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Ciao Mayer

Ciao Mayer

Titel: Ciao Mayer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Jürgen Schlamp
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Bilder sind doch die halbe Miete!“
    Massimo nahm die Bilder in die Hand und starrte auf das Foto der hellen Steine. Sie kamen ihm bekannt vor. Er hatte sie schon einmal gesehen. Vor kurzem erst. Aber wo? Er versuchte sich zu konzentrieren. Flache, beige-weiße Steine...? Keine Chance.
    Sein Chef rauschte herein. „Ciao Mayer! Ganz ausgezeichnet. Siehst du, deine Recherchen führen auch in Richtung Wettmafia, ich habe es dir doch gesagt. Mein Riecher! Auf den ist Verlass!“
    „Aber es gibt bislang keinerlei Beleg“, wandte Massimo zaghaft ein.
    „Na klar nicht“, der Chefredakteur winkte ab, „wie denn auch, die Polizei hat doch mit Sicherheit überhaupt noch nicht in dieser Richtung ermittelt. Die stehen doch wie immer ratlos vor der Leiche und wackeln mit den Köpfen. Die brauchen doch uns, um überhaupt eine Idee zu kriegen, wo sie suchen sollen. Nee nee, dass es heute noch nichts Definitives gibt, ist logisch. Das suchst du morgen, Mayer. Jetzt heißt es: dranbleiben, nicht nachlassen. Ein guter Reporter muss sich verbeißen, Mayer, wie ein Hund in ein Stück Fleisch. Morgen geht’s weiter Mayer, nicht soviel trinken heute Abend, ‚früh raus’ heißt die Devise. Zeig’ dich von deiner deutschen Seite! Und, wie gesagt, das heute war schon ganz prima. Ich geh’ da noch mal mit feiner Feder drüber, mach’ es hier und da noch etwas klarer. Weißt du, es fängt vielleicht ein bisschen langweilig an. Du
    bist zu zögerlich. Du musst bei einer solchen Geschichte gleich von Anfang an voll rein gehen. Aber, kein Problem, das lernst du noch. Also“, er winkte und rauschte ab, wie er gekommen war. „Ciao Mayer!“

    *

    Massimo hörte den Wecker erst ganz leise, so als wäre der weit weg, in einem anderen Zimmer, mit dem Auftrag, jemand ganz anderen zu wecken. Aber der schrille Ton kam immer näher, irgendwann war er direkt neben Massimos Ohr und machte klar: Dich meine ich, genau dich! Massimo erhob sich, drückte das scheußliche Lärmgerät aus und blickte auf die Uhr: Halb neun. Er war noch ziemlich müde. Nur auf ein Stündchen war er gestern noch mit Pippo ins „Carrettiere“ gegangen, auf einen Teller Spaghetti und eine Flasche Wein. Aber das war nicht der Grund, weshalb er sich jetzt wie gerädert fühlte. Er hatte nicht zu kurz, sondern schlecht geschlafen. Erst hatte er nicht einschlafen können, dann hatte er wie wild geträumt. Es ging um große, flache, beige Steine.
    Er duschte, zog sich an und ging vorsichtig die Treppe hinunter, damit Mama ihn nicht hörte.
    Er wollte heute nicht bei ihr frühstücken. Das brauchte immer seine Weile. Sie hatte sich in den Kopf gesetzt, ihm stets ein „deutsches Frühstück“ zu machen, oder jedenfalls das, was sie dafür hielt. Schinken und Saft, Joghurt und Käse, dazu Mama mit gut gemeinten Ratschlägen. „Noch einen Saft, Junge? Saft ist wirklich wichtig am Morgen.“
    Eigentlich lehnte Massimo eine so üppige Mahlzeit am Morgen prinzipiell ab – „Ein Römer trinkt einen kleinen Kaffee und isst allenfalls ein Hörnchen, Mama.“ - gleichwohl griff er meistens kräftig zu, aß nach dem Schinkenbrot auch noch Joghurt. Wenn seine Mutter dazu glücklich seufzte „Ach, wie dein Vater“, ärgerte Massimo sich regelmäßig über sie und noch mehr über sich selbst, über seinen unrömischen Hunger. Und doch saß er jeden zweiten Tag an Mamas Frühstückstisch.
    Aber heute hatte er wirklich nicht die Zeit dafür. Zumal sie womöglich schon sein Geschreibsel über den kleinen Motti gesehen hatte. Sie stand jeden Tag um Sieben auf, ging zum Bäcker und zum Zeitungskiosk. Um Acht hatte sie alles Wichtige gehört und gelesen. Auf Debatten über seinen Artikel verspürte er jetzt aber nicht die allergeringste Lust.
    Er würde in der Bar frühstücken, ein Kaffee und ein Hörnchen mussten heute reichen. Es würde sowieso kein guter Tag werden, das spürte er.

    *

    Immerhin erwischte er noch ein mit Puddingcreme gefülltes Hörnchen, was ihm nur selten gelang. Meistens war es dafür zu spät, wenn er in die Bar kam. Sie waren regelmäßig ausverkauft. Wohl hundertmal hatte er Claudio, den Barbesitzer, beschworen, mehr Puddingteilchen vorzuhalten. Aber der weigerte sich. Viele der Stammgäste hatten es ebenso vergeblich versucht. Immer wenn einer ein Puddinghörnchen wollte und keines mehr da war, ging es von neuem los. Niemand verstand, warum er so stur blieb. Er hätte gut dreißig oder vierzig „Gefüllte“ mehr verkaufen können, jeden Morgen. Nein,

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