City of Lost Souls
heiße Wasser die Dunkelheit von ihnen beiden abspülen konnte. »Nicht reden. Küss mich.«
Und das tat er.
»Was, beim Erzengel, soll das heißen – Clary ist nicht hier?«, fragte Jocelyn fordernd. Ihr Gesicht war kreidebleich. »Woher willst du das wissen, wenn du selbst gerade erst aufgewacht bist? Wo ist sie hingegangen?«
Simon schluckte. Jocelyn war für ihn immer so etwas wie eine zweite Mutter gewesen und ihren ausgeprägten Beschützerinstinkt gegenüber ihrer Tochter war er schon lange gewohnt. Bisher hatte sie ihn stets für einen Verbündeten in dieser Angelegenheit gehalten, als jemanden, der sich zwischen Clary und die Gefahren dieser Welt stellen würde. Doch nun sah sie ihn an, als wäre er ihr Feind. »Clary hat mir letzte Nacht eine SMS geschickt … «, fing Simon an, verstummte aber, als Magnus ihn heranwinkte.
»Du kannst dich genauso gut auch wieder hinsetzen«, sagte er. Isabelle und Alec starrten Simon mit großen Augen an, wohingegen der Hexenmeister nicht besonders überrascht zu sein schien. »Erzähl uns, was hier los ist, und zwar von Anfang an. Irgendwie hab ich das Gefühl, dass das eine Weile dauern könnte.«
Simons Bericht nahm tatsächlich einige Zeit in Anspruch, war aber nicht annähernd so lang, wie er im Stillen gehofft hatte. Als er fertig war, die Augen fest auf Magnus’ zerkratzten Tisch geheftet, hob er den Kopf und bemerkte, dass Jocelyn ihn mit einem Blick musterte, der so kalt war wie Polarwasser.
»Du hast meine Tochter gehen lassen … mit Jace … an irgendeinen unauffindbaren und nicht aufzuspürenden Ort, wo keiner von uns sie erreichen kann?«
Betreten schaute Simon auf seine Hände. »Ich kann sie erreichen«, widersprach er und hielt seine rechte Hand mit dem goldenen Ring hoch. »Das hab ich doch eben gesagt. Ich hab nach dem Aufwachen mit ihr Kontakt gehabt. Sie meinte, es ginge ihr gut.«
»Du hättest sie gar nicht erst gehen lassen dürfen!«
»Ich hatte keine Wahl – sie wäre so oder so gegangen. Und da dachte ich, es sei besser, wenn sie dann wenigstens eine Art Rettungsleine hat – wenn ich sie schon nicht aufhalten kann.«
»Fairerweise muss man sagen, dass wohl niemand sie hätte stoppen können. Clary macht, was sie will«, meinte Magnus und wandte sich an Jocelyn. »Du kannst sie nicht wie in einem Käfig halten.«
»Ich habe dir vertraut«, fauchte Jocelyn den Hexenmeister an. »Wie ist sie hier rausgekommen?«
»Sie hat ein Portal erschaffen.«
»Aber du hast doch gesagt, deine Wohnung wäre durch Schutzschilde gesichert … «
»Um Gefahren fernzuhalten, nicht, um meine Gäste einzusperren. Jocelyn, deine Tochter ist nicht dumm und sie tut, was sie für richtig hält. Du kannst sie nicht aufhalten. Niemand kann das. Da ähnelt sie sehr ihrer Mutter.«
Einen Moment lang starrte Jocelyn Magnus mit halb offen stehendem Mund an – und Simon begriff, dass Magnus Clarys Mutter natürlich schon seit deren Jugend gekannt haben musste, als sie Valentin und seinen Kreis verraten hatte und während des Aufstands fast umgekommen war. »Clary ist noch ein Kind«, entgegnete sie aufgebracht und fragte Simon: »Du hast also mit ihr gesprochen? Mithilfe dieser … dieser Ringe? Nachdem sie die Wohnung verlassen hat?«
»Zuletzt vor ein paar Minuten«, bestätigte Simon. »Sie meinte, es ginge ihr gut. Und es sei alles in Ordnung.«
Statt beruhigt zu sein, wirkte Jocelyn nur noch wütender. »Natürlich hat sie das gesagt! Ich kann einfach nicht fassen, dass du ihr das erlaubt hast, Simon. Du hättest sie daran hindern müssen … «
»Ja, wie denn? Hätte ich sie vielleicht fesseln sollen … mit Handschellen an den Restauranttisch ketten?«, rief Simon ungläubig.
»Wenn es nicht anders gegangen wäre. Du bist stärker als sie. Ich bin schwer enttäuscht … «
Da stand Isabelle auf. »Okay, das reicht jetzt«, funkelte sie Jocelyn an. »Es ist total unfair, Simon wegen etwas runterzumachen, das Clary ganz allein beschlossen hat. Und selbst wenn Simon sie für dich festgehalten hätte – was dann? Hättest du sie für immer und ewig einsperren wollen? Irgendwann hättest du sie ja doch mal freilassen müssen, und was dann? Dann würde sie nicht mal mehr Simon vertrauen, denn dir vertraut sie ja ohnehin nicht mehr, weil du ihr die Erinnerungen gestohlen hast. Und wenn ich mich richtig entsinne, hast du das deshalb getan, weil du sie schützen wolltest. Aber wenn du sie nicht ständig derart übermäßig beschützt hättest, dann wüsste
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