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City of Lost Souls

City of Lost Souls

Titel: City of Lost Souls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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herstellen konnte.«
    Clary schauderte und rückte etwas näher an Jace heran, der seit dem Verlassen der Brücke ziemlich schweigsam war, als hinge er seinen Gedanken nach. Viele Leute – hauptsächlich Mädchen – drehten sich beim Vorbeigehen nach ihm um, da seine hellen Haare sich deutlich von den gedämpften Winterfarben des Altstädter Markts abhoben. »Das ist grausam«, bemerkte Clary.
    Sebastian fuhr mit dem Finger über den Rand seines Bechers und leckte sich den Glühwein von der Fingerkuppe. »Die Vergangenheit ist ein anderes Land.«
    »Fremdes Land«, berichtigte Jace ihn.
    Sebastian sah ihn träge an. »Was?«
    »›Die Vergangenheit ist ein fremdes Land; dort gelten andere Regeln‹«, sagte Jace. »So lautet das vollständige Zitat.«
    Doch Sebastian zuckte nur die Achseln und schob den Becher von sich. Auf dem Becher war ein Euro Pfand, aber Clary nahm an, dass Sebastian keine Lust hatte, sich für einen solch geringen Betrag wie ein ordentlicher Bürger zu benehmen. »Okay, lasst uns gehen«, kommandierte er stattdessen.
    Obwohl Clary ihren Glühwein noch nicht ausgetrunken hatte, stellte sie den Becher ab und folgte Sebastian, der sie vom Platz wegführte, hinein in ein Labyrinth aus engen, gewundenen Straßen. Jace hatte Sebastian berichtigt, überlegte Clary. Natürlich war es dabei um nichts Bedeutendes gegangen, aber es hatte doch geheißen, Liliths Blutmagie würde ihn auf eine Weise an ihren Bruder binden, die keinerlei Widerspruch zuließ, oder? Konnte es sich dabei um ein – wenn auch kleines – Anzeichen dafür handeln, dass die Wirkung der Beschwörungsformel allmählich nachließ?
    Es war nicht klug, darauf zu hoffen, das wusste Clary genau. Doch manchmal war Hoffnung das Einzige, was einem noch blieb.
    Die Straßen wurden immer enger und düsterer. Die Wolken hatten die Abendsonne vollkommen verdeckt. Hier und dort brannten altmodische Gaslaternen, die ein wenig Licht in die neblige Dunkelheit warfen. Immer noch liefen sie über Kopfsteinpflaster, eine Gasse war so schmal, dass die drei im Gänsemarsch hintereinander gehen mussten. Nur der Anblick anderer Passanten, die gelegentlich aus dem Nebel auftauchten und gleich wieder darin verschwanden, sorgte dafür, dass Clary sich nicht ganz so vorkam, als wäre sie in eine andere Zeit versetzt worden und hätte eine Art Fantasiestadt aus ihren eigenen Träumen betreten.
    Endlich erreichten sie einen steinernen Torbogen, der zu einem kleinen Platz führte. Die meisten Geschäfte hatten bereits geschlossen; nur in einem Laden direkt gegenüber brannte noch ein Licht. Über dem Eingang hing ein Schild, auf dem in goldenen Buchstaben »Antikvariát« stand. Im Schaufenster stapelten sich alte Flaschen mit unterschiedlichem Inhalt, deren sich ablösende Etiketten in Latein beschriftet waren. Clary schaute überrascht, als Sebastian darauf zusteuerte. Was wollten sie denn mit alten Flaschen?
    Doch als sie den Laden erst betreten hatten, erübrigte sich die Frage. Der Verkaufsraum war nur spärlich beleuchtet, roch nach Mottenkugeln und war bis zur Decke vollgestopft. In jeder noch so kleinen Nische stapelte sich Nippes – und Dinge, die man nicht als Trödel bezeichnen konnte: Wunderschöne Himmelskarten lagen neben Salz- und Pfefferstreuern, deren Design den Figuren der Astronomischen Rathausuhr nachempfunden war. Auf den Regalen drängten sich antike Tabak- und Zigarrendosen, in Glas gefasste Briefmarken, alte Fotoapparate ostdeutscher und russischer Bauart sowie eine atemberaubende dunkelsmaragdgrüne Kristallglasschale neben einem Haufen stockfleckiger, alter Kalender. Von einer Befestigungsstange an der Wand hing eine alte tschechische Flagge herab.
    Sebastian bewegte sich zwischen den Stapeln hindurch zu einer Ladentheke im hinteren Bereich des Raums und Clary erkannte, dass es sich bei der Gestalt, die sie für eine Schaufensterpuppe gehalten hatte, in Wahrheit um einen alten Mann handelte, dessen Gesicht so runzlig und faltig war wie ein altes Laken. Mit verschränkten Armen lehnte er an der Theke, hinter deren Glasfront antiker Schmuck und funkelnde Glasperlen, kleine Geldbörsen mit aufwändigen Schnallen und Reihen von Manschettenknöpfen präsentiert wurden.
    Als Sebastian den Mann auf Tschechisch ansprach, nickte der, deutete dann kurz angebunden mit dem Kopf auf Clary und Jace und warf ihnen einen misstrauischen Blick zu.
    Dabei sah Clary, dass er dunkelrote Pupillen hatte. Sie kniff die Augen zu Schlitzen zusammen und

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