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City of Lost Souls

City of Lost Souls

Titel: City of Lost Souls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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sie jetzt vielleicht besser, was gefährlich ist und was nicht. Und sie wäre etwas weniger geheimnistuerisch – und nicht so leichtsinnig!«
    Alle Anwesenden starrten Isabelle an und Simon musste daran denken, was Clary ihm einmal gesagt hatte: Izzy mochte zwar nur selten Reden schwingen, aber wenn sie einmal eine hielt, dann sorgte sie dafür, dass sie auch Gewicht hatte.
    Jocelyn war kreidebleich. »Ich werde jetzt zur alten Polizeiwache zu Luke fahren«, sagte sie. »Simon, ich erwarte alle vierundzwanzig Stunden einen Bericht von dir, dass es meiner Tochter gut geht. Wenn ich nicht jeden Abend von dir höre, werde ich mich an den Rat wenden.« Damit marschierte sie aus der Wohnung und knallte die Tür so fest hinter sich zu, dass sich ein langer Riss im Putz der Mauer bildete.
    Isabelle setzte sich wieder an den Tisch, dieses Mal direkt neben Simon. Er sagte nichts, sondern streckte ihr nur stumm seine Hand entgegen. Izzy drückte sie schweigend und verschränkte ihre Finger mit Simons.
    »Also«, sagte Magnus schließlich und beendete damit die betretene Stille, »wer hilft mir, Azazel heraufzubeschwören? Denn wir brauchen dazu eine Unmenge an Kerzen.«
    Jace und Clary verbrachten den Tag in Venedig: Sie schlenderten durch die labyrinthartigen winzigen Gassen entlang der Kanäle, deren Gewässer in allen Farben von Dunkelgrün bis Trübblau schimmerten. Sie schlängelten sich zwischen den Touristen auf dem Markusplatz hindurch, spazierten über die Seufzerbrücke und tranken im berühmten Café Florian aus kleinen Tassen kräftigen Espresso. Die verwirrend verschlungenen Straßen erinnerten Clary ein wenig an Alicante, obwohl der Hauptstadt von Idris Venedigs Flair des eleganten Verfalls fehlte. Es gab weder breite Straßen noch Autos, nur gewundene kleine Gassen und Brücken, die über Kanäle mit malachitgrünem Wasser führten. Als der Himmel den tiefblauen Ton der spätherbstlichen Abenddämmerung annahm, gingen überall einladende Lichter und Lampen an – in winzigen Boutiquen, in Bars und Restaurants, die wie aus dem Nichts aufzutauchen schienen und genauso schnell wieder in den Schatten verschwanden, während Clary und Jace daran vorbeischlenderten und die Lichter und das Lachen der Gäste hinter sich ließen.
    Als Jace Clary fragte, ob sie hungrig sei, nickte sie entschieden. Inzwischen hatte sie einen Anflug von schlechtem Gewissen, weil sie noch keine Informationen aus Jace herausbekommen hatte und sich ehrlich gesagt ganz gut amüsierte. Während sie eine Brücke zum Stadtteil Dorsoduro überquerten, einem der ruhigeren, weniger touristischen Viertel, nahm sich Clary vor, an diesem Abend irgendetwas aus Jace herauszuquetschen – irgendetwas, das es wert war, es an Simon weiterzugeben.
    Jace hielt Clarys Hand, als sie eine weitere Brücke überquerten und die Straße auf einen weiten Platz an einen großen, fast flussbreiten Kanal führte. Rechts von ihnen erhob sich die Basilika einer Barockkirche, während am gegenüberliegenden Kanalufer weitere Lichter entzündet wurden und bunte Farben auf das Wasser warfen, die glitzerten und schillerten. Clary juckte es in den Fingern und sie wünschte, sie hätte ihre Malutensilien dabei, um das verblassende Licht des Abendhimmels und die dunklen Fluten, in denen sich die eckigen Konturen der Bauwerke reflektierten, festhalten zu können. Die gesamte Szenerie war in stahlblaues Licht getaucht. Irgendwo läuteten Kirchenglocken.
    Clary verstärkte ihren Griff um Jace’ Hand. Sie fühlte sich so weit weg von ihrem bisherigen Leben, auf eine Weise entrückt, wie sie es selbst von Idris nicht kannte. Venedig teilte mit Alicante zwar die Atmosphäre eines Ortes ohne Zeit, losgelöst von der Vergangenheit, als wäre man in ein Gemälde gestiegen oder zwischen die Seiten eines Buches gekrochen. Aber bei der italienischen Lagunensiedlung handelte es sich auch um eine reale Stadt, deren Existenz Clary aus der Schule kannte und die sie schon immer hatte besuchen wollen. Clary warf Jace, der gerade über den Kanal schaute, einen Seitenblick zu. Das stahlblaue Licht umhüllte auch ihn und ließ seine Augen dunkler erscheinen, genau wie die Schatten unter seinen Wangenknochen und die Konturen seines Mundes.
    Als er ihren Blick bemerkte, wandte er sich ihr zu und lächelte. Er führte sie um die Kirche herum und über ein paar bemooste Stufen zu einem Pfad entlang des Kanals. Das ganze Viertel roch nach feuchtem Stein, Wasser, Moder und vielen, vielen Jahrhunderten.

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