Ciao Mayer
entstanden?“
„Mmh.“
„Irgendjemand hat einmal gesagt, da oben, an diesem Sternenhimmel, ist immer beides gleichzeitig, Vergangenheit und Zukunft. Wir können sie nur nicht sehen, diese Zeichen, weil wir blind geworden sind. Und nur die Liebe und der Traum öffnen uns, manchmal, wenn wir Glück haben, für einen kurzen Moment die Augen. Ist das nicht eine schöne Vorstellung, Massimo?“
„Ja ja“, brummelte der.
Sie sah ihn an. „Woran denkst Du?“
„Ich stelle mir gerade vor, wie diese explodierenden, höllisch heißen Teile mit einer aberwitzigen Geschwindigkeit durch den Raum rasen und sich mit, ich weiß nicht wie viel zigtausend Kilometern pro Stunde entfernen. Und was du da jetzt anstarrst, Verzeihung: anhimmelst, ist vielleicht schon gar nicht mehr da, längst verglüht oder abgeschwirrt in andere, für uns unsichtbare Welten. Du siehst es nur, weil das Licht so lange braucht bis zu uns. Optische Täuschung. Sonst nichts. Das ist doch eine wahnsinnig faszinierende Kiste, findest du nicht? Wenn Du mal die Theorie vom Urknall nimmst...“
Sie erhob sich mit einem Ruck, sagte schroff „du hast ’nen Urknall!“ und ging zügig den Hügel herunter.
Massimo folgte ihr ratlos. Was sie wohl plötzlich hatte, dachte er. Hatte er etwas Falsches gesagt? Offensichtlich, aber er wusste nicht was. Er trottete hinter Elisabetta her und griff wieder nach ihrer Hand.
Der „Siebte Himmel“ war eine hölzerne Strandbude, mit ein paar Tischen im Inneren und einigen auf einer flachen Holzveranda davor. Elisabetta und Massimo waren etwas overdressed, weil fast alle Gäste in Jeans oder Freizeit-Khaki gekleidet waren, einige wenige in bunte Bermudas und schillernde T-Shirts. Turnschuhe waren hier angesagt, nicht hochhackige Pumps, wie Elisabetta sie an den Füßen hatte.
Nur an dem Tisch neben jenem, den Elisabetta und Massimo zugewiesen bekamen, saßen vier elegante Frauen in eng anliegenden Kleidern mit tiefen Dekolletés. Sie waren stark, aber nicht übertrieben geschminkt und sahen richtig gut aus, stellte Massimo mit einem Blick fest.
„Du brauchst sie nicht so anzustarren“, flüsterte Elisabetta mit Spott in der Stimme, „die wären sowieso nichts für dich!“
„Wieso, was meinst du jetzt damit?“ fragte Massimo.
„Nun“, machte sie mit überlegenem Gehabe und gesenkter Stimmlage weiter, „sieh’ dir doch nur mal ihre Hände an! Und hör’ ihnen mal einen Moment zu!“
Massimo drehte sich so unauffällig wie möglich, betrachtete die riesengroßen Hände der auffallend schönen Frauen am Nachbartisch, lauschte ihren tiefen Stimmen und wandte sich wieder Elisabetta zu.
„Du meinst, es sind...“, zögerte er.
„Klar“, setzte sie fort, „Transvestiten, Männer in Frauenklamotten. Die arbeiten hier rund um Capo Cotta. Ist dir das nie aufgefallen?“
Sie diskutierten über die vermutlich komplizierten sexuellen Beziehungen von käuflichen Transvestiten und ihren Kunden, kamen von jenen zu Fellini-Filmen, zu Ausschweifungen und Orgien im alten Rom - und schließlich kam der Kellner mit der Speisekarte. Und so mussten sie nicht mehr ausdrücklich zu dem gemeinsamen Befund kommen, dass sie in dieser Beziehung ziemlich bürgerliche Ansichten hatten.
Das Essen war gut. Tintenfischsalat, Spaghetti Vongole, tagesfrische Spigola, eiskalter Wein aus Frascati. Irgendwann im Fluss des angeregten Gesprächs griff Elisabetta Massimos Hunde-Abenteuer noch einmal auf und fragte nach dem Stand seiner Ermittlungen.
„Weißt du denn jetzt mehr? Ich meine, was ist mit dem Mord an dem Fußballer? Weißt du inzwischen, wer ihn umgebracht hat?“
Massimo seufzte tief. „Ich glaube, ich weiß es. Aber ich kann es bis jetzt nicht beweisen. Und so lange ich es nicht beweisen kann, glaubt mir keiner.“
„Ist die Geschichte denn so unglaubwürdig?“
„Nein, sie ist zu banal“, sagte Massimo und entwickelte seine Theorie.
Motti war Joggen im Park, lief an dem von Sträuchern umgebenen Plätzchen vorbei, als dort die Killer der Magliana-Bande gerade, wer weiß warum, den armen Kerl aus Kalabrien zu Tode prügelten, dessen Leiche man später im Tiber gefunden hatte. Motti hörte das Geschrei, blieb kurz stehen, sah alles, wurde allerdings auch von den Totschlägern gesehen. Die fackelten nicht lange und hetzten ihre Bestien auf den Augenzeugen. Motti raste los, klar war er schnell, aber klar waren die Hunde schneller. Kurz vor der Via Pinciana packten sie ihn und machten ihn hin.
Elisabetta sah
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