City Vampire - Gefaehrliches Spiel in Paris
gewaltig. Bérenger Saunière und Marie Denarnaud haben nur einen kleinen Bruchteil davon an sich genommen. Und wurden trotzdem unvorstellbar reich. Malen Sie sich aus, was noch da ist“, stöhnte Jerome.
„ Er sagt die Wahrheit“, raunte Laurent zu Elaine. Die beiden standen ein paar Meter von Jerome entfernt, der zusammengesunken und noch immer gefesselt auf dem Stuhl hockte und mit stumpfem Blick den Boden anstarrte.
„ Was macht dich da so sicher?“, fragte Elaine zweifelnd.
Laurent lachte leise in sich hinein. „Glaub mir einfach“, erwiderte er dann, „er kann mich nicht belügen.“
Mit großen Schritten ging er zurück zu Jerome. „Schauen Sie mich an“, befahl er streng. Jerome hob den Kopf. „Wir werden Sie jetzt gehen lassen“, sagte er mit tiefer Stimme. „Wenn Sie zuhause sind, gehen Sie schlafen und wenn Sie aufwachen, werden Sie vergessen haben, was passiert ist. Sie werden auch das Gemälde, die Brille und den Schatz vergessen haben. Sie haben auch gar kein Interesse mehr an Kunst, Schätzen und Abenteuern. Außerdem haben Sie noch nie etwas von Elaine oder ihrem Bruder Mathis gehört. Und…“, er beugte sich noch ein Stück näher heran, „Sie werden sich nicht einmal daran erinnern, sie jemals getroffen zu haben.“ Jerome zwinkerte ein paar Mal, als sei er gerade erwacht und müsse sich erst darüber klar werden, wo er war. Dann nickte er stumm. Laurent stand auf, ging um den Stuhl herum und löste die Fesseln.
„ Stehen Sie auf und gehen Sie nach Hause“, sagte er. Dann verließ er mit Jerome an seiner Seite den Salon. Elaine hörte, wie die Tür sich öffnete und wenige Augenblicke später wieder ins Schloss fiel. Dann kehrte Laurent zu ihr zurück.
„ Was war das denn gerade?“, fragte sie ungläubig.
„ Ich habe dafür gesorgt, dass er dich und Mathis für immer in Ruhe lassen wird“, sagte Laurent fast beiläufig. „Ich hatte dir versprochen, mich darum zu kümmern. Und ich halte meine Versprechen.“
Er ging zu der Tischbar und schenkte sich einen Whisky ein. „Möchtest du auch etwas?“
Sie schüttelte energisch den Kopf. „Glaubst du ernsthaft, das war’s jetzt? Dass er sich ab morgen ein anderes Hobby sucht? Nur, weil du es ihm gesagt hast?“
Laurent holte tief Luft. „Ja. Genau wie er auch alles zu dem Schatz ausgeplaudert hat – nur weil ich ihm gesagt habe, dass er reden soll.“
Elaine stand noch immer wie versteinert da und starrte Laurent ungläubig an. Entweder war er verrückt oder er litt an Größenwahn oder…
„ Bist du etwa eine Art Hypnotiseur?“, fragte sie schließlich. Der Zweifel stand ihr ins Gesicht geschrieben. Daran glaubte sie ja selbst kaum, daher war es umso verrückter, die Frage aus ihrem eigenen Mund zu hören.
Laurent sah sie ernst an. „So etwas in der Art. Sagen wir, ich besitze die Fähigkeit zur Suggestion.“
Elaine hob eine Augenbraue. „Aha. Das heißt, du kannst anderen Leuten deinen Willen aufzwingen.“ Ohne dass sie es bewusst gesteuert hätte, wich sie einen Schritt vor ihm zurück. „Ist das alles? Hast… hast du noch mehr solcher besonderer Fähigkeiten?“ Die vielen kleinen Dinge fielen ihr ein, die sie an ihm bemerkt und in irgendeiner Schublade ihres Gehirns versteckt hatte – seine Schnelligkeit. Die übermenschliche Kraft, mit der er sie bei ihrem ersten Treffen überwältigt und später auch die Vitrine im Museum zertrümmert hatte. Jerome und seine Handlanger, der Schuss. Dass er offenbar keine Wunden davon getragen hatte. „Was bist du?“, hauchte sie dann.
Laurent spürte ihre Angst und hörte ihren rasenden Herzschlag in seinen Ohren pochen. Er stand noch immer vor dem kleinen Tischchen, das Whiskyglas in der Hand.
„ Ich bin ein Vampir“, sagte er schließlich tonlos.
Elaine taumelte rückwärts, bis sie an das Sofa stieß. Ihre Finger klammerten sich um die samtweiche Lehne.
„ Nein...“ Das Zittern in ihrer Stimme war nicht zu überhören. „Unmöglich. Vampire gibt es nicht.“
„ Ach nein?“, Laurent lachte bitter. „Ich versichere dir, es gibt sie.“
Langsam, wie in Zeitlupe, verdunkelte sich sein Blick. Die Iris seiner Augen färbte sich rot und feine dunkle Adern schimmerten plötzlich durch die Haut unterhalb seiner Augen. Er öffnete die Lippen – nur ein wenig – doch gerade genug, um Elaine die Spitzen seiner Fangzähne sehen zu lassen. Sie wollte schreien, doch der Laut steckte in ihrer Kehle fest und nahm ihr die Luft zum Atmen. Sie wollte
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