City Vampire: Gefährliches Spiel in Paris (German Edition)
Machen Sie sich keine Sorgen, ich habe bereits gut für Sie recherchiert“, sagte Jerome nun viel sachlicher. Er ging zu einem kleinen Tisch an der Wand und nahm einen braunen Umschlag zur Hand. Dann reichte er ihn Elaine.
„ Kommen wir also zum Geschäftlichen. Der erste Auftrag. Das Objekt meiner Begierde – es handelt sich um ein Gemälde – ist im Besitz eines privaten Kunstsammlers. Die Adresse und einen Bauplan seiner Villa finden Sie in dem Umschlag. Die Sicherheitsvorkehrungen sind nicht der Rede wert, wie Sie feststellen werden. Sie haben schon ganz andere Fälle gemeistert – das weiß ich aus sicherer Quelle.“ Er lachte gurrend.
Elaine nahm den Umschlag entgegen. Sie wollte nicht hineinschauen. Nicht jetzt. „Ich will mit Mathis sprechen“, sagte Sie zornig. „Solange ich nicht sicher sein kann, dass es ihm gut geht, mache ich gar nichts.“
Jerome zog die Augenbrauen hoch. „Sie sollten doch inzwischen bemerkt haben, dass Sie nicht in der besten Position sind, um Forderungen zu stellen, oder?“
Elaine sagte nichts, sondern starrte Jerome bloß mit festem Blick an.
Schließlich zuckte er die Schultern. „Ach, warum nicht.“ Er griff in die Tasche seines Mantels und zog ein Mobiltelefon hervor. Er wählte eine Nummer und schon nach kurzem Klingeln wurde am anderen Ende abgehoben.
„ Hol mir den Jungen ans Telefon“, sagte er ohne ein Wort der Begrüßung. Dann reichte er das Handy an Elaine weiter.
Mit zitternden Fingern nahm sie es entgegen.
„ Mathis?“, flüsterte sie. „Mathis, hörst du mich?“ Ein Knacken erklang in der Leitung, als das Telefon weitergereicht wurde. Dann sagte eine jungenhafte Stimme: „Elaine, bist du das?“
Vor Erleichterung sank Elaines Herz bis in die Kniekehlen. „Mathis, mein Gott, du lebst! Geht es dir gut?“
„ Ja“, sagte Mathis. Er klang erschöpft. „Es geht mir gut. Was soll das alles? Wann darf ich wieder nach Hause?“
„ Bald, ich verspreche es“, sagte Elaine und schluckte den Kloß in ihrem Hals herunter. „Tu einfach, was sie sagen, ja? Alles wird gut.“
„ Aber – was wollen die von uns?“ Mathis schluchzte.
Elaine kämpfte gegen die Tränen an, die ihr in die Augen schießen wollten. „Ich muss nur eine Kleinigkeit erledigen, dann darfst du wieder nach Hause. Ich verspreche dir, alles kommt wieder in Ordnung. Hörst du? Dir wird nichts geschehen.“
„ Genug jetzt“, bestimmte Jerome und nahm Elaine das Telefon aus der Hand. „Sie wissen jetzt, dass es Ihrem Bruder gut geht. Sie sollten nach Hause fahren und mit den Vorbereitungen beginnen!“
„ Sie sprachen von zwei Aufträgen“, sagte Elaine eisig.
„ Erst erledigen Sie diesen. Wenn Sie mir das Gemälde bringen, nenne ich Ihnen die Details zu dem zweiten.“ Er sah ihr direkt in die Augen. „Sie finden eine Nummer in dem Umschlag, unter der Sie mich erreichen können.“ Er ergänzte: „Sie erledigen diese zwei Kleinigkeiten für mich und Ihr Bruder kehrt unbeschadet heim. Ich werde mein Wort halten. Haben wir uns verstanden?“
Elaine hielt seinem Blick stand. „Ja“, sagte sie. „Das haben wir.“
Kapitel 5
Das Gewitter war in vollem Gange, als Elaine nach Hause fuhr. Sie ließ ihrer Verzweiflung freien Lauf und heiße Tränen rannen ihr Gesicht hinab. Sie hatte geglaubt, all das endlich hinter sich lassen zu können. Elaine hatte nie eine Wahl gehabt. Als sie gerade achtzehn Jahre alt war, kamen ihre Eltern bei einem Verkehrsunfall ums Leben und sie hatte sich von da an allein um den erst zehnjährigen Mathis kümmern müssen. Da sie Geld brauchten und der Junge zur Schule gehen musste, nahm sie jeden Job an, der sich ihr bot. Neben dem Kellnern jobbte sie morgens im Musée de l´Orangerie, einem der kleinsten aber schönsten Museen von Paris mit einer feinen Sammlung zahlreicher Vertreter des Impressionismus. Sie saß als Aufsicht in einem der Räume und beobachtete die Besucher, wie sie die Gemälde von Cézanne und Monet bestaunten. Eines Tages lernte sie den charismatischen Victor kennen. Er schien sich nicht nur für die Kunstwerke zu interessieren, sondern auch für sie. Obwohl er deutlich älter war als Elaine, konnte sie seinem Charme nicht widerstehen und war fasziniert von seinem Wissen und seiner Erfahrung. Es dauerte nicht lange, bis sie erfuhr, womit er seinen luxuriösen Lebensstil unterhielt: Er war ein Dieb. Ein Kunstdieb, um genau zu sein. Er war gut, zählte jedoch nicht zu den Besten seines Fachs. Doch Elaine war jung und
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