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Ciara

Ciara

Titel: Ciara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Rensmann
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Lage, sie zu verlassen. Sie fesselte ihn an sich, ohne es selbst zu wissen.
    »In einem der Häuser ist gerade jemand gestorben.«
    »Ermordet?«
    Ciara bedachte ihn mit einem heiteren Blick. »Nein, ein alter Mann – in den Armen seiner Frau. Sie weint. Ihre Tochter tröstet sie.« Ciara lächelte und spürte, wie ihr ein winziges Muttermal unterhalb ihres Bauchnabels wuchs.
    »Lass uns weitergehen«, sagte sie lächelnd.
    »Warte noch!« Mike hielt sie an einem Arm fest.
    Fragend schaute sie ihn an.
    »Verrate mir eins: Hast du den Hund getötet, damals auf dem Flughafen?«
    Erstaunen zeichnete sich in Ciaras Mimik ab. »Über all die Monate hast du dir darüber Gedanken gemacht?«
    Mike nickte.
    »Nein, ich habe mir zwei Blutkonserven aus der Flughafen-Ambulanz geklaut und auf ex getrunken. Und das ist die Wahrheit.«
    Mike schwieg, während er sich innerlich einen Idioten schalt. Dann sagte er feierlich: »Ich glaube, es ist der richtige Zeitpunkt, dir etwas zu geben.«
    Er griff in die Innentasche seiner gefütterten Lederjacke, zog einen länglichen Gegenstand heraus und präsentierte ihn auf beiden Handtellern liegend. Ciara schnappte lautstark nach Luft: »Woher hast du es?«
    »Damals auf dem Flughafengelände habe ich es an mich genommen.«
    »Und hast es bis jetzt mit dir herumgetragen?«
    »Nein, es lag in meinem Nachttisch. Ich habe es heute eingesteckt, ohne darüber nachzudenken, und ich bin mit jetzt sicher: Dies ist der richtige Moment. – Es gehört dir.«
    Ehrfürchtig bestaunte Ciara das Athame. Stürmisch umarmte sie Mike, küsste ihn auf die Wange und bedankte sich für das Ritualmesser, das einst ihrem Vater gehört hatte – und mehrfach von Fears Hand gegen sie selbst gerichtet worden war.
    »Mich wundert, dass du es nicht in meinen Gedanken gelesen hast.«
    »Du bist mein Freund, mein Begleiter. Ich lese nicht in deinen Gedanken. Niemals, weil ich dir vertraue.« Ciara wollte das Athame in die Jackentasche schieben, doch der Griff schaute zu weit raus. »Kannst du es wieder für mich aufbewahren?«
    Mike nickte, nahm das Messer wieder an sich und schob es in das Innenfutter seiner Jacke.
    Schweigend spazierten sie nebeneinander den Weg zurück, dann beichtete Mike: »Ich bin mir nicht sicher, ob ich der Begleiter sein kann, den du dir wünschst.«
    »Ich weiß um deine Gefühle, Mike. Ich bin dir dankbar, dass du sie unterdrückst, denn ich bin noch nicht bereit, weil ich nicht weiß, wohin es uns bringt.«
    »Du kanntest Paul kaum, dennoch ist das Gefühl einzigartig, das euch verband!?«
    »Paul sagte mir, dass Liebe den Schwächeren tötet. Ich habe Angst vor einer neuen Verbindung. Er war der Erste, den ich traf, der mir etwas über mich sagen konnte. Ich glaube, diese Art der empathischen Beziehung hat mich durcheinandergebracht, so kurz die Verbindung auch war. Ich habe ihn bewundert. Liebe? Ist das Liebe? Sicherlich nicht so wie zwischen zwei normalen Menschen, sondern eher so, als hätten sich zwei Metalle miteinander verbunden. Vielleicht. Ich weiß es nicht genau. Aber das, was einen Menschen ausgemacht hat, die positiven wie die negativen Seiten, von ihm zu erben, erleichtert es nicht unbedingt, eine neue, richtige, echte Beziehung einzugehen.«
    »Ich verstehe.«
    »Wirklich?« Ciara schien überrascht.
    »Solltest du dich eines Tages tatsächlich auf mich einlassen, und ich mich auf dich, würde ich dann, ohne es zu wollen, zu Ödipus?«
    Ciara blieb stehen und schaute Mike an. »Weil ich auch die Seele deiner Mutter absorbiert habe? – Nein!«, entschied sie dann. Sie schritt wieder voran, Mike folgte ihr.
    »Und außerdem«, sagte Ciara, »lassen wir uns nicht aufeinander ein. Wir leben doch praktisch längst zusammen.«
    »Ja, wie Bruder und Schwester.« Sie schwiegen einen Moment. »Ich werde das auf Dauer nicht durchhalten. Sobald du jemanden gefunden hast, der für dich sorgt, muss ich gehen, Ciara. Du stillst deine Gier durch Blut und Kohlenhydrate, aber meine wachsende Begierde ist nicht so einfach zu befriedigen.«
    Die Nachtluft war für Ende Oktober ungewöhnlich mild, dennoch fröstelte Mike.
    Ihrer beider Nervosität wuchs mit jedem Meter, den sie zurücklegten. Ciara nahm Mikes Hand. »Darf ich?«, fragte sie vorsichtig. Mike nickte, ohne sie anzuschauen. Sein Herz pochte schneller. Der Erregung, ausgelöst von der bloßen Berührung ihrer Hand, wusste er nichts entgegenzusetzen. Es schien ihm unbegreiflich, dass er Ciara nicht endlich verließ. War das die

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