City of Lost Souls
habe.«
»So was hab ich nicht gesehen.« Jace schüttelte den Kopf. »Feendrogen«, murmelte er. »Du hast doch gewusst … «
»Aber es war alles so real.«
»Tut mir leid.« Er hatte Mühe, die Augen offenzuhalten. »Ich wollte nur ein bisschen Spaß haben. Das Zeug sollte dich eigentlich glücklich machen. Dich schöne Dinge sehen lassen. Ich dachte, wir könnten zusammen ein bisschen Spaß haben.«
»Ich hab jedenfalls überall Blut gesehen«, erzählte Clary. »Und tote Menschen, die in Wasserbecken trieben … «
Erneut schüttelte Jace den Kopf und seine Wimpern flatterten leicht. »Nichts davon war echt … «
»Nicht einmal das, was zwischen dir und mir passiert ist … ?« Clary verstummte. Jace’ Augen waren fest geschlossen und seine Brust hob und senkte sich ruhig. Er war wieder eingeschlafen.
Leise rutschte Clary vom Bett und ging ins Bad. Dort stand sie eine ganze Weile vor dem Spiegel und musterte sich, während sich ein dumpfes Gefühl in ihren Gliedern ausbreitete. Sie war von Kopf bis Fuß von der silbrigen Substanz übersät. Der Anblick erinnerte sie daran, wie ihr einmal ein Silberstift im Rucksack ausgelaufen war und den kompletten Inhalt ruiniert hatte. Einer ihrer BH-Träger war gerissen – vermutlich, als Jace in der Nacht zuvor daran herumgezerrt hatte. Ihre Wimperntusche war völlig verschmiert und dieses Silberzeug klebte überall auf ihrer Haut und in ihren Haaren.
Langsam schälte Clary sich aus dem Kleid und ihrer Unterwäsche, wobei sie immer wieder gegen den Brechreiz ankämpfen musste. Dann warf sie ihre Kleidung in den Abfalleimer und stieg in das heiße Wasser.
Wieder und wieder wusch sie sich die Haare, um endlich das getrocknete Silberzeug loszuwerden. Doch die Substanz klebte wie Ölfarbe und ließ sich kaum auswaschen. Auch der Geruch haftete weiterhin an Haut und Haaren. Er erinnerte Clary an fauliges Blumenwasser in einer Vase, dumpf und süßlich und verdorben. So viel Shampoo sie auch benutzte, es schien nichts zu helfen.
Als sie schließlich das Gefühl hatte, einigermaßen sauber zu sein, trocknete sie sich ab und ging ins Schlafzimmer, um sich anzuziehen. Erleichtert schlüpfte sie wieder in ihre Jeans und streifte ein bequemes Baumwoll-Sweatshirt über. Doch als sie gerade ihren zweiten Stiefel anzog, kehrte die nagende Unruhe zurück – das Gefühl, dass irgendetwas fehlte. Clary erstarrte.
Ihr Ring. Der goldene Ring, der ihr erlaubte, mit Simon zu kommunizieren.
Er war verschwunden.
Fieberhaft suchte Clary nach dem Schmuckstück und wühlte sogar im Abfalleimer – vielleicht hatte sich der Ring ja in ihrem Kleid verfangen. Danach suchte sie jeden Zentimeter von Jace’ Zimmer ab, während er friedlich weiterschlief. Auf den Knien durchkämmte sie den Teppich, die Bettwäsche und die Schubladen des Nachttischs.
Schließlich ließ sie sich auf ihre Fersen sinken; ihr Herz schlug wie wild, während sich ein mulmiges Gefühl in ihrem Magen ausbreitete.
Der Ring war verschwunden. Verloren, irgendwo, irgendwie. Clary versuchte, sich daran zu erinnern, wo sie ihn zuletzt gesehen hatte. Sie wusste noch genau, dass er an ihrer Hand aufgeblitzt hatte, als sie mit dem Dolch gegen den Elapid-Dämon gekämpft hatte. War er ihr danach möglicherweise in dem Trödelladen vom Finger gerutscht? Oder im Nachtclub?
Wütend grub Clary die Fingernägel in ihre Oberschenkel, bis der Schmerz sie aufkeuchen ließ. Konzentrier dich, ermahnte sie sich. Konzentrier dich.
Vielleicht war ihr der Ring ja irgendwo in der Wohnung abhandengekommen. Bestimmt hatte Jace sie in der Nacht nach oben getragen. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Ring irgendwo auf der Treppe lag, war zwar gering, aber sie durfte keine Möglichkeit außer Acht lassen.
Clary rappelte sich auf, schlüpfte so leise wie möglich in den Flur und ging ein paar Schritte auf Sebastians Zimmer zu, zögerte dann jedoch. Sie konnte sich nicht vorstellen, warum der Ring in seinem Zimmer sein sollte. Und wenn sie ihn aufweckte, würde ihr das auch nicht weiterhelfen, im Gegenteil! Also machte sie auf dem Absatz kehrt und stieg die Treppe hinunter. Dabei bewegte sie sich vorsichtig von Stufe zu Stufe, um das Geräusch ihrer Schuhe zu dämpfen.
Ihre Gedanken überschlugen sich. Was sollte sie tun, wenn sie Simon jetzt nicht mehr erreichen konnte? Sie musste ihm unbedingt von dem Antiquitätengeschäft und dem Adamant erzählen. Wenn sie ihn doch nur früher kontaktiert hätte! Am liebsten hätte Clary mit der Faust
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