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City of Lost Souls

City of Lost Souls

Titel: City of Lost Souls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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sterben. Und dass sie Jace nicht auch noch verlieren wollte.
    Das verstehe ich. Bruder Zachariah verschränkte die Hände. Sie wirkten jung, nicht knorrig oder krumm, und die Finger waren lang und schlank. Maryse fragte sich oft, auf welche Weise die Stillen Brüder alterten und wie lange sie wohl lebten, doch solche Informationen behielt die Bruderschaft streng für sich. Es gibt kaum etwas Mächtigeres als die Liebe zur Familie. Allerdings weiß ich nicht, warum du dich entschlossen hast, mir dies hier zu zeigen.
    Maryse holte zitternd Luft. »Ich weiß, ich sollte diese Gegenstände dem Rat zeigen«, setzte sie an. »Aber die Ratsmitglieder wissen inzwischen von der Verbindung zwischen Jace und Jonathan. Und sie machen auf beide Jagd. Sobald sie Jace finden, werden sie ihn töten. Doch wenn ich all dies hier für mich behalte, kann man das zweifellos als Hochverrat bezeichnen.« Maryse ließ den Kopf hängen. »Ich habe beschlossen, es euch, den Stillen Brüdern, mitzuteilen. Denn dann ist es eure Entscheidung, ob ihr die Gegenstände dem Rat vorlegt. Ich … ich könnte es nicht ertragen, diese Entscheidung selbst treffen zu müssen.«
    Zachariah schwieg einen Moment. Dann erklang seine Stimme sanft in Maryse’ Kopf: Diese Karte sagt dir, dass dein Sohn noch lebt. Wenn du sie dem Rat übergeben würdest, hätte das meines Erachtens kaum Vorteile: Es würde den Ratsmitgliedern lediglich verraten, dass Jace sehr schnell von Ort zu Ort reist und sich unmöglich orten lässt. Aber das wissen sie bereits. Behalte die Karte. Im Moment werde ich kein Wort darüber verlieren.
    Erstaunt schaute Maryse den Bruder der Stille an. »Aber … du bist doch ein Diener des Rats … «
    Ich war einst ein Schattenjäger, genau wie du. Ich habe gelebt, genau wie du. Und genau wie du hatte auch ich Menschen um mich, die ich so sehr liebte, dass mir ihr Wohlergehen wichtiger war als alles andere – wichtiger als jeder Eid, wichtiger als jede Verpflichtung.
    »Hast du … « Maryse zögerte. »Hast du Kinder gehabt?«
    Nein. Keine Kinder.
    »Es tut mir leid.«
    Das muss es nicht. Versuch, dich nicht von der Angst um Jace auffressen zu lassen. Er ist ein Herondale und die Herondales waren schon immer Überlebenskünstler …
    In dem Moment zerbrach irgendetwas tief in Maryse. »Er ist kein Herondale! Jace ist ein Lightwood! Jace Lightwood. Er ist mein Sohn.«
    Erneut breitete sich Stille aus. Dann sagte Bruder Zachariah: Ich hatte nichts anderes andeuten wollen. Er löste seine verschränkten Hände und trat einen Schritt zurück. Über eine Sache solltest du dir allerdings im Klaren sein: Falls Jace länger als nur ein paar Sekunden an einem Ort auftaucht, wirst du den Rat informieren müssen. Du solltest dich darauf vorbereiten.
    »Ich glaube nicht, dass ich das kann«, murmelte Maryse. »Der Rat wird Jäger auf ihn hetzen. Ihm eine Falle stellen. Aber er ist doch noch so jung … nur ein Junge.«
    Er war nie einfach nur ein Junge, erwiderte Zachariah und wandte sich zum Gehen. Maryse schaute ihm nicht nach. Sie hatte sich wieder zur Wand gedreht und starrte auf die Karte.
    Simon?
    Erleichterung breitete sich in ihm aus – Clarys Stimme, zaghaft, aber vertraut, hallte durch seinen Kopf. Simon blickte zur Seite. Isabelle schlief noch. An den Vorhangkanten drang helles Mittagslicht in den Raum.
    Bist du wach?
    Simon drehte sich auf den Rücken und schaute an die Decke. Natürlich bin ich wach.
    Na ja, ich war mir nicht ganz sicher. Schließlich bist du sechs, sieben Stunden hinter meiner Zeit. Hier ist es inzwischen dunkel.
    Italien?
    Im Moment sind wir in Prag. Die Stadt ist richtig nett. Mit einem breiten Fluss und vielen Gebäuden mit hohen Turmspitzen. Erinnert mich ein bisschen an Idris. Allerdings ist es hier ziemlich kalt. Kälter als zu Hause.
    Okay, genug vom Wetterbericht. Ist mit dir alles in Ordnung? Wo sind Sebastian und Jace?
    Hier bei mir. Ich bin allerdings ein paar Schritte weitergeschlendert … angeblich, um mir die Aussicht von der Brücke anzusehen und in einen Dialog mit der historischen Architektur zu treten.
    Dann bin ich also jetzt die historische Architektur?
    Clary lachte; zumindest spürte Simon etwas wie Lachen in seinem Kopf – ein leises, nervöses Lachen. Ich hab nicht viel Zeit. Obwohl sie keinen Verdacht zu schöpfen scheinen. Jace … Jace jedenfalls nicht. Sebastian ist schwieriger einzuschätzen. Ich glaube nicht, dass er mir vertraut. Gestern hab ich sein Zimmer durchsucht, aber nichts gefunden

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