Clancy, Tom
idyllisch. Und dann war da die
Seuche. Dagegen hatten sie zwar Pillen, aber der Arzt, der sie ihnen gegeben
hatte, war sich nicht sicher gewesen, ob sie verlässlich wirkten. Sie würden
zwar helfen, hatte er Adnan gesagt, aber eine Garantie gab es nicht. Je länger
sie dort blieben, desto größer das Risiko. Das Schlimmste dabei war, dass sie
erst nach vielen Jahren wissen würden, ob sie es geschafft hatten, dass sie den
unsichtbaren Tod, der in ihnen nagte, erst bemerken würden, wenn es zu spät
war. Unwichtig, ermahnte
er sich. Der Tod ist nur der Tod, einfach eine Brücke ins Paradies, und das
wussten seine Männer genauso gut wie er selbst. Daran zu zweifeln hieß, Allah
zu lästern.
Trotz der
eisigen Kälte und der mageren Verpflegung hatte sich keiner von ihnen mit einem
Wort beklagt. Es waren gute Männer, Allah wie der Sache treu ergeben - was
natürlich ein und dasselbe war. Und obwohl er zuversichtlich war, dass sie
standhaft bleiben würden, wenn er ihnen den Zweck ihrer Reise enthüllte,
wusste er doch, dass er sich keine Blöße geben durfte.
Der Emir
hatte ihn persönlich für diese Mission ausgewählt, und ihre Aufgabe war zu
wichtig, als dass sie aus Angst aufgeben durften.
Und was ist mit der Aufgabe?, fragte Adnan sich. Seine
Anweisungen waren ausführlich und klar, leicht zugänglich in seinem Gepäck -
mehrere Dutzend laminierte Seiten —, aber was, wenn es Komplikationen gab?
Wenn die Werkzeuge sich als unzulänglich erwiesen? Wenn sie an der falschen
Stelle schnitten oder die Winde die Last nicht trug? Wenn, Gott behüte, die
Sicherheitsmaßnahmen sich inzwischen geändert hatten?
Halt, befahl er sich selbst. Genau wie die Angst war auch
der Selbstzweifel nur eine Schwäche des Geistes, die man durch den Glauben an
Allah und an den Emir überwinden musste. Er war ein weiser Mann, ein großer
Mann, und er hatte Adnan versichert, dass ihr Lohn auf sie warten würde. Sie
würden es finden, das Unerlässliche tun, um es sich zu verschaffen, und dann
zurückkehren.
Noch drei
Tage, dann weitere fünf für die Rückfahrt.
Jack jr.
fuhr den Computer herunter, verließ sein Kabuff und ging zum Parkplatz, wo
sein gelber Hummer H2 auf ihn wartete. Das Fahrzeug war eine der wenigen
Freuden in seinem derzeitigen Leben, und selbst diese war mit Gewissensbissen
verbunden. Angesichts der Benzinpreise und der wirtschaftlichen Lage verspürte
er jedes Mal Schuldgefühle, wenn er in dem verdammten Koloss den Zündschlüssel
umdrehte. Klar, er war kein Ökofreak, das stand fest, aber vielleicht war es
doch an der Zeit, diese Verschwendung ein wenig einzuschränken. Und wie es ihn
nervte, dass seine kleine grüne Schwester dauernd auf ihm herumhackte! Neulich
hatte er gehört, dass Cadillac sein Escalade-SUV auch als recht anständigen
Voll-Hybrid anbot. War vielleicht doch mal einen Trip zur
Cadillac-Niederlassung wert.
Heute war
er zum Abendessen bei seinen Eltern eingeladen. Kam nicht mehr sehr häufig
vor. Sally würde ebenfalls dabei sein, wahrscheinlich würde sie ständig von
ihrem Medizinstudium erzählen. Sie musste bald ihre Spezialisierung wählen,
bestimmt wollte sie Moms Rat einholen. Und Cathy würde so charmant wie immer
sein und ihre Mutterliebe über Sally ergießen, mit der sie auch den älteren
Bruder nicht verschonte. Das konnte verdammt nervig sein, aber andererseits
war SAND-BOX als kleine Schwester gar nicht so übel. Es würde ein Familienabend
werden, Steaks, Spinatsalat, geröstete Kartoffeln, Maiskolben, denn das war
Dads Lieblingsessen. Vielleicht ein Glas Wein dazu — inzwischen war er ja wohl
alt genug.
Das Leben
als Sohn des Präsidenten hatte seine Nachteile, wie Jack schon vor längerer
Zeit hatte entdecken müssen. Zwar musste er die Gesellschaft von Leibwächtern
nicht mehr ertragen, wofür Jack ausgesprochen dankbar war, aber er war sich
nicht ganz sicher, ob er nicht doch einen geheimen Personenschutz hatte. Einmal
hatte er Andrea danach gefragt, und sie hatte ihm versichert, dass keine
Civil-Service-Leute für ihn abgestellt seien, aber wer konnte schon wissen, ob
sie ihm die Wahrheit gesagt hatte?
Er parkte
auf der Straße vor seinem Apartment, ging hinein, zog eine andere Hose sowie
ein Flanellhemd an und verließ wieder die Wohnung. Kurz darauf fuhr er auf der
197 in Richtung Annapolis und von dort nach Peregrine Cliff.
Schon
bevor sein Vater in den Staatsdienst eingetreten war, hatten seine Eltern dort
ein recht geräumiges Haus gebaut. Leider wusste
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