City of Death - Blutfehde (German Edition)
Ranger, könnt ihr nichts machen?«
»Nur die dunklen Lords stehen über den Richtern, und glaub mir, die willst du nicht fragen.«
»Wer zum Henker sind die dunklen Lords?«
»Nicht jetzt«, sagte Will und bedeutete mir, die Villa zu verlassen.
Ich fuhr bei ihm und Andre mit, Max und ich auf den Rücksitzen. Treffpunkt war in Brandenburg im Königswald. Ich fand den Ort zwar etwas ungewöhnlich, zumal wir in Berlin genug Wald hatten, hakte aber nicht weiter nach. Manche Dinge wollte man einfach nicht wissen. »Erzähl mir von den Scharfrichtern«, bat ich Max.
»Es gibt nur drei Dinge, die du über sie wissen musst: Sie sind beängstigend, über tausend Jahre alt und haben absolut keinen Sinn für Humor.«
»Über tausend Jahre?« Das musste ich erst mal verdauen.
»Mindestens«, sagte Andre. »Unter tausend braucht man sich gar nicht erst zu bewerben.«
»Und wie stehen sie zu den Menschen? Sind sie für oder gegen sie?«
»Weder noch«, erklärte Will. »Sie urteilen nur aufgrund von Tatsachen und Beweisen. Sie sind absolut neutral und dürfen für keine Spezies Partei ergreifen. Mann, die würden sogar ihre eigenen Familienmitglieder hinrichten, wenn es sein müsste.«
»Und sie kommen immer zu zweit«, fügte Max hinzu.
Um sich gegenseitig zu kontrollieren, schon klar.
Nach eineinhalb Stunden waren wir da. Die Autos parkten wir direkt am Waldrand, und als ich ausstieg, traute ich meinen Augen nicht. Da standen mindestens noch ein drei Dutzend weiterer Wagen, alle Gehaltsklassen abgedeckt. »Ich dachte, die kommen nur zu zweit?«, fragte ich und zündete mir eine Zigarette an.
»Viktor ist ein angesehener Mann in Italien. Natürlich hat er sich Unterstützung geholt«, antwortete
Andre, der wie aus dem Nichts neben mir erschien.
»Wird ihn das retten?«
»Keine Ahnung.«
Als die drei ausgestiegen waren, nahm man ihnen die Plastiktüten ab. Fabio funkelte mich mordlustig an, ich erwiderte seinen Blick völlig unbeteiligt. So gefesselt und umgeben von Wills Männern kam er mir gar nicht mehr so angsteinflößend vor. Viktor hingegen wirkte gelassen, als sei er sich keiner Schuld bewusst, und Bert wirkte fast gelangweilt. Wir würden ja sehen! Die Gefangenen bekamen einen Schubs, und wir setzten uns in Bewegung.
Der Wald war ruhig und friedlich. Er hatte den unverwechselbaren Geruch von feuchter Erde, Kiefern und Tannen. Ich liebte den Geruch von Wald, er hatte etwas Befreiendes an sich.
Nach einer Weile zog ich die Jacke aus und wickelte sie mir um die Hüften. Ich hatte sie wegen der Narben übergezogen, bekam aber geradezu Hitzewallungen.
Eine Dreiviertelstunde später lichtete sich der Wald und gab eine weite Fläche frei. In der Mitte der Lichtung hatten sich Leute versammelt. Will und Andre gingen voran, danach folgte die Eskorte mit den Gefangenen. Max und ich bildeten den Schluss.
»Lucretia, Emilio«, begrüßte Will die Richter mit einer Verbeugung.
Ich glaube, sie stammten aus dem alten Rom. Lucretia hatte eine beinahe goldene Hautfarbe und pechschwarzes Haar. Sie trug eine weiße Stola und darüber eine himmelblaue Palla, die sich um ihren schmalen Körper wickelte. Emilio sah vom Äußeren her eher gewöhnlich aus, dafür sorgte sein Dekor für Aufsehen. Er war in eine weiße Tunika gehüllt, darüber die berühmte Toga. An den Stoffrändern schlängelte sich eine dicke rote Linie herab. Soweit ich wusste, hatten sich römische Magistrate so gekleidet, wenn sie Staatspflichten erfüllten. Es gab keinen Zweifel mehr, sie waren definitiv im alten Rom hängengeblieben. Ich fand sie unheimlich, alle beide. Sie wirkten so … unecht. Ich spürte auch keinerlei Energie von ihnen ausgehen, als wären sie gar nicht da, als wären sie lebende Statuen. Die Richter nickten jedem von uns einmal zu, dann stellten sie die versammelten Leute vor.
»Das ist Beniamino, Viktors Bruder.« Lucretia deutete auf einen mittelgroßen dürren Mann. Er sah nicht halb so gut aus wie sein Bruder, hatte aber die gleichen wunderschönen Augen. »Seine Tante.« Sie zeigte auf eine brünette Vampirin, die nicht älter als siebzehn Jahre sein konnte. Sie funkelte mich zornig an. »Seine Verbündeten«, sie deutete auf eine Gruppe von Männern und Frauen, die alle adlig gekleidet waren.
Ich hatte die Vermutung, dass es sich um italienische Ranger handelte.
»Und enge Freunde.« Dabei handelte es sich um noch einmal zwei Dutzend Vampire. Alles in allem, ein ganz schöner Aufmarsch für so ein mieses Arschloch.
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