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Ciao Mayer

Ciao Mayer

Titel: Ciao Mayer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Jürgen Schlamp
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hatte sie gesagt? Außer der spöttischen Bemerkung über den Chef. Etwas, das ihn schlagartig an ein Versäumnis erinnert hatte. Es dauerte ein paar Sekunden, bis es aus der Hören-Vergessen-Schublade seines Hirns wieder in seinen Arbeitsspeicher schoss: „Darauf würde ich jede Summe wetten und gewinnen.“ Das war’s!
    Schon vor zwei Tagen hatte er beschlossen, sich in der Wettszene umzuhören, es aber bis heute nicht getan. Er musste weiterkommen in dem Fall. Entweder gab es die Verbindung Motti-illegale Wetten, dann musste er sie endlich finden. Oder es gab sie nicht. Dann musste er endlich den richtigen Zusammenhang herauskriegen.
    Er war schon fast am Ausgang, drehte, ging zurück zum Ressortleiter Sport.
    „Vannuzzi, entschuldige, wenn ich noch einmal störe. Ich brauch’ die Adresse eines Wettbüros. Weißt du, so eines, wo die richtigen Zocker hingehen, die hohe Summen setzen...“
    „Und du meinst, nur weil sie hohe Summen setzen, wissen sie auch etwas, das dich interessiert?“ unterbrach er ihn und schüttelte den Kopf, „nein, Mayer, ich glaube nicht, dass diese Wett-Junkies dir viel nützen. Aber bitteschön, such! Schaden wird es nicht. Du kannst ja mal in die Via Gregorio VII gehen, ziemlich am Anfang ist ein Postamt und gleich daneben liegt eines der besseren Wettbüros, wo es oft um sehr, sehr hohe Einsätze geht.“
    „Das ist die Straße, die hinter dem Vatikan beginnt.“
    Vannuzzi nickte. „Darum kannst du da auch den einen oder anderen aus der Oberschicht des Kirchenstaates treffen, in Zivil natürlich.“
    Massimo nahm in der Bar, gleich neben der Redaktion, auf die Schnelle ein Tramezzino, belegt mit Thunfisch und Tomaten, und machte sich auf den Weg. Je näher er dem Vatikan kam, desto dichter wurde der Verkehr. Ein Römer hat keine Beine sondern Räder, hatte einmal ein kluger Mann gesagt. Massimo hatte vergessen wer, aber der Satz stimmte.
    Selbst an einem frühen Sonntagnachmittag waren alle auf Achse, schien es. Und der Vatikan lag wie ein großer Felsbrocken im Fluss des römischen Verkehrs: Hier staute sich alles. Im Auto brauchte man gelegentlich eine halbe Stunde für die kritischen fünfhundert Meter, auf zwei Rädern ging es natürlich deutlich schneller.
    Auf der anderen Seite der Kirchenstaat-Mauern leiteten mehrere große Straßen die Blechflut ab, eine davon war die Via Gregorio VII. Massimo fand das Postamt auf Anhieb - nur ein Wettbüro sah er nicht. Kein Schild, kein Hinweis, nichts. Er ging die Straße hinauf und hinunter und lugte in jeden Hauseingang, jeden Torbogen. In einem großen alten Palazzo, mit abgeblätterter Farbe und riesigen Fenstern, durch die man auf Stuckdecken sah, wurde er endlich fündig.
    Durch eine weit geöffnete Holztür kam er in einen Flur, der in einen engen dunklen Innenhof führte. Ringsherum ragten die graubraunen Mauern des trutzigen Gebäudes in die Höhe. An einer Wand sprudelte Wasser in ein Granitbecken, auf dessen Rand marmorne Elfen hockten, überwuchert von grünem Farn, dem die Lichtarmut augenscheinlich gut bekam. Auf der gegenüberliegenden Seite fiel Massimo eine schmutziggraue Tür ins Auge, die in ihrer oberen Hälfte aus mehreren, durch dünne Stege getrennte Glasscheiben bestand. Dahinter brannte Licht.
    Massimo trat ein. Der Raum war überraschend groß und hoch. An der Decke sah er verblasste Fresken und Reste von Barock-Engeln. An den Wänden hingen Fernsehapparate und große Anzeigetafeln, ähnlich denen in Flughäfen, die die Abflugzeiten und die dazugehörige Schalter und Ausgänge angeben. Hier zeigten die meisten Tafeln den aktuellen Stand von Fußballspielen verschiedener italienischer Ligen, die gerade ausgetragen wurden. Eine kleinere Tafel war für Pferderennen in aller Welt reserviert, eines in Paris war offenbar gerade beendet und es erschienen etliche Zahlen, die sich Massimo als Startnummern von Pferd oder Reiter und der entsprechenden Gewinnquote zusammenreimte. Eine andere Tafel widmete sich verschiedenen Autorennen. Die Formel Eins in Singapur hatte noch dreizehn Runden vor sich, interpretierte Massimo eine Zeile.
    Das Ende des Raumes, der Tür gegenüber, bildete ein großer hölzerner Tresen, auf dem ein mächtiges Eisengitter montiert war, das bis zur Decke reichte. Dahinter, jeweils durch ein kleines halbkreisförmiges „Sprech-Loch“ und ein ebenso geformtes „Tippschein-und-Geld“-Loch mit dem Rest der Menschheit verbunden, hockten drei graue Männlein.
    Sie nahmen hin und wieder einen

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