City of Death - Blutfehde (German Edition)
Würde mich nicht wundern, wenn die nur gekommen waren, weil sie Angst vor ihm hatten. Emilio bedeutete den Umstehenden, Platz zu machen und sich den Gefangenen nicht zu nähern. Auch wir sollten ein paar Schritte zurücktreten. Dann wurden den Vampiren die Handschellen abgenommen.
»Kniet nieder vor dem Gesetz«, verlangte Emilio.
Sie taten es.
»Viktor Bertoldo Favelli«, sprach Lucretia und trat vor die beiden. »Du wirst des Mordes, der Nötigung, Entführung und Folterung angeklagt. Was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen?«
Er schaute zu uns herüber und funkelte Will mordlustig an. »Ich wollte nur haben, was mir zusteht.«
»Erkläre dich«, verlangte die Richterin.
»Williams und meine Geschichte reicht schon ein paar Jahrhunderte zurück. Damals waren wir befreundet, und ich lud ihn auf mein Anwesen zu einem Ball ein. In dieser Nacht tötete er eine meiner Dienerinnen, eine Gestaltwandlerin. Sie war mein kostbarster Schatz. Ich nehme an, er war eifersüchtig.«
Ich sah zu Will auf, er schnaufte.
»Ist das wahr, William?«, fragte Lucretia und kam auf uns zu.
Ich bekam eine Gänsehaut, als sie vor uns stand. Immer noch keine Aura!
»Zum Teil«, bestätigte er. »In dieser Nacht tötete ich tatsächlich seine Dienerin, aber aus Notwehr.«
»Pah, dass ich nicht lache«, sagte Viktor.
»Schweig!«, mahnte Emilio.
Will fuhr fort. »Sie kam zu mir mit der Bitte, ihr Leben zu beenden. Viktor zu dienen, war für sie so grauenvoll, dass sie lieber sterben wollte. Als ich ihrer Bitte nicht nachkam, griff sie mich an. Ich wehrte sie etliche Male ab, ohne sie ernsthaft zu verletzen, aber es war ihr ernst, denn sie zückte ein Silbermesser. Sie warf es mir in die Brust und schwor mir, es herumzudrehen, wenn ich sie nicht tötete. Da hieß es sie oder ich, ich riss ihr den Kopf ab.«
»Das ist eine Lüge!«, rief Viktor.
»Nein, er sagt die Wahrheit, ich kann es sehen«, meinte Lucretia und sah Will tief in die Augen.
»Sehen?«, fragte ich flüsternd.
»Sie kann die Wahrheit in seinen Augen sehen«, raunte mir Max zu. »Das macht sie als Richterin unersetzlich, aber auch gefürchtet.«
Das konnte ich mir vorstellen.
Die Richterin ließ von Will ab und ging zu Viktor zurück. »Du wolltest also das Hundemädchen haben«, sie deutete auf mich, »weil du dachtest, Will hätte dir deines aus Eifersucht genommen?«
Viktor nickte.
»Ich sehe, dass du die Wahrheit sagst.« Lucretia wandte sich an Will. »Er hat wirklich geglaubt, du hättest sie aus Eifersucht getötet. Das macht ihn zwar nicht unschuldig, erklärt aber seine Motive.«
Will nickte.
Sie wandte sich wieder Viktor zu. »Du hast Max entführen lassen und ihm Silber injiziert. Wolltest du ihn töten?«
»Nur tödlich verwunden, er sollte noch leben, wenn William eintrifft.«
Sie sah Max an, dann Will. »Maximilian wird eine angemessene Entschädigung in Höhe von fünfzigtausend Euro erhalten.«
Ich wollte empört einschreiten, doch Max hielt mir die Hand vor den Mund.
Ich sah ihn völlig entgeistert an. »Stelle niemals ihr Urteil infrage«, murmelte er mir zu.
Ich presste die Lippen aufeinander und konnte es nicht fassen. Er wäre beinahe gestorben, endgültig gestorben, und sie gab ihm eine Geldentschädigung!
Die Richterin wandte sich an Fabio, und der zuckte zusammen, als hätte sie ihn geschlagen. »Du hast einen Menschen getötet und einen anderen beinahe, warum hast du das getan? Deine Aufgabe war es, die Hundefrau zu deinem Meister zu bringen.«
»Ich konnte den Menschen nicht bezirzen, er hätte den Auftrag gefährdet.«
»Du sagst nur die halbe Wahrheit, da ist noch mehr.«
»Wenn Sie erlauben, Lucretia«, sagte ich und trat vor.
»Sprich.«
»Fabio wollte mich töten. Er sagte, sein Meister wolle mich haben, und das dürfe er nicht zulassen. Nur Viktors Anruf hielt ihn davon ab. Er hat auch den Auftragskiller beauftragt.« Den letzten Teil sagte ich an Will gewandt.
Viktor schaute völlig entgeistert drein, Fabio wirkte resigniert.
»Warum Fabio, warum wolltest du sie töten?«
Fabio klang verletzt und konnte einem schon beinahe leidtun, aber nur beinahe.
»Weil ich diese verdammten Halbblüter hasse.« Er schrie fast. »Du und deine beschissene Sammlung. Ich war einmal wie ein Sohn für dich, doch dann stelltest du sie über mich. Ich hatte Angst, du würdest mich irgendwann vergessen, und ich würde nutzlos werden. Deine Sammlerei musste aufhören.«
Na, sieh mal einer an, Fabio war also sentimental.
Viktor
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