüros zurück. „Columballi ist im Urlaub, zu weit weg, um ihn zurückzuholen, viel zu teuer.“
    Columballi war sein Lieblingsreporter, der Star des Blattes. Der tote Sportler wäre automatisch sein Fall geworden. Aber nun ging er an Massimo Mayer. „Enttäusch’ mich nicht!“, sagte der Chef noch und Massimo realisierte an einem leicht flauen Gefühl im Bauch, dass ihm soviel Erwartungsdruck offensichtlich nicht gut tat.
    Er ging ins Sekretariat und holte sich einen Vorschuss für die Spesen ab.

    *

    „Quatsch!“, sagte Mama Mayer, während Massimo sich eine neue Fuhre Spaghetti einschob. „Was soll der kleine Motti mit diesen Wettbetrügern zu tun haben? Das ist ein anständiger Junge, sieh’ ihn dir doch nur mal an!“
    Sie hielt ihm die Zeitung vors Gesicht, mit einem kleinen Bild des ermordeten Fußballers, eine Art Passbild, das einen unscheinbaren, jungen Mann zeigte, gegeltes, leicht stehendes schwarzes Haar, Brilli im rechten Ohr, ausdruckslose Augen. „Was heißt das schon?“ Massimo schob die Zeitung beiseite, die den Weg seiner Gabel vom Teller in den Mund blockierte. „Woher willst du wissen, dass das ein anständiger Junge war und er sich nicht mit denen eingelassen hat? Du kennst ihn doch gar nicht!“
    Seine Mutter, die selber nie etwas aß, wenn Massimo am Tisch saß, die immer nur darauf bedacht war, ihn so satt wie möglich zu machen, griff nach seinem Teller und häufte einen weiteren Berg Spaghetti alle Sarde darauf.
    „Alle sagen das“, erwiderte sie trotzig. „Alle auf dem Markt haben das gesagt. Und Signora Calatani, zum Beispiel, weiß genau, wie es ist. Ihre Schulfreundin wohnt nämlich im selben Haus wie die Mottis, zwei Etagen drüber, aber nach hinten raus, nicht nach vorne, und die hat das nun wirklich aus erster Hand: Der Junge war überall beliebt, hilfsbereit, nett, gut in der Schule und eine Super-Super-Hoffnung für den Fußball. Was soll der mit solchen Wettschwindlern zu schaffen haben? Ich bitte dich! Sieh’ ihn dir an! Aber was sag’ ich, du hast ja überhaupt keine Menschenkenntnis mein Junge, ich hab’ dir das ja schon oft gesagt, weil es nämlich so ist. Das Gefühl für Menschen geht dir wirklich völlig ab. Das ist nicht unbedingt ein Vorteil in deinem Beruf, das muss ich schon sagen. Aber gut, du kannst ja nichts dafür, es ist das Erbteil deines Vaters. Ich habe...“
    „Mama ich muss jetzt gehen!“, unterbrach Massimo ihren Wortschwall, schob den leeren Teller von sich und erhob sich, etwas mühsam. Sie nahm den Teller, stand gleichfalls auf und schloss das Thema auf dem Weg zur Spüle auf ihre Art ab. „Ich weiß, du willst es nicht hören, aber es ist trotzdem so!“

    *

    Klar, jetzt war diese Ziege natürlich zum Essen gegangen, vor drei, halb vier käme sie sicher nicht zurück ins Büro. Und natürlich hatte sie ihn vorher nicht zurückgerufen. „Selbstverständlich“, hatte ihre Sekretärin geflötet, „rufen wir zurück, sobald die Sitzung beendet ist und Signora De Francesca ins Büro kommt.“ - Selbstverständlich hatten sie nicht zurückgerufen. Aber er hatte auch nichts anderes erwartet. Er kannte die Pressesprecherin des

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