Ciao Mayer
beschlossen, um die Saison spannend zu halten. Die Information kam vom Schwager eines Chefmonteurs. Absolut vertraulich und zuverlässig. Massimo sollte setzen, was er locker machen konnte. Da war garantiert kein Risiko dabei. Er gäbe ihm diesen Tipp völlig umsonst, wollte nichts dafür. Aber, was sich ja wohl von selbst verstünde, unter Freunden gewissermaßen, sollte Massimo mal was hören, vom Fußball oder vom Autorennen, einer von der Zeitung erfuhr doch bestimmt ständig vertrauliche Sachen, also, dann sollte er im Gegenzug auch ihm natürlich einen Hinweis geben.
Massimo steckte die Visitenkarte seines neuen Freundes ein, verließ das Zockerheim, sah draußen auf der Straße, keine zehn Meter weiter, eine Bar, ging hinein, bestellte einen doppelten Espresso und ein Glas Wasser, setzte sich an den Tisch, nahm einen Schluck Kaffee und beschloss, den Fall Motti ganz von vorne zu durchdenken. Irgendetwas lief hier völlig schief. Er war komplett auf dem Holzweg, da war er jetzt sicher. Der junge Spieler und die Wettmafia? Das war doch völliger Quatsch! Das passte vorne und hinten nicht! Wenn das aber so war, wo lag dann das Motiv für den brutalen Mord? Angenommen...
Aber Massimo konnte nicht mehr viel annehmen.
Sein Handy klingelte und Elisabetta erinnerte ihn an ihr Rendezvous in Ostia.
Hastig bestellte er telefonisch einen Tisch in dem Restaurant, das ihm sein Freund Gerardo empfohlen hatte und machte sich auf den Weg zu Elisabetta. Sie wollten mit deren Auto die dreißig Kilometer ans Meer fahren. Sein Moped hatte Elisabetta als unbequem und gefährlich abgelehnt, und Massimo war ihr im Stillen dankbar dafür.
*
Fröhlich kam sie die Treppe herunter, kaum dass er unten an der Haustür geklingelt hatte. Gut sieht sie aus, wirklich gut, dachte Massimo. Ihr Faltenrock wippte auf jeder Stufe, ebenso wie die schwarzen Locken, die ihr Gesicht umrandeten. Unter einer kurzen schwarzen Lederjacke trug sie eine rote Seidenbluse. „Raffinierter Ausschnitt“, sagte er und deutete auf die Bluse, „toll.“
Sie strahlte ihn an. „Danke.“ Dann musterte sie ihn. „Hey“, sagte sie, „Du hast ja neue Klamotten! Kord! Edel! Ich dachte immer, du magst Kord nicht. Aber er steht dir wirklich gut. Und deine karierte Jacke? Das gute, liebe, alte Stück? Was ist passiert? Hast du ein Angebot vom Museum bekommen, dass du einfach nicht ablehnen konntest?“
„Du kannst ganz schön doof sein“, gab er zurück und nahm sie in den Arm. „Soo klein und soo doof!“
Tatsächlich war sie mit ihren 1,60 Meter mehr als einen Kopf kleiner als er. Weil sie zudem zierlich war, Massimo eher robust und kräftig, verspotteten die Freunde das Paar gelegentlich als „Dick und Doof“. Massimo sagte dann meist nur: „Dann lieber dick“ - und Elisabetta fand das in der Regel überhaupt nicht komisch.
Sie gingen zum Auto, das auf der anderen Straßenseite geparkt war. Sie setzte sich ans Steuer, er warf sich automatisch auf den Beifahrerplatz, so war es beiden am liebsten. Er holte zwei Zigaretten aus einem Päckchen, das auf der Ablage lag, zündete beide an und steckte ihr eine davon in den Mund. Die andere nahm er und machte es sich auf seinem Sitz gemütlich. Sie hatte sich derweil in den trägen Verkehr eingefädelt.
Sie mussten durch die halbe Innenstadt, um die Via del mare zu erreichen, die nach Ostia, dem Haus-Strand der Römer, führte. Genügend Zeit für Massimo, vom traurigen Ende seiner langjährigen Lieblingskleidung zu berichten. Elisabetta litt mit ihm, hasste die „Schweine“ in jener Bar gleich, als die eintraten, fand den Wirt „zum Kotzen“, die Dicke hinter der Kasse „eine Beleidigung für das weibliche Geschlecht“ und plädierte dafür, alle großen Hunde umgehend zu töten.
Generös schlug Massimo Ausnahmen für zwar große, aber nicht ganz so aggressive Rassen vor, Bernhardiner zum Beispiel. Elisabetta blieb beim Todesurteil: „Killen. Alle und sofort.“
Massimo genoss es, ein bisschen Held und ein bisschen Opfer zu sein, zugleich bewundert und bemitleidet zu werden. Die Stunde bis Ostia verging wie im Fluge, fand er. Er hatte nicht einmal bemerkt, dass es dunkel geworden war.
Als sie die Küstenstraße erreichten, fragte sie nach der Adresse. Massimo hatte keine, die hatte sein Freund nicht so genau gewusst.
„ ‚Der siebte Himmel’ heißt es“, prononcierte er, stolz auf den literarischen Namen.
Sie drehte abrupt den Kopf zu ihm. „Was? Das kenne ich. Das ist kein
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