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City of Lost Souls

City of Lost Souls

Titel: City of Lost Souls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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die Gemächer der Königin. Verwundert schaute Clary sich um: Der Raum sah völlig anders aus als bei ihrem letzten Besuch. Der Boden bestand aus schwarzen und weißen Steinquadern und erinnerte an ein gigantisches Schachbrett, in dessen Mitte die Elbenkönigin auf einem weißen, mit Gold verzierten Diwan ruhte. Ranken mit spitzen Dornen hingen wie Schnüre von der Decke und auf jedem Dorn war ein Irrlicht aufgespießt. Während sie ihr Leben aushauchten, flackerte ihr einst so helles Leuchten kläglich und tauchte den Raum in ein gedämpftes Licht.
    Außer Meliorn, der sich direkt neben der Königin postierte, war nicht ein einziger ihrer Höflinge anwesend. Langsam setzte die Elbenkönigin sich auf. Sie war so schön wie eh und je: ihr Kleid ein durchscheinendes Gewebe aus Silber- und Goldfäden, ihr Haar so schimmernd wie glänzendes Kupfer. Lasziv drapierte sie es über ihre weißen Schultern. Clary fragte sich, wozu sie sich überhaupt die Mühe machte: Denn von allen Anwesenden im Raum war Simon der Einzige, den ihre Schönheit möglicherweise berühren konnte, aber er hasste sie aus ganzem Herzen.
    »Seid gegrüßt, Nephilim, Tageslichtler«, sagte die Königin und neigte den Kopf in ihre Richtung. »Valentinstochter, was führt dich zu mir?«
    Clary öffnete ihre Hand. Die schimmernde Silberglocke wirkte wie ein lebender Vorwurf. »Ihr habt mir durch Eure Dienerin ausrichten lassen, dass ich diese Glocke läuten soll, wenn ich jemals Eure Hilfe brauchen würde.«
    »Aber du hast mir doch mitgeteilt, dass du keinen Gefallen von mir benötigen würdest. Weil du bereits alles hättest, was du dir nur wünschen könntest«, entgegnete die Königin.
    Verzweifelt versuchte Clary, sich daran zu erinnern, wie Jace sich während der ersten Audienz am Lichten Hof verhalten hatte, wie er die Königin umgarnt und ihr geschmeichelt hatte. Er hatte plötzlich ganz neue Worte und Formulierungen verwendet. Ratlos warf Clary einen Blick über die Schulter zu Isabelle und Alec, doch Isabelle machte nur eine gereizte Handbewegung und gab ihr zu verstehen, sie solle einfach fortfahren. »Die Dinge ändern sich«, sagte Clary vorsichtig.
    Die Königin reckte genüsslich ihre langen Beine. »Nun gut. Und was wünschst du von mir?«
    »Ich möchte, dass Ihr Jace Lightwood findet.«
    In dem darauffolgenden Schweigen hörte man nur noch die gedämpften Schmerzensschreie der Irrlichter. Schließlich sagte die Königin: »Du musst uns für sehr mächtig halten, wenn du glaubst, das Lichte Volk könnte dort Erfolg haben, wo der Rat versagt hat.«
    »Der Rat will Sebastian finden. Aber mich interessiert Sebastian nicht. Ich will Jace«, erklärte Clary. »Außerdem weiß ich, dass Ihr über mehr Informationen verfügt, als Ihr zugeben wollt. Ihr habt vorausgesagt, dass das hier passieren würde. Niemand sonst wusste davon. Außerdem denke ich nicht, dass Ihr mir diese Glocke geschickt habt, noch dazu in derselben Nacht, in der Jace verschwunden ist, ohne genau zu wissen, dass sich etwas zusammenbraute.«
    »Möglicherweise habe ich davon gewusst«, sagte die Königin und betrachtete ihre schimmernden Zehennägel.
    »Mir ist aufgefallen, dass die Feenwesen gern ›möglicherweise‹ sagen, wenn sie irgendetwas zu verbergen haben«, bemerkte Clary. »Dadurch brauchen sie keine direkte Antwort zu geben.«
    »Möglicherweise«, spöttelte die Königin mit einem belustigten Lächeln.
    »›Eventuell‹ ist auch ein schönes Wort«, schlug Alec vor.
    »Genau wie ›unter Umständen‹«, fügte Izzy hinzu.
    »›Vielleicht‹ ist ebenfalls nicht schlecht«, warf Simon ein. »Zugegeben, es klingt ziemlich modern, bringt aber den Kern der Sache sehr schön rüber.«
    Die Königin wischte die Bemerkungen der vier beiseite, als handelte es sich um Bienen, die ihren Kopf umschwirrten. »Ich traue dir nicht, Valentinstochter«, beschied sie Clary von oben herab. »Es gab einmal eine Zeit, da erbat ich einen Gefallen von dir, doch dieser Moment ist verstrichen. Meliorn hat seinen Sitz in der Kongregation eingenommen. Ich wüsste nicht, was du mir noch zu bieten hättest.«
    »Wenn Ihr das glauben würdet, hättet Ihr mir die Glocke niemals geschickt«, konterte Clary.
    Einen Moment kreuzten sich ihre Blicke. Die Königin war atemberaubend schön, aber hinter ihrem Gesicht verbarg sich etwas, das Clary an die Knochen eines kleinen Tiers denken ließ, die langsam in der Sonne bleichten. Schließlich erwiderte die Königin: »Nun gut. Möglicherweise

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