Clancy, Tom
ging
Chavez durch das Tor und die hintere Außentreppe hinauf. Er schraubte die
Glühbirne aus der Fassung und ging dann wieder die Stufen hinunter. Dann
huschten Jack und Clark durch das Tor. Clark stieg jetzt seinerseits vorsichtig
die Stufen empor und kauerte zwei Minuten vor der Eingangstür. Vorsichtig
richtete er sich wieder auf und machte sich am Türknopf und dessen
Sicherungsbolzen zu schaffen. Schließlich gab er den anderen ein Zeichen, noch
kurz zu warten, und schlüpfte ins Haus. Eine Minute später kam er zurück und
winkte sie herein.
Das Innere
des Apartments war ein Spiegelbild der Außenarchitektur, lang und schmal mit
beengten Fluren, Dielenböden mit verschlissenen Teppichläufern, dunklen
Fußleisten und Kranzprofilen. Nayoan legte offensichtlich auf seine
Inneneinrichtung nicht viel Wert, bemerkte Jack. Neben einer zweckmäßigen Küche
und einem Badezimmer mit schwarz-weißen Schachbrettfliesen gab es noch ein
Wohnzimmer mit einer Sofagarnitur, einem Couchtisch und einem kleinen Fernseher.
Er hatte wahrscheinlich nicht vor, lange hierzubleiben, dachte Jack. Warum
sollte er sich dann mehr als das Allernotwendigste anschaffen? Könnte das
irgendetwas bedeuten? Man sollte vielleicht überprüfen, wann Nayoans Amtszeit
am hiesigen Generalkonsulat zu Ende ging -
»Okay,
filzen wir die Wohnung«, ordnete Clark an. »Aber wenn wir fertig sind, muss
alles wieder an seinem alten Platz stehen!«
Sie
schalteten ihre Taschenlampen ein und machten sich an die Arbeit.
Als Erstes
fand Chavez auf einem Kartentisch in Nayoans Schlafzimmer einen Dell-Laptop.
Jack fuhr ihn hoch und machte sich daran, die Ordner und Dateien, den
Browserverlauf und die E-Mail-Verzeichnisse durchzuschauen. Unterdessen
durchsuchten Clark und Chavez eine halbe Stunde lang ein Zimmer nach dem
anderen, wobei sie zuerst die üblichen Verstecke überprüften.
»Okay«,
sagte Jack schließlich. »Kein Passwortschutz und kein Keylogger-Schutzprogramm
... Außer einer ganz gewöhnlichen Firewall und einem Antivirenprogramm ist
dieses Ding offen wie ein Scheunentor. Eine Menge Zeug, aber nichts
Auffälliges. Vorwiegend nicht geheime Konsulatsangelegenheiten und E-Mails,
einige von ihnen persönlich. Familienangehörige und Freunde in seiner Heimat.«
»Gibt es
ein Adressenverzeichnis?«, fragte Clark.
»Ja, aber
dafür gilt dasselbe. Niemand, den wir von den URC-Verteilerlisten her kennen
würden. Er löscht fast täglich seinen Browserverlauf, einschließlich der
Temporary Files und der Cookies.«
»Cookies?«,
fragte Chavez erstaunt.
»Kleine
Datenpakete, die Websites jedes Mal auf deinem Computer hinterlassen, wenn du
sie aufrufst. Das ist vollkommen banal.«
»Wie tief
kannst du schürfen?«, fragte Clark.
»Hier?
Nicht sehr tief. Ich kann alle Dateien und Verzeichnisse kopieren, aber für
eine Kopie der ganzen Festplatte reicht die Zeit auf keinen Fall.«
»Okay,
nimm, so viel du kriegen kannst.«
Jack
schloss eine externe Western-Digital-Festplatte an den Laptop an und begann,
ein Verzeichnis nach dem anderen auf sie zu überspielen, während Clark und Chavez
weiterhin die Wohnung durchsuchten. Vierzig Minuten später hörte man Chavez in
der Küche flüstern: »Hab ich dich!«
Er kam ins
Schlafzimmer und zeigte den beiden anderen triumphierend einen
Frischhaltebeutel mit Zip-Verschluss. »Ein doppelter Boden in seiner Werkzeugschublade.«
Jack
musterte den Inhalt des Beutels: »Eine beschreibbare DVD - BluRay.« Er legte
sie in das DVD-Laufwerk des Laptops ein und klickte den richtigen Laufwerksbuchstaben
an. Auf dem Bildschirm öffnete sich das entsprechende Fenster. »Das sind ein
Haufen Daten, John. Fast fünfzig Gigabytes. Viele Bilddateien.«
»Ruf ein
paar auf.«
Jack
öffnete ein Bildverzeichnis und ließ die Fotos als Thumbnails anzeigen. »Kommen
euch die bekannt vor?«
»Das tun
sie in der Tat«, sagte Clark.
Jack
tippte mit dem Finger nacheinander auf drei Bilder. »Die stammen bestimmt von
URC-Websites.«
»Wo Rauch
ist ...«, sagte Chavez.
Clark
schaute auf die Uhr. »Kopiere das alles, Ding, dann können wir es analysieren.
Wird Zeit, hier abzuhauen!«
Eine Stunde später waren sie wieder in ihrem Hotel, dem La
Quinta Inn in der Nähe des Flughafens. Jack lud mit Hilfe einer gesicherten
FTP-Verbindung einige der Bilder auf den Campus-Server hoch, danach rief er ihr
Computergenie Gavin Biery an und schaltete die Freisprechfunktion ein.
»Diese
Bilder kennen wir doch«, sagte Biery. »Von dem
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