City of Death - Blutfehde (German Edition)
nickte und erhob sich so lautlos und geschmeidig wie eine Katze. »Du hast eine Stunde, dann fahren wir los.« In der Tür hielt er inne. »Übrigens brauchst du dir keinen Kopf über D.I.P zu machen. Ich habe deinem Stellvertreter Louis Bescheid gegeben. Er sagt, er kommt alleine klar.« Damit ließ er mich allein.
Ich ließ mich zurück ins Kissen sinken und starrte an die Decke. Ich war nur knapp einer Vergewaltigung, einem Techtelmechtel mit Will und dem Tod entkommen. Das Glück war mir ausnahmsweise mal hold gewesen. Ich hatte noch eine Stunde, also gönnte ich mir ein entspannendes Bad. Bildete ich mir das übrigens nur ein, oder war Will netter geworden? Das Bad tat mir gut, allerdings musste ich schlucken, als ich die ganzen Prellungen und Kratzer am Körper bemerkte. Es würde eine ganze Weile dauern, bis alles wieder geheilt war – so viel stand fest. Ich hätte aber natürlich auch Vampirblut trinken können. Drei Tropfen und alle Schäden wären beseitigt, ich würde sogar fitter und stärker sein. Eigentlich keine schlechte Sache, nur wollte ich mich dafür nicht versklaven lassen. Ich glaubte Will, dass er mich nicht benutzen wollte, aber wer konnte mir das garantieren? Bis zum Tod wäre ich sein, vielleicht sogar darüber hinaus. Er könnte mich zum Vampir machen, ohne meine Einverständnis einzuholen. Aus vampirischer Sicht war ich ja dann sein Eigentum. Nein danke, das war es mir nicht wert. Da warf ich lieber ein paar Aspirin mehr ein.
Es war nicht kalt draußen, aber da ich nicht jedem meinen geschundenen Körper präsentieren wollte, zog ich eine schwarze Hose und einen schwarzen langärmligen Rollkragenpulli über. Dazu schwarze Chucks und einen unordentlichen Dutt. Perfekt. Ich sah aus, als ginge ich auf eine Beerdigung. Und wenn man es genau nahm, tat ich genau das. Heute würden wir Fabio und Viktor beerdigen. Ich freute mich schon drauf. Ich hatte noch zwanzig Minuten, also flitzte ich in die Küche, um etwas zu essen. So sehr ich Gummibären mochte, aber mein Körper verlangte nach Vitaminen und gesunden Kohlehydraten. Als ich ins Untergeschoss kam, saßen die beiden schon wieder im Dunkeln. Ich knipste das Licht an.
»Könnt ihr wenigstens so tun, als wärt ihr menschlich? Da kriegt man ja Angst!«
»Sie kann schon wieder meckern, dann muss es ihr besser gehen«, sagte Andre an Will gewandt.
Ich lächelte und ging in die Küche. Ich briet zwei Eier mit Speck, ignorierte Andres Beschwerden über den widerlichen Gestank und machte mir eine Schüssel Obstsalat dazu. Dann setzte ich mich den beiden gegenüber und begann zu essen. Andre sah leicht angeekelt aus. »Sag ich was zu deinen Essgewohnheiten?«, fragte ich spitz. Ich fand schnell zu meiner bissigen Art zurück, fiel mir auf. Ein Wunder, wenn man bedachte, was ich vor drei Tagen noch durchgemacht hatte!
Andre sah erstaunt zu Will. »Und so was lässt du bei dir wohnen? Sie ist viel zu frech und hat überhaupt keinen Respekt vor dem Alter.« Er klang eher belustigt als wütend.
Will hob nur die Schultern. »Ich hab‘s versucht, mein Freund, ich hab‘s wirklich versucht.« Sie prosteten sich zu.
Als ich fertig gegessen hatte, wusch ich mein Geschirr ab. Eine Spülmaschine gab es nicht. Die drei Gefangenen wurden in Wills Keller festgehalten, wie ich erfuhr. Ich ging fast an die Decke, doch Will versicherte mir, dass die Zellen im Keller vampirfest waren. Ein Dutzend bewaffneter Männer war bei ihnen, genau wie Max.
Als sie abgeführt wurden, kam er als Erster nach oben. Ich fiel ihm sofort um den Hals.
»Schön, dass du lebst«, sagte ich.
»Dito.« Er drückte mich einen Moment, dann wandte er sich ab und machte Platz für die Eskorte.
Allen Gefangenen hatte man schwarze Plastiktüten über den Kopf gestülpt. Ihr Handgelenke waren mit silbernen Handschellen gefesselt, sie zischten und qualmten. Ich zog mir eine rote Lederjacke über und beobachtete, wie sie in einen schwarzen Hummer verfrachtet wurden. Ein Dutzend bewaffneter Männer stieg mit ihnen ein.
»Was haben sie davon, nach den Scharfrichtern zu verlangen? Sie werden doch sowieso hingerichtet.«
»Das muss nicht sein«, antwortete Max. »Es gibt Schlimmeres als den Tod. Sie zu töten, würde nur weiteren Ärger ersparen.«
»Sag mir bitte, dass das ein Scherz ist. Diese Männer haben schreckliche Dinge getan, sie müssen sterben.«
»Tut mir leid, aber das liegt nicht in unserer Macht zu entscheiden.«
Ich wandte mich an Will und Andre. »Ihr seid doch
Weitere Kostenlose Bücher