City of Lost Souls
laszives verheißungsvolles Lächeln. »Ich denke, das reicht für heute«, sagte sie schließlich. »Bringt mir die Ringe und wir unterhalten uns weiter.«
Clary zögerte und schaute fragend zu Alec und Isabelle. »Seid ihr damit einverstanden? Ich meine, dass wir etwas aus dem Institut stehlen?«
»Wenn das bedeutet, dass wir dadurch Jace finden, dann ja«, erklärte Isabelle.
Alec nickte. »Was auch immer dafür nötig sein sollte.«
Clary wandte sich wieder der Königin zu, die sie erwartungsvoll musterte. »Dann haben wir also eine Abmachung.«
Die Königin streckte sich und lächelte zufrieden. »Gehabt euch wohl, kleine Schattenjäger. Und noch eine Warnung, obwohl ihr diese durch nichts verdient habt: Ihr solltet euch gut überlegen, ob es wirklich weise ist, die Suche nach eurem Freund voranzutreiben. Denn wie bei vielen verlorenen Kostbarkeiten gilt auch in diesem Falle: Wenn ihr ihn wiederfindet, könnte euer Freund möglicherweise nicht mehr so sein, wie ihr ihn in Erinnerung habt.«
Es war fast elf Uhr, als Alec die Haustür von Magnus’ Wohnung in Greenpoint erreichte. Isabelle hatte ihren Bruder überredet, zusammen mit Clary und Simon noch ins Taki’s zu fahren und etwas zu essen. Obwohl Alec zuerst protestiert hatte, war er nun froh, dass er mitgegangen war. Denn er hatte etwas Ablenkung gebrauchen können, um seine Nerven nach dem Vorfall am Lichten Hof wieder zu beruhigen. Magnus sollte nicht merken, wie sehr ihn der Zauberglanz der Elbenkönigin erschüttert hatte.
Im Gegensatz zu früher musste Alec nicht mehr klingeln, damit Magnus ihn hereinließ: Er besaß jetzt einen Schlüssel – eine Tatsache, auf die er insgeheim sehr stolz war. Rasch schloss er die Tür auf und ging zur Treppe. Dabei kam er an der Wohnung von Magnus’ Nachbarn vorbei. Obwohl Alec den Mietern der Erdgeschosswohnung noch nie persönlich begegnet war, schienen sie eine ziemlich stürmische Beziehung zu führen. Eines Abends hatte einmal ein Kleiderberg im Flur herumgelegen, mit einer Nachricht am Kragen einer Jacke: »An den verlogensten lügnerischsten Lügner.« Und jetzt lehnte ein Blumenstrauß an der Wohnungstür, mit einer kleinen Karte, auf der »BITTE VERZEIH MIR« zu lesen war. Das war das Besondere an New York: Man erfuhr immer mehr über seine Nachbarn, als man eigentlich wissen wollte.
Magnus’ Tür stand einen Spalt offen und der Klang leiser Musik drang in den Flur: Tschaikowski. Alec spürte, wie sich seine Schultern entspannten, während er die Wohnungstür hinter sich ins Schloss drückte. Er konnte sich zwar nie sicher sein, wie das Loft wohl aussehen würde – im Moment war es minimalistisch eingerichtet, mit weißen Sofas, roten Stapeltischen und riesigen Schwarz-Weiß-Fotos von Paris an den Wänden – , aber die Wohnung fühlte sich von Tag zu Tag vertrauter an, fast schon wie sein Zuhause. Und sie roch nach den Dingen, die er mit Magnus in Verbindung brachte: Tusche, Eau de Cologne, Lapsang-Souchong-Tee und der leicht verbrannte karamellartige Geruch von Magie. Alec nahm den Großen Vorsitzenden Miau Tse-tung, der dösend auf einer Fensterbank lag, auf den Arm und marschierte dann zu Magnus’ Arbeitszimmer.
Als Alec den Raum betrat, schaute Magnus auf. Er trug ein für seine Verhältnisse fast schon dezentes Outfit: Jeans und ein schwarzes T-Shirt mit Nieten an Kragen und Bündchen. Seine schwarzen Haare hingen lose herab, durcheinander und zerzaust, als wäre er sich wieder und wieder verärgert mit den Händen hindurchgefahren. Seine katzenartigen Augen wirkten erschöpft. Bei Alecs Anblick ließ er den Stift fallen und grinste. »Der Große Vorsitzende mag dich.«
»Er mag jeden, der ihn hinter dem Ohr krault«, erwiderte Alec und verlagerte das Gewicht des dösenden Katers so, dass dessen Schnurren durch seine Brust zu vibrieren schien.
Magnus lehnte sich zurück, streckte die Arme aus und gähnte herzhaft. Der Schreibtisch war mit Zetteln übersät, dicht beschrieben mit Buchstaben und Zeichnungen – überall dasselbe Muster, Variationen der Symbole, mit denen der Boden der Dachterrasse verunstaltet gewesen war. »Und, wie war die Elbenkönigin?«
»Wie immer.«
»Ein eiskaltes Miststück?«
»Ja, könnte man sagen.« Alec erzählte Magnus die Kurzfassung der Ereignisse am Lichten Hof. Darin war er ziemlich gut – Dinge knapp zusammenzufassen, kein Wort zu viel. Leute, die ununterbrochen quasselten, hatte er noch nie verstanden, genauso wenig wie Jace’ Begeisterung für
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